Witten. Marcel Missun verewigt die Skylines von Ruhrgebietsstädten in Schwibbögen. Damit ist er auf Erfolgskurs. Und liefert sogar ins Erzgebirge.
In einer kleinen Werkstatt in Witten haucht Marcel Missun, Gründer von „Pottholz“, einer alten Tradition neues Leben ein. Der 37-Jährige stellt Schwibbögen her, also die ursprünglich aus dem Erzgebirge stammenden weihnachtlichen Lichterbögen. Dabei hat sich Missun auf außergewöhnliche Designs spezialisiert, die die Skylines des Ruhrgebiets zeigen. Seine Werke sind nicht nur eine Hommage an die Region, sondern zeigen auch, wie kreativ handwerkliches Geschick und moderne Technik kombiniert werden können.
Die Idee, Schwibbögen herzustellen, entstand für Missun aus einer spontanen Eingebung – einer „Schnapsidee“, wie er selbst sagt. Ursprünglich war er in einem Bürojob tätig, fühlte jedoch den Wunsch, auch handwerklich tätig zu werden. Anfänglich arbeitete er zusammen mit einem Kollegen, seit einem Jahr stellt er seine Designs nun alleine her.
Tradition mit modernem Twist
Schwibbögen sind eigentlich ein Symbol des Erzgebirges und traditionell mit der Weihnachtszeit verbunden. Doch Marcel Missun wollte nicht auf klassische Motive wie Tannenbäume oder Engel setzen. Stattdessen entschied er sich für Skylines – also für die Silhouetten von Städten. Und zwar die des Ruhrgebiets.
„Wir haben mittlerweile 16 Skylines im Programm“, erklärt er stolz. Ob Essen, Witten, Hattingen, Dortmund oder Gelsenkirchen – fast jede Stadt hat bei ihm ihren Platz gefunden. Ein besonderer Blickfang sind die Lichteffekte: Die LED-Streifen setzen die filigranen Konturen gekonnt in Szene.
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Die erste Skyline, die er als Schwibbogen verewigte, war dabei seine Heimatstadt Witten. Der rund 60 Zentimeter breite Holzbogen umfasst Marienkirche, Rathaus, Bergerdenkmal, Helenenturm, Ruhr-Viadukt und die Schwalbe – viele Wahrzeichen der Stadt finden in dem detailreichen Holzkunstwerk ihren Platz.
Von der Idee zum fertigen Produkt
Die Entstehung eines Schwibbogens ist ein aufwändiger Prozess, der mit der digitalen Planung beginnt. Bis zu 15 Stunden arbeitet Missun an einem groben Entwurf, bevor die Prototypenphase startet. „Ich brauche zwei bis fünf Prototypen, bis alles passt,“ erklärt er. Als Material verwendet er hauptsächlich Pappelsperrholz. Es ist leicht, gut zu bearbeiten und dazu auch noch schön.
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Zu Beginn arbeitete er noch mit einer Fräse. Später investierte der Wittener in einen Laser-Cutter, um die feinen Holzarbeiten noch präziser und effizienter gestalten zu können. „Früher war meine Maschine viel kleiner, jetzt steht hier schon ein kleiner Smart“, scherzt Missun.
Während die Lasermaschine die Einzelteile präzise ausschneidet, erfolgt der Zusammenbau in Handarbeit. Die Inspiration für seine Werke findet Marcel Missun sowohl beim Spazierengehen in der Region als auch im Internet. „Ich suche mir so viel es geht zusammen, um daraus dann ein großes Gesamtobjekt zu designen.“
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Ruhrpott-Charme trifft den Geschmack der Kunden
Seine Schwibbögen und andere Produkte, etwa Teelichthalter in Lore-Form mit der Aufschrift „Glück auf“ oder „Ruhrpott“, erfreuen sich nach eigener Aussage großer Beliebtheit. Neben lokalen Kunden gibt es auch Bestellungen aus anderen Teilen Deutschlands – selbst aus dem Erzgebirge. Etwa die Hälfte der Schwibbögen wird als Geschenk gekauft, oft zu Weihnachten, Hochzeiten oder Geburtstagen. Oftmals hat Marcel Missun außerdem Stände auf Zechenfesten.
Wo es die Schwibbögen gibt
Den Wittener Schwibbogen erhält man auf der Webseite www.pottholz.etsy.com.
Die Preise beginnen bei 79 Euro (ohne LED), eine Variante mit weißen LED-Lichtern kostet 124,90 Euro. Die Premium-Version mit Farbwechsel-LEDs einschließlich Fernbedienung und Netzstecker liegt bei 134,99 Euro. Zudem gibt es eine Black-Edition des Wittener Schwibbogens.
Für ihn sind seine Schwibbögen mehr als nur Dekorationsstücke. Sie sollen das Ruhrgebiet ins Rampenlicht stellen und ein Stück Heimat zum Anfassen sein. So verschickt er auch mal einen Bochum-Schwibbogen nach Berlin. „Es erfüllt mich mit Stolz, etwas Eigenes zu schaffen.“ Sein persönlicher Favorit ist übrigens die Skyline von Köln.
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