Witten. In Zeiten von Krieg und Terrorismus ist ein Blackout ein ernstzunehmendes Szenario. Die Stadt Witten ist für diesen Fall nun gewappnet.

Spätestens seit dem Ukraine-Krieg weiß man, dass ein Blackout nicht mehr nur ein theoretisches Szenario ist. Bereits im Jahr 2022 hat die Stadt einige Maßnahmen auf den Weg gebracht, falls es zu einem Totalausfall bei der Energieversorgung kommt. Jetzt ist sie einen weiteren wichtigen Schritt gegangen, um die Wasserversorgung in Witten auch im Extremfall aufrechtzuerhalten.

In der Krise wurde in Witten kürzer geduscht, kälter geschwommen. Jetzt soll auch ein neues Gerät in Krisenzeiten unterstützen. Seit rund einem Monat steht auf dem Gelände des Verbund-Wasserwerks Witten (VWW) ein Notstromaggregat. Rund 18 Meter lang ist das Gerät. „Wir sorgen dadurch für die Aufrechterhaltung der Versorgung, sollte es zum Worst-Case kommen“, sagt VWW-Geschäftsführer Derk Buchsteiner. Ein Stromausfall kann mehrere Gründe haben. Mal kann ein Bagger eine Leitung gekappt haben. Aber auch schlimmere Szenarien, wie zum Beispiel ein Krieg, wurden dabei bedacht.

Wittener Notstromaggregat kostet 450.000 Euro

„Wir haben das Ganze vor dem Hintergrund möglicher Blackouts schon im Zuge des Ukraine-Kriegs geplant“, sagt Bürgermeister Lars König, gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke. Eigentlich hätte das Aggregat schon früher in Betrieb genommen werden sollen. Allerdings gab es Lieferprobleme.

450.000 Euro wurden investiert. Sollte es zu einem Stromausfall kommen, kann die Versorgungssicherheit durch das Notstromaggregat für 72 Stunden sichergestellt werden. Betrieben wird es mit Heizöl und hat mit 1000 Kilo-Volt-Ampere viel Kraft unter der Haube. Doch nicht nur im äußersten Notfall soll es eingesetzt werden.

Das Notstromaggregat kann innerhalb weniger Minuten in Betrieb genommen werden.
Das Notstromaggregat kann innerhalb weniger Minuten in Betrieb genommen werden. © FUNKE Foto Services | Christof Koepsel

Auch bei Spitzenlasten springt es ein und unterstützt das Stromnetz. Das kann zum Beispiel an besonders heißen Tagen der Fall sein, wenn viele Menschen ihren Pool füllen oder die Pflanzen bewässern. Mit der hohen Wasserabnahme steigt automatisch der Stromverbrauch des Verbund-Wasserwerks. Das Notstromaggregat übernimmt dann die Produktion des zusätzlichen, nicht geplanten Stroms. Zudem kann es die Pumpen unterstützen, die das Wasser etwa auf den Helenenberg leiten müssen.

Kein Einfluss auf Trinkwasserqualität

„Die Versorgungssicherheit hat für uns oberste Priorität. Es ist unsere Aufgabe als Energieversorger, den Menschen vor Ort die wichtigen Ressourcen wie Wasser jederzeit und einwandfrei zur Verfügung zu stellen – auch in Notlagen“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Andreas Schumski. Der lokale Energieversorger ist zu 50 Prozent am VWW beteiligt, die andere Hälfte liegt beim benachbarten Energieversorger AVU.

Die Wittener selbst bekommen nichts davon mit, wenn das Notstromaggregat die Arbeit übernimmt. Während im Wasserwerk die zusätzliche Stromversorgung hochgefahren wird, findet die meiste Arbeit in der Leitwarte der Stadtwerke Witten beziehungsweise der AVU statt. Dort werden die entsprechenden Anlagen ab- und zugeschaltet, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Das Ganze passiert innerhalb weniger Minuten. Die Umschaltung habe jedoch keinerlei Auswirkungen auf den Wasserdruck oder die Trinkwasserqualität, betonen die Stadtwerke.

Im Hintergrund sieht man das neue Notstromaggregat auf dem Gelände des Verbund-Wasserwerks Witten (VWW). Die Verantwortlichen wollen so für den Notfall gewappnet sein:(v.l.n.r.) Andreas Schumski (Geschäftsführer Stadtwerke Witten), Uwe Träris (Vorstand AVU), Derk Buchsteiner (Geschäftsführer VWW) und Bürgermeister Lars König.
Im Hintergrund sieht man das neue Notstromaggregat auf dem Gelände des Verbund-Wasserwerks Witten (VWW). Die Verantwortlichen wollen so für den Notfall gewappnet sein:(v.l.n.r.) Andreas Schumski (Geschäftsführer Stadtwerke Witten), Uwe Träris (Vorstand AVU), Derk Buchsteiner (Geschäftsführer VWW) und Bürgermeister Lars König. © FUNKE Foto Services | Christof Koepsel

Übrigens wurde das Aggregat schon für einige Probeläufe eingeschaltet. „Es ist wichtig, dass es immer wieder anläuft. Stillstand tut so einem Gerät nicht gut“, sagt VWW-Geschäftsführer Derk Buchsteiner. Er ist froh über dessen Existenz, denn: „Es lässt einen schon ruhiger schlafen.“ Doch er sagt auch: „Natürlich wollen wir gar nicht erst, dass es zu einem äußersten Notfall kommt.“ Sollte es dennoch so sein, ist Witten nun auch für den schlimmsten Fall gewappnet.

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