Hattingen. Ein neuer Sporttrend setzt sich auch im Ruhrgebiet immer weiter durch. Warum das Hobby Horsing so großen Anklang findet. Turnier in NRW.
Reiten auf zwei Beinen. Geht nicht? Doch. Und zwar beim Hobby Horsing. Da nämlich leihen die Reitenden ihren Hobby Horses ihre Beine. Und wer jetzt sagt: „Das sind doch Steckenpferde!“ - der hat die Sportlerinnen und Sportler schon verärgert. Hobby Horsing ist ein neuer sportlicher Trend - und in Hattingen auf dem Stüterhof steigt am 18. Mai der „Große Hobby Horsing Cup NRW“ des Reitvereins Infinitus.
„Erstmals ist das Hobby Horsing in 2024 in die Wettbewerbsordnung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung aufgenommen worden“, erklärt Heike Seidel vom Stüterhof. Hier trainieren schon Kinder und Jugendliche dafür. Im Ruhrgebiet gibt es immer mehr Hobby-Horsing-Angebote.
Hobby Horsing ist ein neuer sportlicher Trend: In Hattingen steigt ein großes Turnier
Warum auch nicht. Schließlich trainiert das Hobby Horsing „Ausdauer, Koordination und Kraft“, weiß´Antonia Oster, die mit zum Organisations-Team des Wettbewerbs zählt. Kinder würden durch diesen Sport motiviert, sich zu bewegen. Und sie würden ideal vorbereitet aufs Reiten mit echten Pferden. „Manche Kinder bekommen die Füße nicht hoch bis zum Steigbügel, sie werden einfach fitter fürs Pferd. Das ist auch für die Pferde gut“, erklärt Heike Seidel, die immer auch das Wohl der Tiere im Blick hat.
Eine Win-Win-Situation für Mensch und Tier also. „Wenn man das regelmäßig macht, wird man topfit“, weiß Greta (7), die gerade ihr Hobby Horse Golumb streichelt. Ein weiterer Vorteil: „Die Kinder lernen so die Bahnfiguren, die sie auch fürs richtige Reiten brauchen“, erklärt Heike Seidel. Und: Niemand redet den Kindern bei der „Pflege“ ihrer Hobby Horses hinein. „Sie allein tragen die Verantwortung.“
Heike Seidel: „Die Kinder machen halt das, was sonst die Pferde machen“
Dehnübungen, Schulterkreisen: In der Reithalle wärmen sich die Hobby-Horse-Reitenden auf, traben, laufen im Hüpfschritt. Dann geht es los - entweder im Galopp oder mit Anlauf über die Hindernisse. Eine Reiterin bleibt mit einem Fuß am Hindernis hängen, eine Stange fällt. Also heißt es: Eine neue Runde reiten, Anlauf nehmen, erneut springen. Geschafft.
Pia (7) übt auf Beauty auf dem Stüterhof, befasst sich aber auch daheim täglich mit ihrem Hobby Horse, trainiert im Garten weiter - und ist so immer in Bewegung. „Die Kinder machen halt das, was sonst die Pferde machen“, meint Heike Seidel, die über den großen Ansturm aufs Turnier erstaunt war.
Vom Zeitspringen bis zur Dressur: Alle Disziplinen sind möglich
Ida (9) reitet beim Training auf dem schwarzen Black. Galopprennen mag sie - und ist schnell mit Black unterwegs. Mina (10) hat ihr Hobby Horse Princess genannt. Der „Weihnachtsmann“ hat beide zusammengeführt. Stilspringen absolviert Mina sie mit Princess. Fürs Zeitspringen aber holt sie Coco aus dem Stall. Sie erklärt auch, warum: „Sie ist leichter.“ Denn Hobby Horse ist nicht gleich Hobby Horse. Einige eignen sich fürs Dressur-, andere fürs Springreiten. Gewicht und Stablänge sind auf die jeweilige Disziplin eingestellt. Und sie sehen auch völlig unterschiedlich aus - von der Fellfarbe über die Mähne bis hin zu den Augen.
Aus Berlin, Bayern, Ingolstadt werden die Reitenden unter anderem zum Turnier anreisen. Sie treten an in den Disziplinen Stil- und Zeitspringen, Dressur, Kostumkür, Galopprennen, Tonnenrennen, Mächtigkeitsspringen, Reiterwettbewerb und Geländespringen.
Für Hobby Horses gibt es Zubehör vom Regencape bis zum Glitzerzaumzeug
„Das ist veganes Reiten“, ruft ein Vater lachend in die Halle. Frederik Lahr aus Witten, dessen Töchter Luisa (8) und Novali (10) gerade ihre Hobby Horses hereinführen, sieht es ganz pragmatisch: „Sie sind billiger als ein richtiges Pferd.“ Ab 80 Euro gibt es diese Pferde. Nach oben allerdings ist keine Grenze gesetzt. Da sind Interessierte auch schnell mal bei 1000 Euro und mehr für ein von Hand gefertigtes Exemplar.
Dann kommt natürlich noch das Zubehör dazu - wie für ein echtes Pferd. Von der Trense über Scheuklappen bis hin zu Zügeln reicht da die Palette. Foxy von Jette (10) trägt ein gelbes Regencape, damit es trocken in der Reithalle zum Training ankommt. Princess kommt mit Glitzerzaumzeug zum Training. Hufkratzer brauchen aber eher nach dem Training die Zweibeiner für ihr Schuhprofil.
Stüterhof presst mit einer Papierpresse Mini-Heuballen fürs Turnier
Frank Seidel jedenfalls vom Stüterhof fertigt fürs Turnier schon eifrig kleine Heuballen - mittels einer Papierpresse. Er hat auch bereits kleine Blecheimerchen als Tränken bereitgestellt. Die Hindernisse fürs Springen sind längst da. Es kann also losgehen mit dem Turnier. Zuschauende sind willkommen. Sie können sich davon überzeugen: Hobby Horsing ist ein schweißtreibender Sport.
Informationen zum Turnier am 18. Mai von 9 bis 18 Uhr auf dem Stüterhof, An der Egge 85, Hattingen auf www.stüterhof.de, telefonisch unter 0171 11 33 501 oder per Mail an kontakt@stueterhof.de.