Witten. Seinen Namen kennen nur wenige, seine Musik aber viele. Straßenmusiker Nikolaj berührt die Herzen seiner Zuhörer. So entkommt er der Einsamkeit.
Passanten in Wittens Innenstadt kennen und mögen ihn. Nikolaj (69) aus Kasachstan versüßt ihnen den Einkaufsbummel an verschiedenen Stellen in der Bahnhofstraße. Er spielt Akustikgitarre mit Nylonsaiten, in klassischer Spielhaltung, Bossa Nova, Swing-Standards oder Pop-Evergreens. Das klassische Motiv von Straßenmusikern ist, gegen Spende zu spielen. Nikolaj treibt indes ein sehr persönliches Motiv in die Stadt. Der Tod seiner Frau machte ihn einsam.
Der Schicksalsschlag warf ihn aus der Bahn. Vor drei Jahren war das. „Ich lebe allein“, sagt der Künstler, und seine grün-grauen Augen wirken traurig. Doch nach quälenden Stunden, Tagen, Wochen in seiner Wohnung in Witten kam dem Mann aus Kasachstan eine rettende Idee. Musik berüht die Herzen des Publikums, Musik schafft Nähe, Kontakt, Bestätigung. Seither tritt Nikolaj regelmäßig in der Region auf.
Vor elf Jahren begann der studierte Musiker ein neues Leben in Witten. „Ich habe einen Abschluss von einem Musik-College in Kasachstan. Mein Beruf war Musiklehrer für Knopfakkordeon und Akkordeon, auch Gitarre.“ Nach einer kleinen Pause fügt Nikolaj hinzu: „Jetzt bin ich Rentner.“
Nikolaj aus Witten spielt auch in anderen Städten
Aber er führt ein Leben im Unruhestand. Musik ist seine Leidenschaft. Nikolaj will, darf, muss spielen. „Ein bisschen in Witten, ein bisschen in Herdecke, ein bisschen in Hattingen.“ Manchmal ist Nikolaj bei einem russischen Chor in Mettmann im Einsatz, erst kürzlich hat ein Konzert stattgefunden. „Wenn die Leute zufrieden sind, bin ich auch zufrieden.“
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Deutsch fällt ihm schwer, immer noch. Stattdessen setzt Nikolaj auf die internationale Sprache der Musik. Und sie funktioniert. Immer wieder bleiben Menschen beim Einkaufsbummel stehen. Dann gönnen sie sich einen kleinen Tagtraum in Noten - selbst wenn die Bahnhofstraße vor dem Modegeschäft „Jeans Fritz“ nur mäßig belebt ist.
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Jeweils 30 Minuten dauern die werktäglichen Mini-Konzerte des Manns mit der schwarzen Ledermütze. Einem Auftritt am Vormittag folgen Mittagessen und Nickerchen daheim. Dann geht’s mit dem Instrument noch einmal nach draußen. Die schönsten Auftritte erlebt Nikolaj samstags. „Da ist am meisten los.“ Seine grün-grauen Augen glänzen voller Vorfreude.
Nebenher unterhält Nikolaj mit Gitarre, Akkordeon und Gesang bei Ehejubiläen, bei Gold- oder Diamant-Hochzeiten, normalerweise mit einem Kollegen. Im Advent ist Nikolaj bisher auch für Veranstaltungen in Altenheimen und Krankenhäusern gebucht worden. In der dunklen Jahreszeit vertreibt Musik das Gefühl der Einsamkeit. Das gilt fürs Publikum wie für Nikolaj.
Kontakt: 02302-1765550
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