Witten. Ihre Auftritte als Wittener Zwiebelhexe sorgten jahrelang beinahe ungewollt für Aufsehen. Heute spielt die 60-Jährige lieber eine andere Rolle.
Verkleidet hat sie sich offensichtlich schon immer gern. Susanne „Susi“ Bergstein hat einst mit ihrem Mann und der KG Rot-Weiß den Karneval nach Witten gebracht. Inzwischen ist die 60-Jährige längst ins Hunnenlager gewechselt. Doch geradezu legendär sind ihre Auftritte als „Zwiebelhexe“ beim alljährlichen Fest in der Ruhrstadt. Auch das ist Schnee von gestern - „doch bis heute bin ich für viele die Hexe geblieben“, sagt die Frau mit der markanten Stimme.
„Am Schwanenmarkt gibt es an einer Hauswand ein Bild von einer Hexe“, erzählt Susi Bergstein. Das habe sie auf die Idee gebracht: „Stehst du mal für diese Gruppe ein.“ Das muss so vor etwa 19 Jahren gewesen sein, als es den Zwiebelumzug gerade mal im zweiten Jahr gab. Seitdem zog sie perfekt kostümiert mit den Wagen und Fußtruppen durch die Straßen - im eher edlen Hexengewand mit schwarzem Hut, langen Haaren, langem Umhang und einem Besen.
„Auf einmal war ich die Zwiebelhexe“
„Auf einmal war ich die Zwiebelhexe. Das war ein regelrechter Selbstläufer“, sagt Susi Bergstein, die niemals damit gerechnet hätte, „dass das alles so groß wird“. Sie ließ Kinder auf ihrem Besen reiten, versammelte kleine Hexenkinder um sich, zog mit Zwiebelkönigin Susanne Schonert (57) zwei Jahre lang durch die Gemeinden.
Die beiden Susannes waren sogar im Kölner Karneval Köln unterwegs. „Wir wurden oft eingeladen.“ Auch im Rollstuhl fuhr sie mal beim Wittener Festzug mit: „Don‘t drink and fly“, „nicht trinken und fliegen“ - einen Zettel mit diesem Spruch hatte ihr ein Spaßvogel ans Gefährt gehängt. Sie kann heute noch drüber lachen.
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„Es hat eine Menge Spaß gemacht.“ Doch irgendwann vor Corona hat sich Susi Bergstein offiziell auf der Bühne als Zwiebelhexe verabschiedet. Es sei ihr zu viel geworden. Dem Image aber blieb sie treu, wechselte als Schamanin und Hexe ins Hunnenlager. Die wilde Horde hatte sie und Ehemann Andreas inzwischen in ihren Bann gezogen.
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Schon zweimal haben die „Ruhrtalwölfe“, wie sie sich nennen, ein Hunnenlager bei Ostermann aufgebaut. Auch das war vor Corona. „Inzwischen sind die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen für eine kleine Truppe wie uns zu hoch“, sagt Susi Bergstein. Acht Mitglieder hat ihre Horde. „Dabei sind dicke Freundschaften entstanden.“ Regelmäßig besuchen sie Gleichgesinnte und bauen dort ihre Jurte, das traditionelle Zelt, auf. Auch beim Zwiebelumzug in diesem Jahr fahren sie wieder auf einem eigenen Wagen mit.
Doch wenn sie in Zivil durch Witten läuft, dann wird sie nach wie vor als Zwiebelhexe erkannt. Und das, sagt Susi Bergstein erfreut, „empfinde ich als Ehre“.
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