Gartenparadies in Witten-Buchholz hält das Dorf zusammen
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Witten. Vor einem Jahr startete in Witten-Buchholz ein ungewöhnliches Gartenprojekt. Seither heißt es für OGS-Kids und ihre Familien: ab ins Beet.
Vor zwölf Monaten hat ein ungewöhnliches Gartenprojekt im Wittener Ortsteil Buchholz begonnen. Auf einer ehemaligen Erweiterungsfläche des Friedhofs Buchholz ackern Kinder der Offenen Ganztagsschule (OGS) im Dorf, auch ganze Familien sind dabei. Die Stadt Witten hat dafür rund 1000 Quadratmeter abgetreten. Inzwischen wurde geerntet - am Freitag (20.9.) zum letzten Mal.
Sommerfinale in Buchholz. Die Sonne scheint golden, es ist noch warm. Am frühen Nachmittag haben die OGS-Kinder geerntet. Später, gegen 17 Uhr, sind Familien aus dem Dorf dran – wie Heike Rückwart (60) mit ihren Enkel Tom (7) und Max (4). Die drei stehen beim Bohnentipi, einer zeltförmigen Rankhilfe. Sie verschwinden beinahe im wild wuchernden Grün. Heike Rückwart sammelt das energiereiche Gemüse in einem weißen Plastikeimer. Die Kurzen helfen mit. Eine typische Szene: Das Gartenprojekt vereint drei Generationen aus dem ganzen Dorf. Anschließend gibt es, wie Barbara Cocu augenzwinkernd verrät, einen „Aperitif“.
Stadt Witten förderte Projekt mit Heimatpreis
Sie und ihre Familie treiben das gemeinschaftlich bewirtschaftete Gemüsebeet maßgeblich voran. Aber angefangen hat es vor gut zwölf Monaten mit drei Freunden und einer Idee: Nils Panninger (39), Justin Schieven (35) und nicht zuletzt Barbara Cocus Sohn Yannic (40) schoben das Projekt an. Sie hatten herausgefunden, dass die Reservefläche für den städtischen Friedhof überflüssig war. „Es sterben zwar mehr Menschen als früher“, meint Barbara Cocu, „aber gibt auch immer mehr Urnenbestattungen.“
So schlug das Garten-Trio der Stadt Witten vor, die grüne Brache zu pflegen. Die Verwaltung willigte ein, die Politik förderte das Projekt sogar mit dem Heimatpreis. 1000 Euro gab’s.
Wittener Landwirt verwandelte Wiese in Acker
Von den insgesamt 1000 Quadratmetern Fläche wird ein Achtel beackert. Zuvor war der Grund eine Wiese. Landwirt Florian Wolff aus dem Dorf pflügte sie kurzerhand um. Das Gartenbauprojekt konnte beginnen.
„Wir haben Schilder aufgehängt, in der Kita, in der Schule und in der OGS“, sagt Barbara Cocu. Der Aufruf hatte Erfolg. Seither heißt es für die Kinder der OGS zweimal pro Woche nach dem Unterricht: ab ins Beet. Mal ist Doris Panninger von der OGS dienstags und freitags mit fünf bis zehn Kindern im Einsatz. Mal hilft die gesamte Kinderschar, insgesamt 73 Mädchen und Jungen.
Gartenprojekt steht für spielerisches Lernen
Das Gartenprojekt steht für spielerisches Lernen. Die OGS-Kinder mit den grünen Daumen lernen mit Händen, Augen, Nase, mit allen Sinnen. Sie lernen viel über Feldarbeit und Wetter. Überdies lernt die Generation Smartphone Geduld: „Eine Saison muss man warten“, weiß Barbara Cocu, „bis man ernten kann.“
Die Idee sprach sich im Dorf herum – und fand Freunde. Freitagnachmittags kommen Familien in dem kleinen, offenen Gartenparadies zusammen, um Boden und Beete zu pflegen.
Kinder haben Vogelscheuche gebaut
Doris Panninger und ihre Kinderschar sorgen zudem dafür, dass die Beete mit Schildern gekennzeichnet sind. Obendrein haben sie eine Vogelscheuche gebastelt. „Die Versuchsfelder hat unser Sohn angepflanzt.“ Das bot sich an. Yannic Cocu ist studierter Biologe.
Die Mädchen und Jungen können die Ergebnisse ihrer Arbeit wachsen sehen. In diesen Tagen durften sie in der Grundschule auch Gerichte mit eigenen Zutaten zubereiten, Salat gab’s, dazu selbstgebackenes Brot. Doris Panninger hat alle Stationen mit Fotos dokumentiert.
Kinder haben keine Angst vor Schnecken
Nebenher lernten die Kinder, dass Flora und Fauna zusammengehören, Pflanzen und Tiere. Mal schlängelte sich eine Blindschleiche über den Boden, mal schlichen Schnecken daher. Das Schöne: Die Kinder gingen unbefangen mit den Tieren um. „Sie haben“, freute sich Barbara Cocu, „Schnecken sogar angefasst.“
Gemüsebeet-Projekt der OGS an der Grundschule Buchholz
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Passend zur Jahreszeit, beschäftigen sich die Kinder bald noch eingehender mit einem Kultgemüse: riesige Kürbisse in leuchtendem Orange. Halloween naht. Barbara Cocu: „Die Kinder freuen sich schon aufs Schnitzen.“
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