Witten. .

Hendrik streckt erwartungsvoll den Hals, mindestens so lang wie eine Giraffe: „Wann kommen die denn endlich?“, will der Sechsjährige wissen.

Mutter Svenja (34) rollt die Augen: „Er ist ganz verrückt nach Treckern“. Und dann zieht er die Bahnhofstraße herauf, der historische Festumzug der 590. Wittener Zwiebelkirmes: Vorneweg – zu Hendriks Freude und der von Hunderten Schaulustigen am Wegesrand – ein mit Zwiebelgirlanden geschmückter Trecker.

Darauf natürlich die stadtbekannte Figur des Zwiebelmännchens, das auf seine Pauke haut. Aber auch „lebendige“ Musikanten im Festumzug sorgten für ordentlich Stimmung. Und überall aus den umliegenden Fenstern und von den Balkonen reckten Anwohner die Hälse, um sich den langen Zug durch die Innenstadt nicht entgehen zu lassen. Aber der war nur einer der Höhepunkte der insgesamt vier Festtage: Bei aktuell gutem Wetter dürften sich die Massen auch auf der Kirmes, bei der Schlagerparade oder beim Höhenfeuerwerk drängen. Und nach dem Fassanstich von Bürgermeisterin Sonja Leidemann, die am Freitagnachmittag zunächst im Umzugstross dabei war, wird wohl auch so manches Bierchen in die trockenen Kehlen der in den nächsten Tagen kräftig feiernden Wittener fließen.

Ganz andere Gelüste aber trieben viele kleine Bürger zum historischen Festumzug: Die Hoffnung auf reiche Beute, wenn von den Wagen Süßigkeiten in die Zuschauerreihen geworfen wurden. Schnell zugreifen lautete das Motto, als Gummibärchen- oder Popcorn-Tüten flogen. Und ein besonders cleverer Vater hatte einen Schirm umgekehrt herum aufgespannt, so dass die süßen Geschosse nur so hinein prasselten.

Nicht satt sehen konnte sich manch’ Erwachsener an den Umzugswagen, die mit viel Tamtam die Innenstadt hinauf tuckerten und an den fantasievoll verkleideten Mitfahrenden und -laufenden. Schwungvoll führte beispielsweise „Zwiebelhexe“ Susi Bergstein einen Trupp an, schwang karnevalserfahren ihren Besen, als sei er ein Tambourstab. Und auch Alt-Bürgermeister Klaus Lohmann war nicht zuletzt durch seinen markanten Zwiebelhut unübersehbar. Dagegen ließ sich das beliebte und beleibte Verkehrswacht-Maskottchen Hörni Pummelzahn lieber fahren, stilvoll im historischen weißen Porsche von Kunstfreund Paul Rybarsch.

Reiche Beute beim Festumzug machte auch Mariella Pereira. Und wie geht’s weiter? „Wir bummeln jetzt über die Kirmes“, so die Siebenjährige, „ich möchte nun mit Mama Riesenrad fahren.“ Keine Angst? Mariella schüttelt selbstbewusst den Kopf: „Mama aber“. Mutter Anabela (31) gesteht schmunzelnd: „Ich bin nicht ganz schwindelfrei.“