Witten. Vier Männer sind nach einer Geiselnahme in Niederbayern geflohen. Einer wurde gefasst. Die Spur führte nach Witten. Es gibt Fotos der Flüchtigen.

SEK-Beamte haben am Samstagabend (31.8.) gegen 19 Uhr zwei Wohnungen in Witten durchsucht, vermutlich beide in einem Mehrfamilienhaus an der Hauptstraße. Es habe Hinweise gegeben, dass sich dort einer der Straftäter aufhält, die schon vor gut zwei Wochen in einer spektakulären Aktion aus einer geschlossenen Klink im niederbayrischen Straubing geflohen sind. Dies bestätigt Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher aus Regensburg auf Anfrage dieser Redaktion.

Über zehn Männer eines Sondereinsatzkommandos sind in voller Montur in das Sechs-Familienhaus an der Hauptstraße eingedrungen, wie ein Beobachter erklärt. Es handelt sich um das Gebäude, in dessen Erdgeschoss Thorsten Ebenfeld „Ebis Fahrradservice“ betreibt. Da die Durchsuchung außerhalb seiner Öffnungszeiten stattfand, habe er davon nichts mitbekommen, sagt er.

SEK-Beamte sicherten Beweismittel

„Es wurde keiner der Flüchtigen angetroffen“, erklärt Oberstaatsanwalt Rauscher. Jedoch konnten Beweismittel in Form von Datenträgern gesichert werden. In Bayern sorgt der Fall für großes Aufsehen. Süddeutsche Medien berichten ausführlich darüber.

Laut Polizeipräsidium Niederbayern sollen die vier Patienten, die sich im Maßregelvollzug des Bezirksklinikums befanden, am Samstagabend, 17. August, zunächst einen Mitarbeiter bedroht und mit spitzen und stumpfen Gegenständen attackiert haben. Anschließend konnten die vier Männer die Öffnung der Pforte erzwingen. Der Mitarbeiter wurde danach sofort freigelassen, die vier Patienten allerdings flüchteten zu Fuß. Dutzende Einsatzkräfte bemühten sich, die Männer aufzuspüren. Auch ein Hubschrauber und Suchhunde waren im Einsatz.

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Kripo und Staatsanwaltschaft ermitteln wegen Verdachts auf Geiselnahme und gefährlicher Körperverletzung. Die Polizei stuft die geflohenen Straftäter als gefährlich ein. Sie befanden sich aufgrund von Eigentums- und Betäubungsmitteldelikten im Maßregelvollzug des Klinikums statt im Gefängnis, da sie offenbar psychisch krank sind.

Spur führte nach Witten

Nach den vier Flüchtigen wurde anhand Europäischer Haftbefehle international gefahndet. Einer der Flüchtigen, ein 28-jähriger Deutscher, konnte am Donnerstag, 22. August, in der Steiermark durch Einsatzkräfte der österreichischen Polizei widerstandslos festgenommen werden. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Regensburg und der Kriminalpolizei Straubing nach den drei anderen Flüchtigen laufen weiter mit hoher Intensität. Die Spur führte offenbar jetzt bis nach Witten.

Die Bochumer Polizei hat auf Bitten der bayrischen Kollegen eine Spezialeinheit angefordert. Diese hat das Objekt vor dem Betreten zunächst beobachtet. Der Einsatz könne mehrere Stunden gedauert haben, heißt es.

Einer der drei Straftäter, die zur Fahndung ausgeschrieben sind: Denis E.
Einer der drei Straftäter, die zur Fahndung ausgeschrieben sind: Denis E. © Polizeipräsidium Niederbayern | Lenz, Natascha (PP-NB)

Die Polizei veröffentlichte Fotos und Beschreibungen der Männer. Denis E. ist 31 Jahre alt, wiegt ca. 88 kg und ist ca. 178 cm groß. Er ist schlank und muskulös, hat eine Narbe an der rechten Augenbraue, schwarze Haare sowie Tattoos am rechten Arm, am linken Unterarm, auf der rechten Brust und am linken Ohr.

Einer der drei Straftäter, die zur Fahndung ausgeschrieben sind: Moritz K.
Einer der drei Straftäter, die zur Fahndung ausgeschrieben sind: Moritz K. © Polizeipräsidium Niederbayern | Lenz, Natascha (PP-NB)

Moritz K. ist 28 Jahre alt, wiegt 85 kg und ist ca. 186 cm groß. Er ist schlank, trug zuletzt eine Glatze und Kinnbart. Er ist ebenfalls tätowiert: an beiden Armen und Händen sowie an der linken Wade. Zeqir B. ist 27 Jahre alt, etwa 70 kg schwer und ca. 185 cm groß. Er hat eine normale Statur, zuletzt
lange dunkelblonde bis braune Haare, die er zu einem Pferdeschwanz gebunden trug, und Vollbart.

Einer der drei Straftäter, die zur Fahndung ausgeschrieben sind: Zeqir B.
Einer der drei Straftäter, die zur Fahndung ausgeschrieben sind: Zeqir B. © Polizeipräsidium Niederbayern | Lenz, Natascha (PP-NB)

Die Polizei warnt davor, sich den Flüchtigen zu nähern - stattdessen soll der Notruf 110 gewählt werden.