Witten. Man kennt sie eher aus dem Erzgebirge – Schwibbögen, Lichtbögen aus Holz oft mit weihnachtlichen Motiven. In Witten haben sie echten Pott-Charme.
Ursprünglich wollten Marcel Missun (32) und Christian Auth (28) zum Spaß Schwibbögen in Weihnachtsoptik schnitzen. Daraus wurde aber nichts und dann viel mehr.
„Wir hatten schnell andere Ideen, die wir umsetzen wollten, wie die Skyline-Bögen“, sagt Christian Auth, der gelernter Tischlermeister ist. Auch Marcel Missun kommt als Maschinenbautechniker aus der Branche. Das Handwerkliche liegt ihnen - und so basteln sie nebenberuflich in ihrer Freizeit. Seit November 2018 hat es ihnen vor allem die Schnitzkunst angetan, die man bisher eher mit dem Erzgebirge und festlichen Motiven verbunden hat.
Die groben Arbeiten beginnen im Gartenhäuschen
Es kostete Marcel Missun und Christian Auth viel Geduld, bis sie mit ihrem ersten Bogen aus Pappelsperrholz zufrieden waren. In Missuns Wohnhaus an der Wengernstraße befindet sich im Keller die Werkstatt ihrer kleinen Zwei-Mann-Firma namens „Pottholz“. Doch die groben Arbeiten beginnen im Gartenhäuschen, das sie extra für ihr nebenberufliches Handwerk aufstellten.
„Wir machen hier den Grobverschnitt und lackieren anschließend das Holz“, sagt Marcel Missun. Danach geht es zum Fräsen und Gravieren in den Keller. Das kann schon mal ziemlich laut werden. Aber darüber habe sich noch kein Nachbar beschwert. Jeder Schwibbogen wird anschließend mit einer Beleuchtung versehen – und ist damit bereit für die Fensterbank. Lichtbögen aus Holz eben.
Pottbögen in Skyline-Optik gab es zunächst nur von Witten und Essen
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Die Auswahl an Motiven umfasst mittlerweile allerhand und es kommt immer mehr dazu. „Angefangen haben wir mit einem Förderturm, Teelichtern und kleinen Kohlewagen“, sagt Christian Auth. Pottbögen in Skyline-Optik gab es zunächst von Witten und Essen – die Heimatstädte der beiden Handwerker. Schnell folgten Städte wie Dortmund, Hagen, Bochum und Unna. Die Hobby-Bastler sind für alles offen.
„Wir fertigen in Serie, gehen aber auch gerne auf individuelle Wünsche ein“, sagt Marcel Missun. Zum Beispiel bei einer Dortmund-Skyline. Auf Wunsch eines Kunden fügten die Handwerker einen Football hinzu. Für eine werdende Mutter wünschte sich ein Kunde die geschnitzte Silhouette einer schwangeren Frau. Und auch die beiden Hobby-Bastler kommen immer wieder auf neue Ideen – so viele, dass sie bei der Produktion kaum hinterherkommen.
Für einen Prototyp benötigen die Bastler viel Geduld
In das Innere eines Benzinkanisters montierten die Tüftler eine Getränkeablage aus Holz für Whiskyflaschen und Co. Preislich bewegen sich die Schnitzereien von „Pottholz“ zwischen zehn Euro für ein Teelicht und 89 Euro für den Benzinkanister. Eine Wanduhr mit Ruhrgebietsmotiv gibt es ab 29 Euro, einen Pottbogen für 79 Euro.
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Aufwand bereitet vor allem das Erstellen der ersten Schablone am Computer. „Wenn wir dann mit dem Entwurf zufrieden sind, fertigen wir einen Prototyp davon an“, erklärt Christian Auth. Das kann bis zu 20 Stunden dauern. „Wir haben da natürlich auch den Anspruch an uns selbst, das es wirklich gut aussehen muss.“ Im Schnitt seien es zwei bis drei Prototypen, bis ein Modell in Serie gehen kann. „Von diesem Punkt an brauchen wir zum Beispiel für einen Pottbogen dreißig bis vierzig Minuten Fertigungszeit“, sagt Marcel Missun.
Obwohl die beiden Handwerker mit ihrem Nebenjob nach Feierabend viel zu tun haben, sei trotzdem noch genug Zeit für den Grillabend mit Freunden oder gemeinsamen Fußballspielen. „Oft haben wir dann aber wieder eine neue Idee und sitzen anschließend doch wieder bis spät im Keller“, sagt Christian Auth schmunzelnd. Das Bastlerherz schlägt einfach zu hoch.