Witten. Überall liegt Müll, auf Gehwegen, im Gebüsch, unter Brücken. Die Stadt Witten lobt zu Recht ihre Müllwerker. Aber sie allein schaffen es nicht.

Völlig zu Recht weist die Stadt in einer Mitteilung auf die tolle Arbeit der mehr als 40 Müllmänner (und Frauen!) hin. Sie haben nicht nur vor und nach Weihnachten alle Hände voll zu tun - wenn die Tonnen vor lauter Nikolausstiefelverpackungen und zerknülltem Geschenkpapier überquellen. Nein, sie machen das ganze Jahr unser aller Abfall weg, Tag für Tag um die 20 Tonnen. Leider ist die Stadt trotzdem immer noch viel zu dreckig. Was natürlich nicht die Schuld der fleißigen Kräfte in Orange ist, die sich ein Trinkgeld zum Jahresende mehr als verdient haben. Es sind die Bürger, die ihren Müll achtlos auf die Straße werfen.

Redaktionsleiter Jürgen Augstein aus Witten kommentiert die Verschmutzung der Stadt.
Redaktionsleiter Jürgen Augstein aus Witten kommentiert die Verschmutzung der Stadt. © funkegrafik nrw | Rim Ammar

Wer wie der Autor dieser Zeilen im Stadtgebiet viel zu Fuß unterwegs ist, kann ein Lied davon singen. Wenn ich morgens zur Arbeit laufe, mitten in der City, hebe ich jede Verpackung auf, die mir ins Auge fällt. Nicht selten habe ich beide Hände voll (und die Nase), bis ich einen Papierkorb erreiche und den gesammelten Müll hineinwerfe.

Wo in Witten schon was liegt, kommt gerne noch etwas hinzu

Obwohl die Stadt auch „Handkolonnen“ hat, die sogar sonntags den Dreck auflesen, bleibt immer noch viel zu viel liegen. Es ist ein bisschen wie Sand abtragen am Meer. Eine Sisyphusarbeit, an manchen Stellen geradezu aussichtslos. Und wo schon was liegt, kommt gerne noch was dazu. Ein Mülleimer in direkter Nähe? Egal. Hab halt nicht getroffen.

Clean-Up Auf dem Schnee
Hier sammelten Ehrenamtliche der SPD auf dem Schnee im März Müll bei einer „Clean-Up“-Aktion auf © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Wenn ich den Müll zum Beispiel im Breddegarten einsammele, machen Eltern und ihre spielende Kinder große Augen. Als käme ich vom Mond. Oder Mars. Auf die Idee, mir zu helfen, kommt natürlich keiner. Viel wäre ja schon gewonnen, wenn ihnen dies als Vorbild diente. Und beim nächsten Mal die Coladose nicht achtlos im Gebüsch landet.

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Ich möchte jetzt nicht zu moralisch werden. Aber eine saubere Stadt ist ein Aushängeschild. Ob auch seitens der Stadtreinigung noch Luft nach oben wäre? Ich höre jetzt schon den Protest. Also nein. Bleibt das jährliche „Clean Up“ vieler Ehrenamtlicher, zum Beispiel am Ruhrufer. Noch schöner wäre es, wenn jeder erst gar nichts einfach wegschmeißen würde und die am Allgemeinwohl Interessierten sich im Alltag einfach mal bückten. Es käme uns allen zugute. Doch die saubere Stadt - sie dürfte auch zu diesem Weihnachtsfest ein frommer Wunsch bleiben.

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