Witten. In Witten sind drei Tauben angeschossen worden. Sie wurden vor einer Tierarztpraxis abgelegt. Tierschützerin startet Suche nach Täter.

  • In Witten sind drei Stadttauben angeschossen worden. Vermutlich mit einem Luftgewehr
  • Das legen die Verletzungen und eine aus einem Flügel entfernte Kugel nahe
  • Tierschützerinnen päppeln die schwer verletzen Tiere auf und suchen nach dem Täter


Der Wittener Tierarzt Volker Botjes staunte nicht schlecht, als er am Mittwochmorgen (25.9) seine Praxis aufschließen wollte. Denn da standen bereits ein Karton und ein Eimer im Flur vor seiner Tür. Und drinnen saßen insgesamt drei Tauben. Sie alle hatten Schusswunden.

„Die drei Tiere sind alle am Flügel getroffen worden“, sagt Botjes. Diese seien teils komplett zerstört worden, zahlreiche Knochen gebrochen. Wahrscheinlich, so die professionelle Einschätzung des mit Vögeln erfahrenen Tierarztes, werden alle Drei behindert bleiben. „Sie werden wohl nie wieder draußen herumfliegen können oder für sich selber sorgen.“ Fußgänger-Tauben seien sie nun.

Wer hat die verletzten Tiere zum Arzt gebracht?

Wer die verletzten Tiere zu dem Arzt an der Annenstraße gebracht hat, ist unbekannt. Botjes hofft, dass sich diese Person vielleicht doch noch meldet. So wüsste man wenigstens, wo die Tiere gefunden und höchstwahrscheinlich auch angegriffen worden seien. Es wäre ein Schritt, „damit die Menschen, die Tieren solche Schmerzen zufügen, gefasst werden“, sagt der 56-Jährige, der alle drei Vögel noch am Mittwoch operiert und versorgt hat. In einem Flügel steckte auch noch die Kugel - ein Diabolo aus einem Luftgewehr. „Das ist ein absoluter Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.“

3 Tauben in Witten angeschossen 25.9
In Witten sind drei Tauben angeschossen worden. Unbekannte haben die verletzten Vögel vor einer Tierarztpraxis abgesetzt. © Szymczak | Ramona Szymczak

Dass die Täter gefunden werden, hofft auch Ramona Szymczak. Sie hat als private Pflegestelle zwei der drei Tauben bei sich aufgenommen. „Ich bin einfach sehr tierlieb. Und irgendwer muss es ja machen“, sagt die 31-Jährige ganz pragmatisch. Ihre beiden Schützlinge sitzen nun „im Handtuch-Nest und bekommen Voll-Pension“. Regelmäßig müssen sie auch Antibiotika und Schmerzmittel einnehmen. Die junge Frau hat auch bereits Anzeige gegen Unbekannt wegen Tierquälerei gestellt. „Ich möchte der großen Antipathie der Menschen gegenüber Tauben etwas entgegensetzen. Das geht wirklich zu weit.“

Gewalt gegen Tauben ist an der Tagesordnung

Taube Nummer drei ist noch ein Jungtier, fiept ständig nach seiner Mutter - und muss deshalb regelmäßig gefüttert werden, weil es dazu alleine noch nicht in der Lage ist. Der Vogel wird von Carina Greif versorgt, die sich schon viele Jahre für Tauben engagiert - unter anderem auch im Verein „Initiative Stadttauben“, der den Taubenturm im Lutherpark betreibt.

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Gewaltakte wie diese kämen „leider wirklich oft vor“, sagt die Tierschützerin. Man könne sie örtlich sehr gut einkreisen. Zwar sei der Hass auf Tauben insgesamt sehr groß. Doch gerade in sozialen Brennpunkten würden die freiwilligen Helferinnen und Helfer regelmäßig verletzte Tiere finden. Auch Schussverletzungen sind Greif nicht unbekannt: „Alle zwei bis drei Monate finden oder bekommen wir so ein Tier.“ Und zwar immer vom gleichen Ort, der Winkelstraße in der Innenstadt.

Private Ehrenamtliche kommen bei Versorgung an ihre Grenzen

Doch die drei nun angeschossenen Tiere sind nicht die einzigen, die in Witten und Umgebung von einem Netz aus engagierten Menschen privat aufgenommen werden. „Unsere Pflegestellen sind komplett überfüllt, und die Zahl der hilfsbedürftigen Tiere wächst weiter“, umreißt Greif die aktuelle Situation. Man habe aktuell weder genug Helfer, noch das nötige Geld.

3 Tauben in Witten angeschossen 25.9
Auf dem Weg zur Pflegestelle: Der kaputte Flügel dieser Taube aus Witten wurde operiert und eingebunden. © Szymczak | Ramona Szymczak

Im aktuellen Fall wird es zumindest nicht an der hohen Tierarztrechnung scheitern. Volker Botjes hat die Kosten für die Operationen selbst übernommen. „Das kann man ja keinem Tierschützer oder Verein aufbürden“, so der 56-Jährige. Er sei schon froh, dass er Pflegestellen für die Drei gefunden habe. Doch für Szymczak und Greif geht die Suche bald erst los: Weil die Tauben vermutlich nicht mehr fliegen können werden, können sie die Tierschützerinnen auch nicht einfach in die Freiheit entlassen. Aber es gibt Vereine, die Volieren für kranke Tiere betreiben, erzählt Rettungssanitäterin Szymczak. Nun müssen sie nur noch einen Platz für ihre drei Sorgenkinder finden.

Ein ähnlicher Fall sorgte 2017 in Witten für Aufmerksamkeit: Damals waren gleich fünf Tauben in der Innenstadt angeschossen worden. Vier davon starben später in einer Tierklinik.

>>>Info: Mit Flugblättern will Ramona Szymczak auf die Tat aufmerksam machen. Sie erhofft sich Hinweise darauf, wo die Tauben gefunden oder verletzt wurden. Dazu hat sie eigens eine Mail-Adresse eingerichtet: hinweisegesucht-witten@web.de.

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