Witten. Keiner will ihn haben. Hugo zählt zu den ältesten Stammgästen im Tierheim Witten. Dabei tut er nur das, was ein Hund seiner Rasse tun sollte.
- Herdenschutzhund Hugo wurde vor fünf Jahren von seinem Besitzer im Tierheim abgegeben
- Mittlerweile ist der Rüde ein Senior und wartet immer noch auf seine zweite Chance
- Wer ihn kennenlernen möchte, braucht Geduld und Erfahrung
Wenn an den Feiertagen Familien und Freunde am Weihnachtsbaum zusammenkommen, wird Hund Hugo alleine in seinem Zwinger im Tierheim Witten sitzen. Und das schon zum fünften Mal. So lange lebt das eindrucksvolle Tier schon ohne Familienanschluss. Auch wir haben ihn bereits vorgestellt, doch ohne Erfolg. Tierheimleiterin Kirsten Simon hofft, dass sich das Blatt für den lieben Rüden noch wendet. Denn seine Zeit wird knapp.
Anfang 2020 wurde Hugo beim Tierheim abgegeben, da war er sechs Jahre alt. Bis dahin hatte er ein Firmengelände bewacht. Doch sein Besitzer verlor Job und Haus und musste in eine Mietwohnung ziehen. In der neuen Umgebung war das Zusammenleben mit dem Herdenschutzhund, der über 50 Kilo auf die Waage bringt und eine Schulterhöhe von 70 Zentimetern hat, nicht mehr möglich. „So eine Rasse ist ja darauf gezüchtet, zu wachen und zu bewachen“, sagt Simon.
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Zuhause in ruhiger Umgebung gesucht
Auch ein Reihenhaus mit Garten, bei dem die Nachbarn ständig präsent sind, würde sie für Hugo deshalb ausschließen. „Da macht er Radau.“ Sie erinnert sich noch, wie der ehemalige Halter mit seinem kleinen Twingo am Tierheim vorfuhr, wo gerade einiges los war. „Das Auto war bis unters Dach voll mit ihm und jedes Mal, wenn jemand vorbeilief, fing Hugo an zu bellen und das ganze Auto wackelte.“ Doch dieses Verhalten ist keinesfalls ungewöhnlich, wie die Tierschützerin betont.
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Denn genau für solche Eigenschaften wurden Herdenschutzhunde gezüchtet. Ursprünglich lebten sie meist in bergigen Regionen allein bei einer Herde. Egal ob Wilderer, Wolf oder Bär, ein Herdenschutzhund verteidigt mit aller Kraft und notfalls mit seinem Leben die ihm anvertrauten Tiere. Das macht die Rassen aber auch sehr stur, selbst bestimmt und sehr misstrauisch Fremden gegenüber.
Erfahrung mit Herdenschutzhunden ist notwendig
Genau wegen des ausgeprägten Schutz- und Territorialverhaltens sind Herdenschutzhunde schwer vermittelbar. Ein großer Garten oder Hof sollte vorhanden sein. Wer Hugo adoptieren möchte, muss auch erst mal sein Vertrauen gewinnen und mehr als einen Kennenlernbesuch einplanen. Leider mag der ältere Herr auch andere Hunde überhaupt nicht, weshalb er nur alleine gehalten werden darf. Kinder sind ebenfalls nicht sein Fall. Wer sich für ihn interessiert, sollte deshalb Erfahrung mit solchen Rassen haben.
Rassetypisch braucht der Mischling, der kürzlich elf Jahre alt geworden ist, keine ausgedehnten Spaziergänge – auch wenn er für sein Alter noch fit sei. Am liebsten verbringe er seine Zeit einfach draußen und habe alles im Blick, sagt Kirsten Simon. Er brauche schlicht ein Grundstück zum Bewachen. „Das ist das Gemeine: Hugo ist genau so, wie er sein soll und macht genau das, wofür er gezüchtet wurde. Trotzdem sitzt er einfach immer weiter hier und muss vielleicht auch im Tierheim sterben.“ Denn große Herdenschutzhunde haben meist eine Lebenserwartung von etwa zwölf Jahren.
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Doch immer wieder hat das Tierheim schon ein neues Zuhause für andere Herdenschutzhunde gefunden. Im letzten Jahr etwa für das Weibchen Hades, das zuvor drei Jahre im Zwinger verbringen musste. „Deshalb habe ich die Hoffnung auch noch nicht aufgegeben“, sagt Simon. Die Hoffnung darauf, dass Hugo seine letzten Lebensjahre doch noch damit verbringen kann, sein eigenes Heim und seine eigene Familie zu bewachen. Und so seine Bestimmung ausleben kann.
Nicht nur Hugo wartet schon mehrere Jahre auf ein Zuhause. Hier stellen wir drei weitere Vierbeiner vor.
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