Witten. Von Stephan Schäfer sind nach seinem gefeierten Roman nun zwei sehr ungewöhnliche Bücher erschienen. Darin stellt der Wittener je 100 Fragen.
Erst Ende April hat Stephan Schäfer (50) in der Heimat aus seinem ersten Bestseller „25 letzte Sommer“ gelesen, da folgt schon der nächste Streich - möchte man fast sagen. Denn der ehemalige Medien-Manager, der in Witten geboren wurde und seinen stressigen Job fürs Schreiben an den Nagel hängte, ist mal wieder für eine Überraschung gut: Gleich zwei neue Bücher von ihm erschienen am Donnerstag, 31. Oktober. Sie stellen wichtige Fragen, aber enthalten: sonst nichts. Wie bitte?
Herr Schäfer, im vergangenen März ist ihr erster Roman erschienen, der gleich ein voller Erfolg wurde. Wie geht es Ihnen damit?
Stephan Schäfer: „25 letzte Sommer“ stand 31 Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste, so lange wie kaum ein anderer Roman. Das ist für mich ein wunderschönes Wunder. Die Sterne standen einfach richtig. Das Thema - die Sehnsucht nach einem Leben im Gleichgewicht - treibt viele um. Die Auslandsrechte an dem Buch sind inzwischen in mehrere Länder verkauft worden. Und jetzt wird die Geschichte sogar noch verfilmt und soll im Sommer 2026 in die Kinos kommen. Den Film möchte ich dann natürlich gerne irgendwann mit den Wittenern im Burgkino schauen.
Nun folgen gleich zwei Bücher, eins blau, das andere weiß. Titel: „Das Buch das bleibt. 100 Fragen an meine Mutter“ und „100 Fragen an meinen Vater“ (Ullstein, je 25 Euro). Wie sind Sie darauf gekommen?
In meinem ersten Buch steckt viel Persönliches. Es geht um ein Gespräch über die großen Fragen des Lebens und was wirklich wichtig ist. Ich habe in diesen Roman schon eingebaut, worum es in den neuen Büchern geht. Und es war die Textstelle, auf die ich am häufigsten angesprochen wurde: Ich gehe darin mit meiner Schwester spazieren. Wir sprechen über unsere Eltern und fragen uns, ob wir die beiden eigentlich richtig gut kennen. Die Antwort ist „nicht wirklich“.
Was genau meinen Sie damit?
Ich telefoniere fast täglich mit meiner Mutter. Trotzdem wusste ich nicht genau, welche Wünsche, Ziele und Träume sie noch hat. Was hat sie uns wohl nie erzählt? Was fühlt sie? Wer war sie, als sie jung war? So kam ich auf die Idee, wichtige Fragen zu sammeln. Es waren insgesamt 450, geblieben sind jeweils 100.
Wer nun glaubt, auch etwas über Ihre Eltern zu erfahren, der ist schief gewickelt. Denn die Bücher sollen von uns anderen ausgefüllt werden, ähnlich wie früher die Freundschaftbücher in der Kindheit. Sie enthalten also auf den knapp 200 Seiten ganz viel Raum für Notizen. Darauf muss man erstmal kommen...
Ich wollte überraschen. Ich habe vorher mit vielen darüber gesprochen. Und gemerkt: Es ist ein Ansatz, der viele anspricht. Einer, der verfängt. Oft sind es ja die simplen Dinge, die einem die Augen öffnen. Ich finde, in Form dieser Fragen kann ich das Thema besser anstoßen als in einem Roman oder einem Ratgeber. Das Buch soll einen Moment des gemeinsamen Innehaltens schaffen, soll Türen und Herzen öffnen.
Nun sind meine Eltern schon tot. Im ersten Moment dachte ich enttäuscht: Die kann ich jetzt nicht mehr fragen.
Aber Sie können das Buch selbst ausfüllen und Ihrem Sohn schenken. Kinder können die Bücher ihren Eltern schenken mit der Bitte, die Fragen zu beantworten. Ich habe auch schon Bücher für meine Kinder ausgefüllt. Ich habe Menschen im Fernsehen nach einer Flutkatastrophe gesehen, die auf die Frage, was sie am meisten vermissen, geantwortet haben: ihr Fotoalbum. Mit meinen Büchern möchte ich auch etwas Bleibendes schaffen. Und keiner muss sich Gedanken darüber machen, welche Fragen er stellen könnte.
Welche Fragen stellen Sie denn zum Beispiel?
Wann warst Du das letzte Mal richtig glücklich? Was war das größte Wagnis Deines Lebens? Was möchtest Du in Zukunft noch erleben? Welche Eigenschaften an Dir magst Du?
Sie haben die Fragen aber schon Ihren Eltern gestellt. Was haben Sie erfahren?
Ich weiß jetzt zum Beispiel, dass das Lieblingslied meiner Mutter von den Dire Straits stammt. Dass sie eigentlich Krankenschwester werden wollte. Dass sie mit ihren Blumen spricht. Und dass sie sich von mir vor allem gemeinsame Zeit wünscht. Das rührt mich.
Was kommt als Nächstes?
Ich liebe die Welt der Bücher und der Ideen. Es wird mir schon irgendwann wieder was einfallen.
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