Witten. Mehrere Hunde haben in Durchholz auf einer Wiese mindestens drei Schafe gerissen. Was Beteiligte, Behörden und Fachleute zu dem Fall sagen.
Ein Fall von Hunden gerissener Schafe sorgt im Wittener Ortsteil Durchholz für Empörung. Fakt ist: Am Donnerstagvormittag, 2. Januar, haben mehrere Hunde mindestens drei Schafe auf einer Weide von Maren R. gerissen. Den Vorfall hat Nachbarin Jutta Ostwinkel mit Fotos dokumentiert. Die Polizei war vor Ort, weil der Verdacht von Verstößen gegen das Tierschutzgesetz im Raum steht. Wer verantwortlich ist, ist noch ungeklärt. Maren R. und ihr Partner sehen sich jedenfalls zu Unrecht beschuldigt.
Was den Fall brisant macht, erläutert Kira Scheven vom Ennepe-Ruhr-Kreis unter Berufung auf das Veterinäramt. Laut Tierschutzgesetz ist es verboten, „ein Tier auf ein anderes Tier zu hetzen, soweit dies nicht die Grundsätze waidgerechter Jagdausübung erfordern“. Das Tierschutzgesetz untersagt zudem das Töten von Wirbeltieren wie etwa Schafen ohne vernünftigen Grund. Der Gesetzgeber sieht im Fall einer Verurteilung Freiheitsstrafen vor. Doch was genau ist passiert?
Augenzeugin in Witten rief Polizei
Jutta Ostwinkel besitzt ein Haus in unmittelbarer Nachbarschaft der Weide. Ein 80 Zentimeter hoher Maschendrahtzaun trennt die Grundstücke. Jutta Ostwinkel stellt den Vorfall so dar, dass mehrere Hunde, darunter hauptsächlich Huskys, von der Terrasse des Nachbarhauses auf das Außengelände gekommen seien.
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Dort hätten die Hunde insgesamt vier Schafe tot gebissen und teilweise aufgefressen. Daraufhin habe sie, gemeinsam mit einer weiteren Augenzeugin aus der Nachbarschaft, die Polizei alarmiert. Die Beamten seien mit zwei Fahrzeugen gekommen. Einer der Beamten habe seine Dienstwaffe entsichert, als er die Hunde beim Fressen der Schafe gesehen hat: „Uns hat er ins Haus geschickt“, so Ostwinkel.
Polizeisprecherin Mirella Turrek bestätigt den Einsatz in Durchholz. Die Beamten seien alarmiert worden. In ihrem Bericht hieß es, dass „augenscheinlich Schafe gerissen“ worden seien. Die Beamtin hätten mit der Tierhalterin lediglich gesprochen. Eine Anzeige wurde nicht geschrieben.
Huskys gelten bei Fachleuten als herausfordernde Hunderasse. Sie seien selbstständig denkende Tiere, sagt die Wittener Expertin Katrin Hippert (36). Sie seien nicht mit dem Ziel gezüchtet worden, den Menschen „gefallen zu wollen“. Mehr noch: Die Fachfrau weiß aus eigener Erfahrung, dass die Rasse „einen sehr starken Jagdtrieb“ hat: „Den muss man kontrollieren können.“ Nur mit speziellem Training – etwa mit Felldummys - sei es möglich, den Jagdtrieb der aus arktischen Zonen stammenden Hunde so weit zu kontrollieren, dass sie gefahrlos freilaufen dürfen.
In jedem Fall sei es ratsam, Huskys lediglich auf einem gut gesicherten Außengelände laufen zu lassen. Ein bloßer Maschendrahtzaun sei ungeeignet – selbst wenn er 1,50 Meter hoch sei. Die Hundetrainerin empfiehlt Halterinnen und Haltern einen Zaun, der oben ein Stück weit nach innen gerichtet ist.
Sieben Hunde im Haushalt
Maren R. und ihr Partner halten insgesamt sieben Hunde, fünf Huskys, ein belgischer Schäferhund der Rasse Malinois sowie ein weiterer Vierbeiner. Einer der Huskys müsse „noch zum Schlittenhund ausgebildet werden“. Der Malinois würde ebenfalls trainiert. Ihm fehlen „noch ein paar Manieren“.
Maren R. und ihr Partner, der namentlich nicht genannt werden will, bestätigen den Vorfall auf der Schafsweide. Sie sprechen von drei getöteten Tieren. Das Paar beteuert, die Hunde seien am Tag des Vorfalls gesichert gewesen. Sie hätten sich auf einer Terrasse mit einem 1,80 Meter hohen Zaun aufgehalten. Das Tor zur Schafswiese sei doppelt gesichert gewesen – und zwar so, dass sich die Hunde nicht einmal hätten durchbuddeln können.
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Maren R. und ihr Partner sprechen von einem Einbruch in ihren Kotten: „Bei uns sind Geräte, eine Platthacke und ein Spaten, geklaut worden. Und die Hunde sind rausgelassen worden.“ Maren R. und ihr Partner haben inzwischen Anzeige erstattet, wie Polizeisprecherin Turrek bestätigte.
Hunde belohnen sich nach erfolgreicher Jagd mit Hormonen
Wer auch immer für das Ereignis verantwortlich ist: Fachfrau Katrin Hippert betont, dass Hunde, die einmal ein Tier zur Strecke gebracht haben, sich selbst hormonell für ihre erfolgreiche Jagd belohnen: „Der Jagdtrieb, den der Hund hat, ist danach garantiert doppelt so stark. Wenn so etwas passiert, ist das Kind quasi schon in den Brunnen gefallen.“
Derweil ist das Veterinäramt aktiv geworden. Eine Mitarbeiterin wolle sich ein Bild vor Ort machen und mit den Eigentümern der Tiere Kontakt aufnehmen, hieß es. Es gelte herauszufinden, ob die Anschuldigungen zutreffend seien.
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