Witten. Vom deutschen Meister im Mixen zur Weltmeisterschaft in Mexiko: Sascha Winzeck erobert die Barwelt und kehrt nach Witten zurück. Was er vorhat.
Deutscher Meister, spanischer Vizemeister, Teilnehmer an der panamerikanischen Weltmeisterschaft: Der Lebenslauf von Sascha Winzeck liest sich wie der eines Profifußballers. Doch der deutsche Auswanderer wandelte nicht auf den Stollenspuren von Toni Kroos und Konsorten, sondern ließ an spanischen Bars die Flaschen fliegen. Jetzt kehrt Winzeck zurück.
Rund 22 Jahre lang arbeitete der hochdekorierte Show-Mixer in Köln und Spanien. Wer ihn nicht vor Ort gesehen hat, kennt ihn vielleicht aus seinen Fernsehauftritten bei Mario Barth, dem Perfekten Promi Dinner oder Alarm für Cobra 11. Jetzt hat er seine Basis im Café-Bistro Amadeus. Sascha Winzeck über seinen Werdegang, seine Heimkehr und einen Besuch der Hells Angels.
Sascha Winzeck steht vor Haus Witten, jongliert drei grüne Flaschen und wechselt dabei das Wurfmuster. Während er das tut, balanciert er eine weitere Flasche auf seiner Stirn. Plötzlich greift er daneben, eine der grünen Flaschen fällt zu Boden. „Tut mir leid, ich bin momentan noch nicht im Training“, sagt er fast kleinlaut. Winzeck stammt aus einer Gastrofamilie: Seine Mutter war Köchin, und er hat schon im jungen Alter in diversen Restaurants und Bars geholfen.
Von Haus Lindemann nach Malaga uns zurück nach Witten
Im Haus Lindemann war Winzeck zuständig für den Ausschank von Cola, Saft und Longdrinks und hat dort auch zum ersten Mal Cocktails gemixt. „Der Barkeeper konnte nicht, und ich konnte mixen. Also, ich wusste, wie viel ich reintun muss“, erinnert er sich. „Meine Mutter wollte immer, dass ich Koch werde. Aber das Rumstehen in so einem kleinen Raum war nichts für mich. Also bin ich Flüssigkoch geworden“, sagt er.
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Dafür hat er im Jahr 1998 eine Cocktailschule in Dortmund besucht. Dort hat er das Mixen noch ohne Messbecher gelernt. Die Mengenverhältnisse musste er beim Ausgießen noch genau abzählen. „Eine Sekunde entspricht einem Zentiliter“, verrät der Experte. In dieser Zeit war er beruflich in diversen Kult-Discos des Ruhrgebiets unterwegs, hat als Barmanager die Anfänge des Bochumer „Playa“ begleitet und hat auch mal im „Prater“ gearbeitet, wie er sagt. Während seiner Arbeit im „Playa“ ist er als Barkeeper und Showmixer in die Selbstständigkeit gestartet, hat aber schnell feststellen müssen, „dass man sich damals lieber zehn Kisten Bier gekauft hat, als sich einen Barkeeper zu bestellen“.
Weltmeisterschaft: Vom Zuschauer zum Teilnehmer
Auf der Cocktailschule hat er aber nur die Basics gelernt. Das „Flaschenschmeißen“, wie er es nennt, hat er sich selbst beigebracht. Im Jahr 2001 ging es für den amtierenden deutschen Meister im Mixen zur Weltmeisterschaft in Malaga, dort hat er den Profis beim „Freestyle“ (heute: „Showmixen“) zugeschaut. Danach ging es jeden Morgen vor der Arbeit zum Training in den Park. Wie viele Flaschen er schon zerbrochen hat, kann er heute nicht mehr sagen.
Endgültig aus dem Ruhrgebiet verabschiedet hat sich der Star-Mixer im Jahr 2002. Damals stand er noch im Sommer mit einem Cocktailwagen auf dem Innenhof von Haus Witten. Das Geschäft lief nicht. Für ihn war klar: „Ich muss hier weg.“ Als ihn dann im selben Monat die Kölner Ringbar für einen Werbespot und eine Barstelle anfragte, war der Entschluss schnell gefasst. Er ging nach Köln.
Harte Rocker? Was Hells Angels trinken wollen
Im Jahr 2011 kam dann eine weitere Anfrage - diesmal aus Spanien. In Malaga sollte er eine Woche lang Barkeeper ausbilden - in dem Ort, in dem er das Showmixen für sich entdeckte. Dort bekam er auch das Angebot, länger zu bleiben. Zwei Tage Bedenkzeit in Deutschland haben ihm für die Entscheidung gereicht. Noch auf dem Supermarkt-Parkplatz griff er zum Handy und stielte seine Auswanderung ein. Im Jahr 2013 wurde er spanischer Vize-Meister, ein Jahr später vertrat er Spanien bei der panamerikanischen Weltmeisterschaft in Mexiko.
Auch die spanische Gastronomie hat unter der Corona-Krise stark gelitten. Deshalb hat es Winzeck wieder zurück ins Ruhrgebiet verschlagen. Gemeinsam mit seinem Cousin Evangeli Zabacis, dem Inhaber des barrierefreien Café-Bistro „Amadeus“, will er erneut angreifen. Ab dem 17. Juli wollen die beiden mediterranes Malaga-Feeling im Ruhrgebiet schaffen. Dann startet die wöchentliche Cocktailabend-Reihe „Rock me Amadeus“. Eine Happy-Hour wird es nicht geben, stattdessen gibt es in der „Probierstunde“ zwei Getränke zum Preis von einem.
Obwohl Winzeck in einer spanischen Partyhochburg gemixt hat, sind keine spanischen Profifußballer an die Theke gekommen. Statt Iniesta oder Xabi Alonso standen eines Tages die Hells Angels auf der Matte. „Mit 15 Mann waren die da, vorne weg ein Typ mit Glatze, der hatte ‚666‘ auf der Stirn tätowiert“, erinnert er sich. „Der war der Boss - aber ein ganz lieber Typ“, schiebt er hinterher. Und was haben die getrunken? „Die wollten frühstücken, haben Kaffee und zehn Omeletts bestellt.“
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