Witten. Im Wiesenviertel sollen kranke Tauben gesund gepflegt werden. Eine, die sich dafür engagiert, ist Carina Greif. Warum ihr Tauben wichtig sind.

Alles begann vor drei Jahren. Da fand Carina Greif im Bochumer Hauptbahnhof eine Taube mit einem gebrochenen Bein. Die Wittenerin brachte den Vogel zum Tierarzt und pflegte ihn danach zu Hause gesund. Sie hat Mitleid mit den Vögeln, die keine Lobby haben und die andere als „Ratten der Lüfte“ beschimpfen, sagt die 34-Jährige. 300 bis 400 Tauben, so schätzt sie, hat sie schon gerettet. Jetzt wird Carina Greif bald mit zuständig sein für eine Tauben-Krankenstation, die im Wiesenviertel entstehen wird.

Der 1999 gegründete Verein „Initiative Stadttauben“, bei dem Greif Mitglied ist, hat an der Wiesenstraße, kurz vor der Einfahrt zur Heilenstraße, ein Ladenlokal angemietet, in dem man früher Kunst kaufen konnte. „Am Montag ist Schlüsselübergabe“, freut sich Greif. In die Räumlichkeiten werden nach und nach kranke Tauben einziehen, die von der 34-Jährigen und anderen Vereinsmitgliedern aufgepäppelt und danach wieder in die Natur entlassen werden. Bislang haben die Tierfreunde kranke Tauben privat versorgt.

Im vergangenen Sommer konnte Greif schon eine Voliere in Witten-Vormholz errichten

Carina Greif wohnt in der Nähe des neuen Tauben-Hospitals, hat auch Zeit, sich zu kümmern, da sie derzeit – pandemiebedingt – in Kurzarbeit ist. Im vergangenen Sommer hat die Wittenerin bereits auf dem Grundstück eines Privatmanns in Vormholz eine Tauben-Voliere errichten dürfen. Das Zuhause für derzeit rund 50 kranke Tauben und solche, die als „Invaliden“ nicht mehr alleine in der Natur zurechtkommen würden. Die Tiere hat die Wittenerin gefunden oder sie wurden ihr gebracht. Denn über Facebook – Stichwort „Stadttaubenwelt Witten“ – macht Greif auf ihr Engagement aufmerksam.

Der Taubenturm im Lutherpark Witten wird von rund 100 Tauben bewohnt.
Der Taubenturm im Lutherpark Witten wird von rund 100 Tauben bewohnt. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Sie wollte auch einen eigenen Verein für Tauben in Witten gründen, hat sich jetzt aber entschlossen, es bei ihrem Einsatz für die „Initiative Stadttauben“ zu belassen. Diese ist als gemeinnützig anerkannt, arbeitet schon lange mit der Stadt und Wittener Geschäftsleuten zusammen und erhält Spenden, die für die Tauben-Arbeit notwendig sind.

„Tauben haben einen Schwarm, zu dem müssen sie zurück“

Sind Tauben wieder gesund, bringt Carina Greif sie dorthin zurück, wo sie gefunden wurden. Sie kann eine Taube aus der Innenstadt nicht in Bommern fliegen lassen, weil es dort grüner ist. „Tauben haben einen Schwarm, zu dem müssen sie zurück. Das sind enge Familienbande“, erklärt die Tauben-Freundin. Ihr Wissen rund um die Vögel hat sie von einem Tierarzt und anderen Tauben-Fans, die sich verletzter Tiere annehmen. Dass frei lebende Tauben keine große Lobby haben, dass man sie für Schädlinge hält, merkt Carina Greif sogar in der eigenen Familie. „Meine Eltern verstehen nicht, warum ich mich um sie kümmere. So ein bisschen nach dem Motto: Hast Du nichts anderes zu tun?“

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Roland Dirks, erster Vorsitzender des Vereins „Initiative Stadttauben“, freut sich über Carina Greifs Einsatz und den der rund 25 anderen Vereinsmitglieder. Der 51-Jährige begeistert sich seit Jugendzeiten für Tauben. Jetzt, so der Dortmunder, benötige der 21 Jahre alte Taubenturm im Lutherpark einen neuen Anstrich. Dieser wird von rund 100 Tauben bewohnt und ist Futter- und Wasserstelle auch für viele weitere Tauben. Rund 200 Taubeneier tauschen Ehrenamtliche dort jährlich gegen Attrappen aus Kunststoff aus, sind in dieser Sache auch auf der Bahnhof- und Ruhrstraße unterwegs – damit die Tauben-Population in der City nicht aus dem Ruder läuft.

In der City leben rund 500 Tauben

Roland Dirks, erster Vorsitzender der „Initiative Stadttauben“, schätzt, dass es im größeren Wittener Innenstadtbereich rund 500 Tauben gibt. Dabei handele es sich um die Nachfahren einst entflogener Haustiere - die früher als Brief- oder Fleischtauben gehalten worden seien. Die Arbeit des Vereins wird von treuen Spendern unterstützt - darunter die Sparkasse Witten, das Möbelhaus Ostermann und die Stadtwerke, aber auch private Spenden sind sehr willkommen. Wer sich an der Fütterung der Tauben am Taubenturm beteiligen möchte, kann sich per Mail (info@taubenturm-witten.de) oder telefonisch beim Verein melden (01575/228 7164).

„Tauben brüten ganzjährig, bis auf die Zeit, in der sie in der Mauser sind“, erklärt Roland Dirks. Für seinen Verein sucht der Software-Entwickler noch Menschen, die Zeit und Lust haben, sich an der täglichen morgendlichen Fütterung der Tiere am Turm zu beteiligen. Dirks: „Ganz wichtig: Die Leute müssen zuverlässig sein.“

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