Witten. Ulrich Oberste-Padtberg begrüßt, dass Friedrich Merz CDU-Kanzlerkandidat ist. Was der Wittener vom Spitzemann erwartet, verrät er im Gespräch.

Die CDU im Ennepe-Ruhr-Kreis ist zufrieden damit, dass Friedrich Merz Kanzlerkandidat der Union ist. Der Kreisvorsitzende Ulrich Oberste-Padberg aus Witten glaubt, dass Wirtschaft im Wahlkampf Top-Thema sein wird. Warum, verriet er im Gespräch mit der Redaktion.

CDU und CSU haben entschieden: Herr Merz macht’s. Was sagen Sie?

Ulrich Oberste-Padtberg: In meiner Eigenschaft als Kreisvorsitzender freue ich mich ausgesprochen darüber. Es war für mich seit Monaten klar, dass Merz antreten wird. In der CDU und CSU gibt es eine lange und erfolgreiche Tradition, Partei und Kanzlerkandidatur so zu verzahnen, dass der Parteivorsitzende das erste Zugriffsrecht auf die Kanzlerkandidatur hat.

Für viele Beobachter sah es so aus, als ob CSU-Vorsitzende Markus Söder auch Chancen gehabt hätte. Hätte es auch anders kommen können?

Nein, überhaupt nicht. Friedrich Merz hat exzellente Arbeit gemacht. Der CDU-Parteitag hat ein Grundsatzprogramm einstimmig angenommen. Einstimmig! Die CDU hat sich ganz klar hinter Friedrich Merz positioniert. Er hat auch die Meinungsführerschaft in der Partei, mit deutlicher Positionierung. Er hat Sachen, die früher mal strittig waren, glattgezogen.

Oberste-Padtberg: Carsten Linnemann macht guten Job als Generalsekretär

Friedrich Merz (CDU) kürzlich beim Politischen Forum in Essen: Er tritt als Kanzlerkandidat für seine Partei an.
Friedrich Merz (CDU) kürzlich beim Politischen Forum in Essen: Er tritt als Kanzlerkandidat für seine Partei an. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Er hat also die Partei nach innen geeint. Wie bewerten Sie seine Arbeit, die er in den vergangenen Monaten draußen geleistet hat?

Friedrich Merz hat auch die Parteizentrale umgebaut – vor allem seit Carsten Linnemann als Generalsekretär arbeitet, stimmt die Performance nach außen auch. Ich bin sehr, sehr zufrieden damit, wie es läuft.

CDU-Ratsherr: „Demokratischer Prozess“

Der Wittener CDU-Ratsherr Tobias Grunwald zeigt sich zufrieden damit, dass Bundesparteivorsitzender Friedrich Merz als Kanzlerkandidat antritt. Er hebt dabei heraus, dass der Politiker aus Arnsberg seiner Partei ein neues, konservativeres Profil gegeben habe, „weg von der Merkel-Mitte“. Die CDU-Langzeitkanzlerin sei oft „etwas schwammig“ in ihren Aussagen gewesen. Für Parteimitglieder wie für die Öffentlichkeit sei „nicht immer ganz klar“ gewesen, wofür die Union stehe. Merz habe einen „sehr starken inhaltlichen Prozess“ in Gang gesetzt. Er habe die Partei in zahlreichen Konferenzen mitgenommen: „Das war ein absolut demokratischer Prozess.“

Sie erleben Friedrich Merz als starken Leader. Er musste seine Partei aber auch in der Öffentlichkeit positionieren. Wir hatten etliche Wahlen, wo indirekt auch über Bundesthemen abgestimmt wurde.

Er ist jemand, der mit sehr viel Feingefühl die Belange und Befindlichkeiten der neuen Bundesländer abdeckt, und deshalb ist er auch in den Ostländern sehr beliebt.

Hoffnung auf steigende Umfragewerte

An welcher Stelle hat Friedrich Merz Potenzial, noch besser zu werden?

Ich glaube, dass wir in den Umfragen noch weiter zulegen können: durch klare Positionierung. Das kann er. Wir haben ein Parteiprogramm, wir haben einen Kanzlerkandidaten, und jetzt muss aus beidem ein Wahlprogramm werden.

Merz hat angedeutet, dass er nicht Migration, sondern Wirtschaft zum Top-Thema machen will. Was sagen Sie dazu?

Ich glaube, dass Wirtschaft das Top-Thema sein wird, auch wenn sich im Moment viele das noch nicht vorstellen können. Einige Indikatoren, wie Energieverbrauch, deuten darauf hin, dass die Wirtschaft im Sturzflug ist. Wirtschaft und Migration hängen am Ende zusammen. Sind die Städte überfordert, weil sie keine Einnahmen haben, wegen des Wirtschaftsabsturzes? Oder sind die Städte überfordert, weil sie zu viele Ausgaben haben? Wahrscheinlich beides.

Weniger Steuern, weniger Sozialabgaben, weniger Bürokratie erwünscht

Sie sind Geschäftsführer eines Ingenieurbüros und Nebenerwerbslandwirt. Wie erleben Sie die wirtschaftliche Lage?

Wir sind überall belastet: durch Steuerlast, durch Sozialabgaben, durch Bürokratie. Da muss was dran getan werden. Wir sind Schlusslicht in Europa, wir müssen vernünftige Bedingungen für Wirtschaft schaffen. Dazu gehören Genehmigung von Gewerbeflächen, aber auch vernünftige Finanzierung von Energieversorgung, bevor die energieintensive Industrie aus Deutschland rausgeht und im Ausland ohne Umweltauflagen produziert.

Beobachter der politischen Szene sagen: Friedrich Merz kommt beim weiblichen Teil der Wählerschaft nicht so gut an. Was müsste da besser laufen?

Schauen Sie mal, wir machen jetzt, in enger Abstimmung mit der CSU, ein Wahlprogramm, und dann wird es durch Gesichter untermauert. Der Kanzlerkandidat muss nicht jedes Themenfeld im Detail abdecken, es muss eine Mannschaft antreten, die das mit hochqualifiziertem Personal kann. Da bin ich guter Dinge.

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Bundestagswahl und Kommunalwahl NRW liegen nächstes Jahr dicht beieinander. Sie müssen einen Doppelwahlkampf führen. Wie stark werden Bundesthemen den Kommunalwahlkampf beeinflussen?

Ich gehe davon aus, dass es einen Einfluss gibt. Bisher jetzt läuft es gut für uns. Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.

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