Witten. Bäckermeister Dieter Weidler aus Witten will Ende des Jahres in den Ruhestand gehen. Er sucht einen Nachfolger, bislang vergebens.

  • Die inhabergeführten Bäckereien in Witten sterben langsam aus.
  • Nun kündigt auch Dieter Weidler seinen Rückzug zum Jahresende an.
  • Von ursprünglich fünf Filialen der Bäckerei Weidler sind noch zwei übrig geblieben, beide an der Annenstraße.

Dieter Weidler steht immer noch nachts in der Backstube, und das schon seit seinem 14. Lebensjahr. Die Betonung liegt allerdings auf „noch“. „Ende des Jahres werden wir wahrscheinlich schließen. Ich versuche, einen Nachfolger zu finden“, kündigt der 68-jährige Bäckermeister exklusiv im Gespräch mit dieser Redaktion an.

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Man ahnte ja schon, dass die Zeichen eher auf Rückzug stehen. Ende 2023 wurde die Weidler-Filiale an der Sprockhöveler Straße dicht gemacht, eines der letzten Geschäfte in dieser dicht bebauten Wohnsiedlung überhaupt. Das Geschäft an der Hauptstraße existiert seit Ende 2022 nicht mehr. In der Heilenstraße war schon 2010 Schluss.

Von einst fünf Filialen sind zwei Läden auf der Annenstraße geblieben, ganz am Anfang/Ecke Ardeystraße und das von seinen Eltern 1952 gegründete Hauptgeschäft Annenstraße 68. Auch dort gibt es weit und breit keinen anderen Bäcker. Wenngleich Annen natürlich genug Supermärkte mit Backwaren hat.

Bleibt der Ofen bald kalt? Der Wittener Bäcker Dieter Weidler denkt daran, zum Jahresende aufzuhören.
Bleibt der Ofen bald kalt? Der Wittener Bäcker Dieter Weidler denkt daran, zum Jahresende aufzuhören. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Das neue Kaufland merken wir auch“, sagt Dieter Weidler, der vor allem aus Altersgründen aufhören will. Der vor einem Jahr frischgebackene Obermeister der Bäckerinnung Ennepe Ruhr geht langsam auf die 70 zu. Und die Zeiten werden ja nicht leichter: Personalmangel, Pech mit Azubis, schwierige Weltlage, der Kostendruck. Ob Personal oder Energie, Zucker oder Mehl, alles ist teurer geworden.

Das spürt natürlich längst die Kundschaft. Sie habe die um 20 bis 30 Prozent gestiegenen Preise aber akzeptiert. „Wir können ja nicht nur mit Luft und Liebe backen“, sagt Weidler, dessen Frau Christine in Annen hinter der Theke steht und verkauft. Drei, vier Euro oder mehr kommen schnell zusammen, wenn man heute die Brötchen fürs Familienfrühstück holt.

Wittener Bäckermeister: Kunden haben gestiegene Preise akzeptiert

Das normale Brötchen kostet um die 40, 45 Cent, mit Körnern 1,20 Euro, mit Mohn 90. Für ein Kassler oder Landbrot, ein Kilo schwer, legt man inzwischen locker vier Euro hin. Corona, der Ukraine-Krieg, all das hat die Preise in die Höhe geschraubt. „Und ein Krieg im Nahen Osten wird auch nicht förderlich sein“, sagt Weidler.

Bäckereiketten wie Büsch verkaufen auch im Wittener Bahnhof oder in Supermärkten wie Edeka.
Bäckereiketten wie Büsch verkaufen auch im Wittener Bahnhof oder in Supermärkten wie Edeka. © FUNKE Foto Services | Thomas Nitsche

Obwohl die „backenden Betriebe immer weniger werden“, wie der Bäckermeister die inhabergeführten Geschäfte nennt, sieht er Witten insgesamt noch ganz gut aufgestellt - nicht zuletzt dank der zahlreichen Ketten, sei es Büsch, Beckmann, Löscher, Horsthemke oder Malzer, die zum Teil in Supermärkten verkaufen. Baudach in Annen war der letzte Betrieb, der vor anderthalb Jahren in Annen geschlossen wurde.

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„Nachholbedarf“ für die Nahversorgung durch einen Bäcker sieht Dieter Weidler zum Beispiel im Hammertal, wo gerade viele ältere Menschen lebten. Ein gewisses „Potenzial“ gebe es auch in Bommern - wobei der Ortsteil mit Büsch (im Edeka) und der Holzofenbäckerei am Bodenborn nicht schlecht dasteht. Da sieht es in den „Hölzern“ schon deutlich mauer aus - und am Schnee sowieso. Kaum vorstellbar, dass einst am Schneer Weg die Bäckereieinkaufsgenossenschaft angesiedelt war, eine Art Großhandel.

Neben den Ketten werde der liebgewonnene Bäcker an der Ecke nicht zuletzt deswegen heute noch von den Kunden geschätzt, „weil sie auch mal was anderes probieren wollen“, sagt der Obermeister. Bei den Innungsversammlungen im EN-Kreis seien vielleicht noch um die 20 inhabergeführte Geschäfte vertreten. Die Hälfte sei seit 2010 aber verschwunden. Bald wird Dieter Weidler wohl auch keine eigenen Brötchen mehr backen.

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