Witten. Immer mehr Menschen in Witten wollen sich einbürgern lassen. Die Warteliste platzt aus allen Nähten. Termine sind kaum zu bekommen.
- Seit ein paar Jahren nehmen immer mehr Menschen in Witten die deutschen Staatsangehörigkeit an
- Doch wer sich einbürgern lassen will, brauch viel Geduld, denn Termine sind kaum zu bekommen
- Ausländerbehörde will Personal aufstocken
Die Zahl der Einbürgerungen in Witten steuert auf ein Rekordhoch zu - und ein Ende ist nicht in Sicht. Das spüren nicht nur die Mitarbeitenden im Ausländeramt, deren Warteliste immer länger wird, sondern vor allem die Menschen, die sich für die deutsche Staatsbürgerschaft interessieren. Sie müssen viel Geduld mitbringen. Denn bis zu einem Termin vergeht aktuell gerne ein Jahr.
Rund 450 Menschen aus 45 Nationen haben im laufenden Jahr bereits den deutschen Pass in Empfang genommen. Deutlich mehr als noch im Vorjahr, da waren es 376 Neu-Bürgerinnen und Bürger. Der Grund für den weiteren Anstieg: Ende Juni ist das Staatsangehörigkeitsrecht reformiert worden. Ausländer können nun bereits nach fünf statt wie zuvor nach acht Jahren Aufenthalt in Deutschland den deutschen Pass beantragen. Gleichzeitig können nun auch Menschen aus Nicht-EU-Ländern ihre ursprüngliche Staatsangehörigkeit behalten, wenn sie die deutsche annehmen.
Interesse an Einbürgerungen in Witten ist „massiv gestiegen“
„Dadurch ist das Interesse an Einbürgerungen massiv gestiegen“, sagt Leif Berndt, Leiter der Wittener Ausländerbehörde. Der Trend sei deutschlandweit zu beobachten. Und man sei im Rathaus „personaltechnisch nicht hinterhergekommen mit Aufstocken“, sagt Berndt. So haben nach seinen Angaben bis August lediglich zwei Mitarbeiterinnen die Anfragen und Anträge rund um die Einbürgerung bearbeitet. Seit August sei nun eine dritte Stelle besetzt. Im Januar solle ein vierter Kollege das Team vervollständigen.
Bei gleichzeitig wachsendem Andrang ergibt das lange Wartezeiten. Aktuell sind bis Anfang April alle Termine in der Einbürgerungsstelle vergeben. Die gibt es, wenn man seine Unterlagen abgeben möchte oder um die Einbürgerungsurkunde abzuholen. „Weiter im Voraus Termine zu vergeben, ergibt keinen Sinn“, so Berndt.
Kaum Raum für Beratungsgespräche
Raum für Beratungsgespräche lässt der volle Terminkalender kaum. „Aber wir beraten bei Kontaktaufnahme auch direkt telefonisch“, versichert der Amtsleiter. Man lasse Interessierten ebenfalls zahlreiche Merkblätter und Informationen zum Verfahren zukommen. Berndt: „Am Ende ist es meist gar nicht so kompliziert, wie man sich das vorstellt.“
- Abschiebungen in Witten: 260 Menschen müssten ausreisen
- Einbürgerungen in Witten verdoppelt: Diese Nation dominiert
- So fand ein syrischer Flüchtling in Witten Heimat und Arbeit
- Vor dem IS aus Syrien geflohen, in Witten Traum erfüllt
- Syrer zu Debatte nach Solingen: „Es tut mir weh“
Dafür führt die Stadt eine Warteliste. Auf der stehen derzeit fast 500 Personen - also mehr Menschen, als in diesem Jahr eingebürgert wurden. „Dann kann man sich vorstellen, wie lange es in etwa dauern könnte, die Liste abzuarbeiten.“ Heißt konkret: Wer sich heute beim Amt meldet, kommt ganz hinten auf die Warteliste - und muss wohl ein Jahr warten.
Vor allem Syrer und Türken wollen den deutschen Pass
Leif Berndt hat die leise Hoffnung, dass die Wartezeiten mit den zusätzlichen Kollegen wieder kürzer werden könnten. „Mehr Stellen bekommen wir auch nicht mehr.“ Gleichzeitig rechnet der 52-Jährige damit, dass der deutsche Pass auch in den nächsten Jahren begehrt sein wird.
Denn noch immer sei die Bereitschaft, die deutsche Staatsangehörigkeit anzunehmen, gerade bei Geflüchteten aus Syrien sehr hoch. Seit 2021 führen Syrerinnen und Syrer die Wittener Statistik an. 2023 haben sich 241 Männer und Frauen aus dem Bürgerkriegsland einbürgern lassen. Im laufenden Jahr waren es bislang bereits 277.
+++Folgen Sie jetzt auch dem Instagram-Account der WAZ Witten+++
Mit der Reform des Staatsangehörigkeitsrechts ist der deutsche Pass aber auch für eine andere Gruppe interessant geworden: Türkinnen und Türken. „Da sind die Anträge deutlich hochgegangen.“ Sie belegen nun nach Menschen aus Syrien den zweiten Platz in der Statistik. Im laufenden Jahr haben bereits 39 türkischstämmige Menschen den deutschen Pass erhalten. Im Vorjahr waren es mit 20 deutlich weniger.
Syrer machen Großteil der Neubürger aus
Seit 2021 lassen sich in Witten jedes Jahr mehr Menschen einbürgern. Los ging es damals mit 149 Frauen, Männern und Kindern, die die deutsche Staatsangehörigkeit bekommen haben. 2022 waren es bereits 260 Menschen, 2023 dann 376 Neu-Bürgerinnen und Bürger. Nun sind es bis Ende November bereits 450.
2020 tauchten Menschen aus Syrien noch auf Platz 3 in der Einbürgerungsstatistik auf. Damals ließen sich 15 Syrerinnen und Syrer einbürgern, insgesamt waren es 121 Menschen. Seit 2021 führen Geflüchtete aus dem Bürgerkriegsland die Liste an. 2022 waren es 112 (von 260) und 2023 bereits 241 von 376 Einbürgerungen. Damit kamen im vergangenen Jahr 64 Prozent aller Neubürger ursprünglich aus Syrien.
Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.