Witten. Jens Schupak rockt die Werkstadt in Witten. Der DJ weiß, was die Partymeute auf die Tanzfläche treibt. Was ist das Geheimnis seines Erfolgs?
Sie gilt als Knaller. Die Silvesterparty macht die Werkstadt zum Tanzpalast. Während die Partymeute zu Disco-Hits und Rock-Klassikern unter farbigen Strahlern groovt, steht der DJ fast unbewegt abseits im Halbdunkel: Jens Schupak. Er ist Zeremonienmeister, steuert Musikanlage und Lichttechnik und, mehr noch, einen wachen Blick auf die Feierbiester. Jens Schupak weiß, sein Publikum will atemlos durch die Nacht. Und er weiß, wie es geht.
„Ich hätte lieber Weihnachten aufgelegt“, sagt der Meister des Mischpults im Gespräch im Vorfeld der großen Sause. Er lässt keinen Zweifel daran, dass er es ernst meint. Party am Heiligen Abend: Sie gilt für Einsame und Menschen, die sich von weihnachtlichem Familienstress erholen wollen, als schöne Bescherung. Schupak, Jahrgang 1967, hat die stille Nacht stets gern gerockt: „In den frühen 2000ern gab’s eine 80er Party.“
Jens Schupaks Vater stand schon am Plattenteller
Dass es Jens Schupak erst an den Plattenteller und später an den DJ-Rechner zog, ist kein Zufall. Es war beinahe Schicksal. „Mein Vater war schon DJ, für seine Vereinstätigkeit, und mein Kinderzimmer war über der Bar, wo die Partys immer stattfanden.“ Dazu kamen „private Geschichten“. Ob Singles oder Langspielplatten: Musik hat das Leben von Jens Schupak schon früh bestimmt – wenig überraschend auch Silvester, wo eben immer Party gemacht wird. „Und dann habe ich selbst Musik gemacht.“
Jens Schupak war 19: „Ich habe in der Tanzschule angefangen, bei Feldmann-Hartmann.“ Er kennt beide Perspektiven – als DJ wie als Tänzer. „Ich habe Bundesliga getanzt, im Formationstanz.“ Wenig später kamen Angebote, um andernorts heiße Scheiben aufzulegen, in Discos, bei Gastronomen und bei der Euro-Einführung zum Jahreswechsel 2001/2002 im Saalbau. „Ich habe dabei unheimlich viele Menschen kennengelernt, und dann macht die Arbeit auch Silvester Spaß. Aber wenn Du gebucht bist für eine Party mit unbekannten Menschen, dann ist das etwas anderes. Dann machst Du Deinen Job.“
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In der Werkstadt indes hat Jens Schupak ein Heimspiel. Er freut sich schon drauf. Es gibt eine Arbeitsteilung: Jens Schupak heizt mit Klassikern der vergangenen Jahrzehnte ein, Kollege DJ Rainer bevorzugt „Chartiges“. Wie läuft ein Silvesterabend?
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„Ich habe schon Sorge dafür zu tragen, dass die Highlights gespielt werden. 24 Uhr muss vernünftig vorbereitet werden. Alle zusammen müssen ihren Moment haben. Danach spiele ich meistens einen Walzer.“ Walzer? Jens Schupak denkt dabei nicht an Adeles „One And Only“, auch nicht an Metallicas „Nothin‘ Else Matters“, er denkt an Wiener Walzer à la Johann Strauss. „Auch als Gegenstück“ zu Rock und Pop.
Wiener Walzer läutet das neue Jahr ein
Um Mitternacht macht die Party eine Pause. Dann stehen Umarmungen an, gute Wünsche, prickelnde Gespräche bei schäumenden Getränken. „Nur wenige wollen einfach nur durchtanzen.“ Nach der Jahreswende geht die Party allerdings richtig los. In der Regel. Doch Jens Schupak weiß: Jeder Jahreswechsel kann auch einen Wechsel im Publikum mit sich bringen – und wenn es nur ein Stimmungswechsel ist.
Das Gefühl für die richtige Dramaturgie ist das A und O einer gelungenen Nacht. „Wenn Du schnell Deine Hits verbrennst, hast Du verloren. Du musst immer noch mal eine Steigerung bringen können, bevor es wieder leerer wird.“ Tanzen ist mehrheitlich ein Frauen-Ding. Disco-Knaller von Gloria Gaynor oder „I’m So Excited“ von den Pointer Sisters lassen die Tanzfläche brennen.
Warum die Tanzfläche aus Edelstahl besteht
Irgendwann, weiß Jens Schupak, besiegt beim Publikum Müdigkeit die Kondition. Dann schlägt für den DJ die Stunde der Stücke, „die nicht ganz in der geraden Reihe sind“.
Wenn sich die Reihen lichten, wird der Tanzboden im schwarzen Clubraum allmählich wieder sichtbar. Er besteht aus blankem Edelstahl - aber keineswegs, um Glanz in die Hütte zu bringen. Der Grund dafür ist ganz banal: Edelstahl lässt sich gut putzen.
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