Witten. Die Facebook-Gerüchteküche brodelt: Ein Wittener Hausarzt soll „verschwunden“ sein. Doch das stimmt gar nicht. Was dahinter steckt.
Um eine Hausarztpraxis in Witten ranken sich derzeit auf Facebook zahlreiche Gerüchte: Dr. Daniel Pötter soll „einfach verschwunden“ sein und seine „Patienten im Stich gelassen“ haben. Sind sogar die Praxismöbel schon verschenkt, die Mitarbeiterinnen entlassen? So schreiben es die zahlreichen Kommentatoren in Wittener Gruppen auf der Social-Media-Plattform. Neben schlimmen Vorwürfen gegen den Arzt, werden auch schon Vorschläge ausgetauscht, zu welcher anderen Praxis man wechseln könne.
Dabei hat sich der Allgemeinmediziner lediglich den Fuß gebrochen. Seit 15. November sei die Praxis an der Ardeystraße deshalb krankheitsbedingt geschlossen, bestätigt Pötter auf Anfrage. Bereits im Sommerurlaub Ende August habe er sich den Fuß verletzt, zunächst aber selbst nicht vermutet, dass er gebrochen sei, erzählt der 46-Jährige. Später habe er dann trotz Diagnose weitergearbeitet - bis sich sein Fuß verschlimmerte.
Arzt will Anfang Januar wieder auf den Beinen sein
„Jetzt soll ich sechs bis acht Wochen gar nichts machen“, so Pötter. Anfang Januar, so hofft er, wird er wieder auf den Füßen stehen und seine Praxis öffnen können. Und in der Zwischenzeit? „Ich habe für Vertretung gesorgt“, versichert er. Drei andere Praxen übernehmen die regulären Patienten der Hausarztpraxis. Rund 1500 bis 1700 Patientinnen und Patienten versorge er sonst im Quartal, so Pötter.
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Doch Pötter ist auch Palliativmediziner und in der Drogenersatztherapie tätig, 32 Männer und Frauen versorgt er regelmäßig mit Ersatzmitteln. „Und das tue ich auch weiterhin.“ Dabei gehe es vor allem darum, regelmäßig Rezepte auszustellen. Seine Palliativ-Patienten würden durch das Palliativnetz Witten weiterversorgt. „Keiner fällt hinten runter.“
Gerüchte auf Facebook „nehmen überhand“
Dass auf Facebook wild über seinen Verbleib spekuliert wird, versucht der 46-Jährige gelassen zu sehen. Immer wieder gebe es im Internet Zeiten, in denen Gerüchte verbreitet oder über einen bestimmten Arzt hergezogen werde. „Am Anfang regt man sich auf, aber irgendwann liest man es einfach nicht mehr.“ Die Hemmschwelle zu diesem Ärzte-Bashing sei deutlich gesunken.
„Ich hab auch schon die wildesten Sachen gehört: Dass ich nach Dubai auswandern wolle zum Beispiel“, sagt Pötter. Derzeit aber nehme die Sache überhand. Auch die Todesanzeige seiner im November verstorbenen Mutter sei auf Facebook geteilt werden - mit dem höhnischen Kommentar, dass er doch nun langsam mal wieder arbeiten könne. Auch im benachbarten Boni-Center oder beim dortigen Bäcker oder der Lotto-Annahmestelle seien Mitarbeiter beschimpft worden - von wütenden Menschen, die etwas über den Verbleib des Hausarztes wissen wollten.
Aushang an Praxistür weist auf vorübergehende Schließung hin
Dabei hängt ein Aushang an der Praxistür in der Innenstadt, nach Angaben von Pötter seit dem Morgen des ersten Schließungstages. Er weist darauf hin, dass die Praxis krankheitsbedingt bis auf Weiteres geschlossen ist. Auch Name, Anschrift und Nummer der Vertretungsärzte finden sich dort, ebenso eine Nummer für die Drogenersatz-Patienten. Wer die Nummer des Arztes wählt, wird von einer Bandansage aufgeklärt.
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Doch zumindest zu Beginn ist es wohl zu Unregelmäßigkeiten und zu Verwirrung unter den Patientinnen und Patienten gekommen. Mehrere Arztpraxen berichten davon, dass Patienten aus der vorübergehend geschlossenen Praxis von Pötter zu ihnen gekommen seien. Sie hätten den Aushang nicht richtig verstanden oder hätten sich nicht richtig aufgeklärt gefühlt.
Hinzu kommt, dass die Webseite des Arztes derzeit nicht aufrufbar ist, wer es versucht, erhält eine Fehlermeldung. Doch auch hier beruhigt Pötter: Die Seite befinde sich im Umbau. Bald soll es zumindest wieder grundlegende Informationen auf der Seite geben. Insgesamt gibt es in Witten übrigens rund 50 Hausärztinnen und -ärzte.
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