Witten. Viele Langzeitbewohner leben im Tierheim Witten. Wer sie adoptieren möchte, braucht Erfahrung und Geduld. Hier stellen wir drei von ihnen vor.

Im Tierheim Witten warten mehrere Langzeitbewohner auf ein neues Zuhause. Etwa der Herdenschutz-Mischling Hugo, der schon sechs Jahre lang im Zwinger lebt. Doch mit seinem Schicksal ist er nicht allein. Die meisten der Hunde, die schon mehrere Jahre hinter Gittern verbracht haben, sind allerdings nicht ohne Grund schon so lange in den professionellen Händen der dortigen Mitarbeiter. Deshalb sind sie auch nur etwas für absolute Hundekenner, die sich ganz individuell auf das Tier und seine Eigenheiten einlassen können.

Staffordshire-Mix Mavis ist extrem stressempfindlich

Da wäre etwa der Staffordshire-Mix Mavis, seit 2018 im Tierheim. Der Rüde reagiert extrem auf Umwelteinflüsse, ist sehr stressempfindlich und geht schnell hoch. „Das ist typisch für diese Fellfarbe“, sagt Tierheimleiterin Kirsten Simon. Ein Silber-Blau. Noch drei weitere Kampfhunde mit derselben Farbe sitzen aktuell im Tierheim. „Die Farbe tut der Rasse nicht gut“, stellt Simon fest. Bei Mavis etwa reicht es schon aus, beim Spazierengehen nicht den gleichen Weg wie sonst zu nehmen. „Wenn er mit der Situation nicht umgehen kann, beißt er um sich.“

Hund lebt seit Jahren im Tierheim und sucht Familienanschluss
Mavis, ein blauer Staffordshire-Mix, lebt schon viele Jahre im Tierheim Witten. Er ist extrem stressempfindlich. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Im Zwinger sei Mavis ruhig und entspannt und kuschele gerne mit seinen Bezugspersonen. „Zuhause wird er nichts machen“, schätzt die Leiterin das Tier ein. Das Problem beginne beim Verlassen der vertrauten Umgebung. Ein ruhiges Zuhause, am besten bei einer Einzelperson und mit eingezäuntem Grundstück, könnte sie sich für den achtjährigen Rüden vorstellen. „Dann muss man nicht so oft raus.“ Es habe schon oft Anfragen für Mavis gegeben - aber noch war nicht der passende Mensch dabei.

Münsterländer Benno braucht eine konsequente Führung

Auch Münsterländer Benno wartet seit sechs Jahren auf ein passendes Zuhause. Das Problem bei ihm: „Er will in der Wohnung die Weltherrschaft übernehmen“, fasst es Kirsten Simon zusammen. Sein Vorbesitzer konnte zum Schluss nicht mehr das Wohnzimmer betreten. Ressourcen wie Futter verteidigt er stark. Und geht etwas nicht nach seinem Kopf, zeigt er gerne die Zähne.

Hund lebt seit Jahren im Tierheim und sucht Familienanschluss
Sieht aus, als könnte er kein Wässerchen trüben: Münsterländer Benno will immer seinen Kopf durchsetzen und setzt dabei auch die Zähne ein. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Ein Maulkorb ist bei ihm deshalb zunächst auch in der Wohnung Pflicht. Dann müsse man mit ihm „ausdiskutieren“, wo seine Grenzen liegen. „Man muss sich bei ihm durchsetzen“, betont Simon. Draußen hingegen sei der mittlerweile zehnjährige Rüde verträglich mit anderen Hunden. Er lasse sich auch von fremden Menschen anfassen. Wegen seines schwierigen Charakters ist eine Vermittlung allerdings schon gescheitert und Benno musste zurück ins Tierheim.

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Powerpaket Timon mag keine fremden Menschen

Auf fast fünf Jahre ohne Familie blickt Mischlingshund Timon zurück. Als Welpe kam er aus Rumänien über einen Verein nach Deutschland, die Pflegestelle verliebte sich in ihn und behielt ihn bei sich. Doch mit elf Monaten landete der Rüde dann im Tierheim - nachdem er fremde Personen gebissen hatte.

Hund lebt seit Jahren im Tierheim und sucht Familienanschluss
Mischlingsrüde Timon ist vom Foto-Shooting mit Tierheimsleiterin Kirsten Simon wenig begeistert. Er hat große Probleme mit fremden Menschen - und der Fotograf kommt ihm für seine Verhältnisse schon zu nah. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Deshalb trägt Timon auch bei Spaziergängen einen Maulkorb - und wird das für den Rest seines Lebens tun müssen. Denn für fremde Menschen werde er wohl immer gefährlich bleiben, so Simon. „Man weiß eben auch nie, was die Tiere im Ausland vorher erlebt haben.“ Anders hingegen sieht es bei vertrauten Personen aus. Da ist er liebevoll und verschmust. Wie etwa bei Astrid Stolberg, „seiner“ ehrenamtlichen Gassi-Geherin. Gemeinsam sind sie sehr aktiv, treiben Hundesport oder gehen zusammen joggen. So oder so ähnlich sollte das Kraftpaket auch in seinem neuen Zuhause ausgepowert werden.

Auch wenn die hier vorgestellten Hunde alle mehrere Baustellen haben, hofft Kirsten Simon selbst für sie auf eine Chance. Nicht alles könne man wegtrainieren, aber sich auf vieles einstellen. Wenn denn die passenden Menschen vorbeikommen.

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