Witten. Felix kann nur wenig sehen. Aber der junge Hevener liebt Videos und Wittens Müllabfuhr. Sie erfüllte dem 21-Jährigen überraschend einen Traum.

Felix heißt „der Glückliche“. Was der Vorname verspricht, ist für einen 21-jährigen Videofilmer aus Witten-Heven dieser Tage wahr geworden. Felix Rohde ist ein ganz besonderer Videofilmer. Der junge Mann lebt seine Leidenschaft, obwohl er fast blind ist. Eine weitere Passion hat ihm ebenfalls zu seinem Glück verholfen: Sein Herz schlägt für die Müllabfuhr. Und genau das bescherte Felix unverhofft gleich mehrere schöne Momente.

Der Reporter darf Felix nach der Arbeit zuhause besuchen. Tagsüber arbeitet er bei der Lebenshilfe in Witten. In seiner Freizeit ist der junge Mann mit seinem Tablet meist in seinem Stadtteil unterwegs, um Müllwerker bei der Arbeit zu filmen. Obwohl Felix lediglich eine Sehkraft von acht Prozent besitzt, hat er inzwischen eine beeindruckende Sammlung von Videos angelegt.

Die drei Müllwerker in Witten-Heven sind die Freunde von Felix

Das Filmen ist ihm eine Herzensangelegenheit. Er kennt die drei Müllmänner in Heven gut. Den Thomas, Andreas und Jörg. Alle zwei Wochen holen sie donnerstags mit ihrem großen Wagen im Bezirk 6 den Restmüll ab. Das Trio vom städtischen Betriebshof kennt natürlich auch Felix. Sie alle sind längst Freunde geworden.

Felix Rohde begleitet Müllwerker bei ihrer Arbeit im Wittener Ortsteil Heven mit seinem Tablet. Damit fertigt er Videos an.
Felix Rohde begleitet Müllwerker bei ihrer Arbeit im Wittener Ortsteil Heven mit seinem Tablet. Damit fertigt er Videos an. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Felix ist aber auch fasziniert von Müllfahrzeugen. Da kennt er alle technischen Details. Durch Heven rollt ein Laster vom Typ Econic 2. Er dient aber nur noch als Reservefahrzeug. Denn er wird von Econic 3 abgelöst. Als Felix davon erfuhr, wandte er sich mit einem großen Wunsch an die Stadt Witten: Er wollte sich von seinem Mülltransporter verabschieden. Was dann passierte, konnte sich der junge Mann selbst in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen.

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Das Betriebsamt lud ihn und Papa Jörg (62) überraschend zu einer Abschiedsrunde mit dem geliebten Fahrzeug ein. Mehr noch: Felix durfte sich in einen Müllwerker verwandeln, im orangefarbenen Originaldress. Obendrein durfte er Hand anlegen: Tonnen schieben und entleeren. Der Weg führte Felix schließlich zur Umladestation der AHE. Dort wurde der Müllwagen geleert, der Abfall entladen. Doch für Felix war der Tag damit noch lange nicht zu Ende.

Erinnerungsfoto mit Autogrammen

Zunächst ging’s zur Lebenshilfe. Felix präsentierte sich als Müllwerker. Auch sein Team bei der Lebenshilfe durfte in die Fahrerkabine – und die drei Müll-Profis knipsen. Für Felix gab’s ein Erinnerungsfoto seiner Freunde in Orange, Autogramme inklusive.

Der Abschluss fand auf dem Betriebshof statt. Würstchen gab’s – und ein Geschenk, das Felix und seine Stiefmutter Petra (52) beim Besuch des Reporters auf dem heimischen Wohnzimmertisch präsentieren. Eine in liebevoller Handarbeit gebaute Plexiglasbox zeigt eine Modelllandschaft mit zwei originalgetreuen Müllwagen plus Arbeitern in Aktion. Das Schöne: Im Hintergrund ist das schmucke Haus zu sehen, in dem die Rohdes wohnen. Susanne Hohmann vom Betriebsamt hatte es möglich gemacht.

Hilfe von Mercedes Lueg und Faun Umwelttechnik

Sie war auch diejenige, die etliche Helfer aktiviert hat, um Felix ein unvergesslich bleibendes Geschenk machen zu können. So organisierten Andreas Schaffarczyk von Mercedes Lueg Bochum und Bernd Wenzel von Faun Umwelttechnik in Herne ein rollendes Sammlerobjekt im Modellformat „aus dem tiefsten Süden Deutschlands“, wie Susanne Hohmann dankbar anmerkte.

Felix freut sich darüber, dass ein Traum wahr geworden ist. Er hat aber noch einen: Am liebsten würde der 21-Jährige bei der Müllabfuhr arbeiten, wohl wissend, dass er aufgrund seiner Sehbehinderung „nicht kippen kann“. Dennoch will er seinen Traum nicht aufgeben. „Ich kann bestimmt irgendetwas auf dem Betriebshof machen.“

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Ob Felix‘ Traum in Erfüllung geht, steht dahin. Er selbst glaubt fest darin: „Warum sollte das nicht klappen? Ich will nämlich nichts anderes machen.“

Immerhin hat der Sehbehinderte mit dem superfeinen Gehör bereits mit seinen Filmen etwas geschafft, was ihm kaum jemand zugetraut hätte. Würde der junge Mann tatsächlich bei der Müllabfuhr anfangen, würde sich ein weiteres Mal das Versprechen seines Vornamens bewahrheiten: Felix, der Glückliche.

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