Witten. Der Ennepe-Ruhr-Kreis hat seinen Pflegbericht für die Jahre 2020 bis 2023 veröffentlicht. Für Witten gibt es interessante Zahlen.

Der Ennepe-Ruhr-Kreis hat den Pflegebericht 2024 vorgelegt. Er umfasst die Jahre 2020 bis 2023. Einige interessante Daten können daraus abgeleitet werden - unter anderem, dass der Anteil der über -80-Jährigen bis 2050 deutlich steigen wird.

So waren in Witten im Jahr 2021 genau 7435 Bürgerinnen und Bürger älter als 80. Bis 2050 soll die Zahl laut Kreis auf 10.905 klettern. Das entspricht einer Zunahme von knapp 47 Prozent. Dadurch erhöht sich die Anzahl der potenziell pflegebedürftigen Menschen. Ende 2021 lag ihr Anteil bei 6741 Personen. Das entspricht einer Pflegequote von 7,1 Prozent. Nur in Schwelm (auch 7,1 Prozent) und Wetter (7,8 Prozent) ist die Quote gleich hoch beziehungsweise höher. 43,4 Prozent der zu pflegenden Menschen sind in den Pflegegrad zwei eingeteilt.

Der EN-Kreis mit Witten braucht mehr Pflegepersonal

In Witten gibt es zwölf stationäre Seniorenheime, die Pflegebedürftige aufnehmen. Sie bieten insgesamt 1132 Plätze. Die Auslastung betrug 2023 exakt 96,3 Prozent. Hinzu kommen fünf Tagespflegen, sechs Wohngemeinschaften sowie drei Kurzzeitpflegen. Aber reichen die Kapazitäten auch für die kommenden Jahre?

„Wenig überraschend prognostiziert der Bericht einen Anstieg der pflegebedürftigen Menschen und lässt auch die Folgen des demografischen Wandels, der gesellschaftlichen Veränderungen und des zunehmenden Fachkräftemangels in der Pflege nicht unerwähnt“, sagt Kathrin Schmüdderich, beim EN-Kreis für die Pflegekoordination zuständig. Die Pflegeinfrastruktur müsse umso mehr gesichert und bedarfsgerechte „Unterstützungsstrukturen ausgebaut werden“, heißt es weiter.

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Insbesondere bei der vollstationären Dauerpflege komme es zu Versorgungsengpässen. „Aufgrund der demografischen Entwicklungen kann davon ausgegangen werden, dass sich diese Problematik zukünftig verstärken wird“, heißt es. So würden nach Berechnungen des EN-Kreises in Witten 2030 23 Plätze in stationären Einrichtungen fehlen, 2050 wären es schon 327.

Die Feierabendhäuser sind eins der größten Seniorenheime in Witten.
Die Feierabendhäuser sind eins der größten Seniorenheime in Witten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Auch deshalb müsse man die Arbeit in der Pflege attraktiver gestalten. Schließlich schlägt auch hier der Fachkräftemangel voll zu. „Solange es nicht gelingt, dem Pflegefachkräftemangel entgegenzuwirken, wird es nicht möglich sein, die notwendigen Angebotsstrukturen in der professionellen Pflege im angemessenen Ausmaß zur Verfügung zu stellen“, heißt es.

Arbeitsbedingungen sollen verbessert werden

Deshalb müsse die Anzahl der Auszubildenden erhöht werden. Möglich sei das unter anderem durch flexible Arbeitszeitmodelle und Betreuungsmöglichkeiten für Kinder. Bei der Bezahlung schlägt der Pflegebericht vor, diese etwa durch Zuschläge für die kurzfristige Übernahme von Diensten attraktiver zu gestalten. Auch das Anwerben von Fachpersonal aus dem Ausland sei eine Option, um dem Fachkräftemangel entgegenzutreten.

Hier seien jedoch nicht nur der Kreis und die Kommunen gefragt, sondern auch die entsprechenden Arbeitgeber. Hierbei müssten die unterschiedlichen Lebensmodelle der Beschäftigten berücksichtigt werden. Denn nur mit dem entsprechenden Personal könne man den Versorgungsengpässen auf Dauer begegnen.

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