Witten. Die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten hat in Witten teilweise Schockwellen ausgelöst. Vereinzelt gibt es aber auch Zustimmung.
Auch die Wittener sind am Mittwoch (6.11.) mit der Nachricht vom Sieg Donald Trumps bei den Präsidentenwahlen in den USA aufgewacht. Bei einer spontanen Umfrage in der Innenstadt äußerten viele Passanten am Vormittag ihr Entsetzen. Lea, 21, zum Beispiel.
„Ich bin schockiert und traurig“, sagt die Studentin, die wir in der Stadtgalerie trafen. „Ich habe heute Morgen schon geweint, als ich das hörte.“ Sie mache sich einfach Sorgen, „wenn Faschisten Wahlen gewinnen“. Lea spricht von einer „schlimmen Entscheidung für uns, für die Ukraine, für Palästina“.
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Bei aller Unvorhersehbarkeit, die Trump kennzeichne, sei manches vorhersehbar. „Dass er die Hilfe für die Ukraine vielleicht einstellt, dass dies ein Rückschritt für Frauenrechte ist, für Abtreibung, für Einwanderung.“ Lea ist fest davon überzeugt, dass die Folgen dieser Wahl auch „bei uns in Witten ankommen werden“. Das verändere die Stimmung, „es normalisiert rechtes Gedankengut“. Auch außenpolitische Entscheidungen, etwa zur Nato, „betreffen ja Deutschland und damit auch uns“.
Und so erklärt sich die junge Frau, warum Millionen von Amerikanern dem umstrittenen Republikaner ihre Stimme gaben: „Die Menschen haben Angst, weil ihnen eingeredet wird, dass es ihnen schlecht geht. Dann funktionieren Hetze und einfache Lösungen immer besser als komplexe Wahrheiten.“
Man könne Trump mit Putin oder Erdogan vergleichen, findet Ilona, 67. „Ich hätte es lieber gehabt, dass mal eine Frau drankommt.“ „Was kommt, das kommt“, meinen Marius (19) und Narcisa (15), die aus Ungarn stammen. Natalie (39) gehört zu den wenigen Befragten, die spontan sagen: „Die Wahl Trumps finde ich gut. Ich erwarte, dass sich was zum Positiven verändert. Wegen Krieg und so.“ Bekanntlich will er den Ukraine-Krieg ja in einem Tag beenden.
Alma aus Witten ist regelrecht geschockt
Alma, 37, zeigt sich dagegen „geschockt“. Sie habe damit gerechnet, „dass die Leute eher ihren Kopf einschalten. Für mich ist er komplett größenwahnsinnig“. Michael, 63, spricht von einem regelrechten „Erdbeben“. „Er wird mit allen auf Krawall gehen, gerade mit Europa und Deutschland.“ In Trumps „unwidersprochenen Lügen“, die er gerade über Sender wie Fox News oder die sozialen Medien verbreite, sieht er einen Grund für dessen Erfolg. „Gerade die weniger Gebildeten glauben ihm.“
Welchen Blick hat der Bürgermeister auf die US-Wahl? Lars König ist einerseits Chef der Stadtverwaltung. Andererseits hat der CDU-Bürgermeister im Rat gegebenenfalls die entscheidende Stimme. Er äußert sich auf Anfrage präsidial. Aber ein Satz von Lars König lässt aufhorchen. Der rüde Stil von Trumps Wahlkampf könnte negative Auswirkungen auf die politischen Sitten in Deutschland haben: „Es ist zu befürchten, dass wir auch in Deutschland eine weitere Verrohung in der politischen Auseinandersetzung erleben werden.“ Im Spätsommer nächsten Jahres stehen die NRW-Kommunalwahlen an.
Diese Notwendigkeit wäre auch bei einer Präsidentin Harris gegeben gewesen.
Es ist zu befürchten, dass wir auch in Deutschland eine weitere Verrohung in der politischen Auseinandersetzung erleben werden.
Alla Vaysband vom Wittener Verein „Europa grenzenlos“ erwartet vom neuen alten US-Präsidenten „das Unerwartete“. „Er hat gesagt, er könne den Krieg in der Ukraine innerhalb von 24 Stunden beenden“, zitiert Vaysband den Republikaner. Sie vermutet, damit habe Trump ebenso Druck auf Putin wie auf die Ukraine ausüben wollen.
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Sie kann sich vorstellen, dass die Ukraine unter Trump keine US-Waffen mehr erhält und einen Waffenstillstand „unter ganz schlechten Bedingungen“ akzeptieren muss. Falls sich Putin und Trump aber nicht einig würden, wisse „kein Mensch, was dann passiert“. Für Europa gehe es nun darum, „die Demokratie zu schützen“.
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