Witten. Die Zwiebelkirmes hat begonnen. Zum Start an diesem Freitag schauen wir uns an, was so ein Gang übern Rummel kostet - Überraschungen inklusive.
Freitagmittag, 14 Uhr. Der Himmel grau. Die Temperaturen eher kühl. Doch auf der Zwiebelkirmes geht es schon heiß her. Musik wummert. Die Karussells drehen sich. Die ersten Pommes kommen ins Schälchen. Wittens größtes Volksfest geht an den Start. Wir wollen wissen: Sind die Preise an den Fahrgeschäften und Imbissbuden zum 600. Geburtstag gestiegen, gesunken oder gleich geblieben? Ein Rundgang übern Rummel.
Gleich an der Ecke Ruhrstraße/Bergerstraße treffen wir den richtigen Mann: Max Nowag, zweiter Vorsitzender der Schaustellervereinigung und Wittener mit Leib und Seele. „Wir haben die Preise gesenkt“, sagt der 37-Jährige. Und das muss man sich in Zeiten, in denen eigentlich alles teurer wird, erstmal auf der Zunge zergehen lassen.
Ein Crêpe mit Schokocreme kostet 4,50 bis fünf Euro
Nowag steht vor den „Pinky Sweets“. Süßes in knallfarbenem Ambiente gibt es hier. Zuckerwatte am Stiel kostet in diesem Jahr zwei Euro - und ist damit einen Euro günstiger als in den Jahren zuvor. Gleiche Menge? Max Nowag nickt. Ein Apfel, umhüllt von Schokolade, kostet 3,50 Euro und damit 50 Cent weniger. An seinem Pinky-Crêpe-Stand nebenan sind die Preise mit Pappschildchen abgeklebt. Jeder hauchdünne Pfannkuchen ist im Schnitt 50 Cent billiger geworden. Mit Schokocreme kostet er beispielsweise 4,50 Euro. Woanders auch mal fünf Euro.
Denn der Preis für Schokolade sei ordentlich in die Höhe gegangen: „Das Kilo kostet ein Drittel mehr“, sagt Nowag. „Aber wir sind ein Famlienbetrieb und stolz auf die Kirmes. Das ist hier ein absolutes Heimspiel für uns.“ Er wisse, was er seiner Kundschaft zumuten könne.
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Wegen steigender Energiekosten liegt bei ihm deshalb jetzt die Fahrt mit dem Kinderkarussell, die letztes Jahr noch für 50 Cent weniger zu haben war, bei drei Euro. Auch Nowags Bungee-Jumping kostet inzwischen sechs statt fünf Euro. Es steht hinterm Saalbau, wo die Kirmes - wie schon nach Corona - sich wieder entlangzieht. „Am Montag, dem Familientag“, verspricht Max Nowag, „wird es wieder billiger“.
Dafür sind die Preise bei Nowags Onkel Martin gleichgeblieben: 100 Gramm gebrannte Mandeln gibt‘s für vier Euro - wie fast überall. Nur das Tütchen am Wiener Mandel-Stand kostet 50 Cent weniger. Bei Nowags Cousin Martin zahlen Eltern, deren Kinder für eine Fahrt ins Mini-Flugzeug steigen wollen, nach wir vor drei Euro.
Preis für Backfisch gleich geblieben
Überhaupt sind die Preise in den meisten Fahrgeschäften und Imbissbuden im Jubiläumsjahr der Zwiebelkirmes stabil geblieben. Bei Däbritz kostet der Backfisch weiterhin 7,50 Euro, mit Soße 50 Cent mehr. Das Stück, in das der Kunde gerade beißt, ist ordentlich groß. Auch ein Portion Pommes ist hier weiterhin für drei Euro zu haben.
Wer in riesigen Plastikseifenblasen übers Wasser kugeln möchte, kann das vier Minuten lang für fünf Euro tun. Auch am Autoskooter der Gebrüder Alexius, einem weiteren Kirmesklassiker, ist alles beim Alten. Eine Fahrt macht drei Euro, drei Fahrten sieben Euro. Und ab 100 Fahrten gibt‘s jeden Chip für einen Euro. Aber das, sagt der Chef, „kommt in Witten eher selten vor“. Häufiger würden Jugendliche schon mal zusammenlegen und 20 Euro für 16 Fahrten löhnen.
Aufs Kettenkarussell kommen Nostalgiker weiterhin für vier Euro, auf dem Breakdance zahlen Wagemutige vier Euro pro Chip. „Wir wollen, dass alle sich das leisten können“, sagt der Mann im Kassenhäuschen. An der „Kralle“ können sich Fingerfertige für einen Euro was herausfischen. Zehn Enten angeln kostet gleichgebliebene fünf Euro, ebenso drei Würfe auf den Dosenturm.
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Thomas Gamba spießt gerade eine Kartoffel auf einen Holzstab, legt sie in ein Gerät ein, das gleichzeitig schält und Spiralen schneidet. Für seine optisch sehr dekorativen Kartoffeln musste er bereits nach Corona den Preis um 50 Cent auf fünf Euro erhöhen. „Der Einkaufspreis für Öl hat sich verdoppelt.“ Deshalb ebenfalls teurer: die spanischen Churros. Das längliche krapfenähnliche Fettgebäck kostet pro Portion mit Zucker statt fünf nun sechs Euro und mit Schoko statt sechs jetzt sieben Euro.
Wer darauf erstmal eine Abkühlung braucht, ist an der Drachenschänke richtig. Ein Pils vom Fass (0,25 l) löscht den Durst für drei Euro, die Berliner Weisse für fünf Euro. Alles wie im Jahr zuvor. Keine Frage, ein Kirmesbesuch - zumal für Familien mit Kindern - geht ordentlich ins Geld. Aber es hätte schlimmer kommen können. Feiern wir also zusammen den großen Geburtstag. Man wird ja nur einmal 600.
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