Witten. 376 Menschen haben 2023 in Witten den deutschen Pass erhalten. So viele wie nie zuvor. Die Neubürger kommen vor allem aus einem Land.

  • Seit 2021 lassen sich immer mehr Menschen in Witten einbürgern. Zuletzt waren es 376 Männer, Frauen und Kinder.
  • Der Trend wird sich fortsetzen, denn Ende Juni tritt die Reform des Staatsangehörigkeitsrechts in Kraft. Dann können Menschen bereits nach fünf Jahren in Deutschland den deutschen Pass beantragen.
  • Besonders viele Menschen aus Syrien haben die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen, sie machten zuletzt 64 Prozent aller Neubürger aus.

Die Zahl der Einbürgerungen in Witten ist in den vergangenen Jahren sprunghaft gestiegen. Ende Juni tritt nun das neue Einbürgerungsgesetz in Kraft. Mussten Ausländer bislang in der Regel acht Jahre in Deutschland gelebt haben, um die deutsche Staatsangehörigkeit beantragen zu können, reichen in Zukunft fünf Jahre. Deshalb werden zahlreiche neue Anträge erwartet. Doch schon jetzt stapeln sich bei der Stadt die Akten, die Wartezeiten sind lang.

Wer seinen Einbürgerungsantrag abgeben will, braucht dazu einen Termin bei der Ausländerbehörde. Aktuell sind diese aber schon bis Mitte Februar ausgebucht. Heißt: Wer sich jetzt um einen Termin bemüht, bekommt frühestens in acht Monaten einen. Darüberhinaus führe man bereits eine Warteliste, heißt es aus der Behörde. Mit 76 Terminen - entweder für Einzelpersonen oder für mehrköpfige Familien.

Im vergangenen Jahr gab es 376 Einbürgerungen in Witten

Hinzu kommt dann noch die Bearbeitungsdauer, die je nach Einzelfall sehr unterschiedlich sei, sagt Leif Berndt, Leiter der Ausländerbehörde. Ist jemand etwa hier zur Schule gegangen, vergehen zwischen Antrag und Einbürgerung nur zwei bis drei Monate. Muss die Person mehrere Nachweise erbringen, verzögert sich das Ganze.

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Im vergangenen Jahr haben nach Angaben der Stadt 376 Männer, Frauen und Kinder in Witten den deutschen Pass erhalten. Das sind deutlich mehr als im Jahr zuvor, da nahmen 260 Menschen die deutsche Staatsangehörigkeit an. Und auch zuvor gab es schon einen sprunghaften Anstieg: Denn 2021 zählte die Ruhrstadt nur 149 Neu-Bürgerinnen und -Bürger. Von 2021 bis 23 haben sich Einbürgerungen also mehr als verdoppelt (plus 153 Prozent).

Viele Syrerinnen und Syrer wollen deutsche Staatsbürger werden

Hauptgrund für den Anstieg sind die in der Flüchtlingswelle 2015/16 nach Deutschland gekommenen Menschen aus Syrien. Einige von ihnen konnten die bislang gültige achtjährige Einbürgerungsphase verkürzen. Das geht etwa, wenn man sich ehrenamtlich engagiert, besonders gute Sprachkenntnisse vorweist und einen festen Arbeitsplatz hat.

2020 tauchten Menschen aus Syrien noch auf Platz 3 in der Wittener Einbürgerungsstatistik auf. Damals ließen sich 15 Syrerinnen und Syrer einbürgern, insgesamt waren es 121 Menschen. Seit 2021 führen Geflüchtete aus dem Bürgerkriegsland die Liste an (42 von insgesamt 149 Einbürgerungen). 2022 waren es dann 112 (von 260) und 2023 bereits 241 von 376 Einbürgerungen. Damit kamen im vergangenen Jahr 64 Prozent aller Neubürger ursprünglich aus Syrien.

Einbürgerungen aus anderen Ländern machen einen deutlich geringeren Teil aus

Die Zahl der Eingebürgerten aus anderen Ländern ist verglichen damit im Laufe der Zeit recht unverändert geblieben. Bei den Türken variiert sie in den letzten Jahren zwischen 19 und 37. Auch Menschen aus dem Irak haben in den vergangenen Jahren den deutschen Pass erhalten. 2023 waren es 15, ein Jahr zuvor 21.

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Im laufenden Jahr haben bislang 238 Menschen in Witten den deutschen Pass erhalten - und damit fast schon so viele wie im gesamten Jahr 2022. Der Trend setzt sich also fort - und wird sich verstärken. Denn nicht nur wird durch die am 27. Juni in Kraft tretende Reform des Staatsangehörigkeitsrechts die Wartezeit bis zu einer Einbürgerung verkürzt. Die doppelte Staatsbürgerschaft ist dann auch für Bürgerinnen und Bürger möglich, die nicht aus einem EU-Land stammen.

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Abgelehnt werden in Witten übrigens nur die wenigsten Einbürgerungsanträge. Im vergangenen Jahr waren es 17 Stück. Ausländeramts-Chef Berndt führt das auf die Beratung zurück, die schon vor der Antragsabgabe stattfindet. Dort werde bereits erörtert, ob es überhaupt Aussicht auf Erfolg gibt oder welche Kriterien dagegen sprechen.

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