Witten. Fahrradfahren liegt voll im Trend, E-Bikes sei Dank. Das sagen Wittener Händler wie Thorsten Ebenfeld. Für welche Modelle Geduld angesagt ist.
Witten ist auf dem besten Weg, Fahrradstadt zu werden – schlechten Noten fürs städtische Radwegenetz zum Trotz. Fahrradhändler Thorsten Ebenfeld merkt das an seinen Verkaufszahlen. Der 49-Jährige sagt, mit Corona habe das Geschäft Fahrt aufgenommen. Der Boom dauere immer noch an. Bedeutet großes Kaufinteresse zugleich lange Wartezeiten auf das ersehnte Velo?
Ein normaler Wochentag gegen zwölf. Thorsten Ebenfeld, in der Stadt besser als „Ebi“ bekannt, hat in seinem großen Laden an der Hauptstraße gut zu tun. Mal geht’s um den passenden Fahrradhelm, mal um ein neues Rad. Der Trend ist klar. E-Bikes bestimmen das sichtbare Angebot im Geschäft. Motorisiertes Radfahren sei längst ein Thema für alle Generationen, so der gelernte Ingenieur.
Auf manche Bikes müssen Kunden in Witten warten
Ältere Semester bevorzugen E-Bikes mit tiefem Einstieg. Hobbysportler fahren gern Mountainbikes und sogenannte „Gravel“-Räder mit Akku-Kraft, das ist eine Art Mix aus Renn- und Crossrad. Junge Familie haben verstärkt Bedarf an Spezialrädern, etwa Lastenbikes oder Velos mit Kindersitzen. Wie schnell kommt die Kundschaft ans Wunschrad?
Gängige Räder, etwa Trekkingbikes, seien problemlos lieferbar, weiß der Experte aus der Innenstadt. Coronabedingte Lieferschwierigkeiten sind längst Geschichte. „Wir haben einen recht großen Bestand“, sagt „Ebi“. Seine Hersteller hätten übervolle Lager. Doch nicht alle Bikes stehen von jetzt auf gleich zur Verfügung.
Fahrradhändler vor Ort
Eine Auswahl an Fahrradhändlern im Stadtgebiet: vit:bikes Witten, Pferdebachstraße 84b, 02302-911 3500; Metal Motion Bikes,Vormholzer Straße 2a, 02302-780680; Fahrrad Fielicke, Ardeystraße 38, 02302-82628; cargo & smart, Meesmannstr. 84, Herbede, 02302-1769076; LittleBikeBus.de, Friedenstraße 20, Witten, 0177-6661121; Pedalwirbel Witten Querenburger Straße 25, Heven, 02302-9113113.
Individuell hergestellte Räder mit besonderer Ausstattung oder speziellem Design, wie „Contoura“ oder „Velo de Ville“, haben zurzeit sechs bis acht Wochen Lieferzeit. Wer Neuheiten will, braucht noch mehr Geduld. Ebenfeld: „Hier verschiebt sich die ursprünglich angekündigte Markteinführung regelmäßig um sechs oder mehr Monate.“
Modellwechsel steht bevor
Der anhaltende E-Bike-Boom macht Händlern wie ihm natürlich Freude. Die Modelle sind durchweg hochpreisig, nach Angaben von Branchenportalen im Internet liegen die Händlermargen im deutlich zweistelligen Bereich. E-Bike-Fahren ist alles andere als ein billiges Vergnügen, aber unbedingt ein teurer Spaß. Wer sparen will, darf beim Modellwechsel auf Preisnachlässe hoffen. Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit.
„Da kann man 30 bis 40 Prozent sparen.“
Stadtwerke-Sprecherin Isabell Bittner (37) hat, wie inzwischen ein Viertel der berechtigten Belegschaft, ein Angebot ihres Arbeitgebers genutzt. Sie hat sich ein Job-Rad angeschafft. Wittens Stadtwerke bieten Mitarbeitenden, wie auch andere Unternehmen, günstige Leasingverträge für Bikes an. „Da kann man 30 bis 40 Prozent sparen“, rechnet Bittner vor. Ihr Mann und sie nutzen das Dienstrad, um ihre dreieinhalbjährige Tochter zum Kindergarten zu bringen und zur Arbeit fahren. „Das Schöne ist“, sagt die Unternehmenssprecherin lachend, „alles liegt am Rheinischen Esel.“
Lesen Sie auch
- Zwischen Ruhrtal und Kemnader See: die besten Gastro-Tipps
- Cocktails: So schmeckt der Spätsommer
- Bike-Boom: Im Ruhrtal ist die Hölle los
Auch die Stadtverwaltung macht Beschäftigte umweltfreundlich mobil. „Die Stadt hat zuletzt Mitte 2023 vier Dienst-Pedelecs zum Ausleihen beschafft“, weiß Stadtsprecherin Lena Küçük (40). Je zwei Räder stehen an zwei Standorten, am Technischen Rathaus und Betriebsamt. Die Reservierung läuft über einen internen Kalender. Für das Angebot haben mehrere Abteilungen der Verwaltung zusammengearbeitet: städtische IT, Planungsamt samt Radverkehrsbeauftragter und Radverkehrsplaner sowie die Koordinierungsstelle Klimaschutz. „Das Angebot“, heißt es, „wird gerne genutzt.“ Doch welche Kaufangebote gibt es für kleines Geld?
Da kommt Mark Kohlberger ins Spiel. Der Geschäftsführer der Wittener Gesellschaft für Arbeit und Beschäftigungsförderung – kurz: Wabe – verweist auf die neue Bike-Station mit Werkstatt in der unteren Bahnhofsnähe. Seit drei Monaten werden dort Räder mit und ohne Akku verliehen oder verkauft.
Darunter befinden sich auch Oldies, etwa aus Haushaltsauflösungen oder vom AHE-Wertstoffhof im Bebbelsdorf. Die Werkstatt hat sie zuvor wieder verkehrstauglich gemacht. „An Bedürftige werden diese Räder kostenlos weitergegeben. Andere Gebrauchträder werden im Laden verkauft“, so Kohlberger. Ein guter Teil der Kundschaft wohnt im Wiesenviertel. Dort radeln Studierende augenscheinlich mit Gutem von gestern.
Spontane Bewerbung bei Wittener Fahrradhändler
Apropos gestern. Für Fahrradhändler Thorsten Ebenfeld hat sich ein Thema erledigt, das ihn im vergangenen Jahr noch Sorgen bereitet hat: der Fachkräftemangel. Inzwischen kann er seinen Laden an der Hauptstraße von dienstags bis freitags wieder wie gewohnt morgen und nachmittags öffnen, samstags ist er bis 13 Uhr für die Kundschaft da. Während des Gesprächs des Reporters mit dem Ladenchef kommt ein junger Mann in den Verkaufsraum: „Guten Tag, ich bin Fahrradmechatroniker. Ich will mich vorstellen.“ Einen Termin hat er nicht. Er kommt spontan.
Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.