Witten. Etwa 100 Menschen strömen um Punkt sieben Uhr in die neue Kaufland-Filiale in Annen - und es werden immer mehr. Ein Produkt ist der Renner.
Über zwei Jahre mussten sich die Menschen in Annen nach dem Aus von Real gedulden. Nun haben sich die Türen der neuen Kauflandfiliale in Witten geöffnet - mit Applaus, Rosen und gespannter Kundschaft. Die Ersten standen schon um kurz nach sechs in der Morgensonne vor dem ehemaligen Real-Gebäude.
Alexander (31) und Viktor (32) sind früh gekommen. „Wir freuen uns, dass wir in unserem Stadtteil endlich wieder richtig einkaufen gehen können, ohne dafür in verschiedene Läden zu müssen“, sagen sie. Eine halbe Stunde vor der Eröffnung um sieben Uhr reicht die Schlange bereits bis zum schattigen Laubengang Richtung Annenstraße. Jeder nimmt sich einen Einkaufswagen und reiht sich ordentlich ein.
Kundschaft wartet geduldig vor der Tür
Rund 100 Kundinnen und Kunden sind es, die kurz vor der Eröffnung um sieben Uhr vor dem Eingang warten. Von drinnen ist der Jubel der aufgeregten Belegschaft zu hören. Zuvor hatte Wirtschaftsförderin Anja Reinken in Begleitung ihres Kollegen Heiko Kubski das Team begrüßt - stellvertretend für Bürgermeister Lars König, der verreist ist.
Auch Stadtmarketing-Chefin Sandra Gagliardi ist früh auf den Beinen, um zur Feier des Tages ein Blümchen abzuliefern. Dann zählt Verkaufsleiter Dennis Meyer (31) den Countdown herunter. Es ist so weit. Die Drehtür setzt sich in Bewegung, die Menge strömt hinein - unter dem Beifall der Mitarbeitenden, die für ihre Kunden Spalier stehen.
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Der Allererste, der den Laden betritt, ist Afdal Fatah. Der 67-Jährige bekommt einen Blumenstrauß. Doch viel mehr scheint ihn eines der Eröffnungangebote zu interessieren. Eilig strebt er durch die Gänge - bis er die Klappräder für 150 Euro pro Stück entdeckt und einen Karton selig in den Wagen legt.
Auch Louise (22) und Madita (18) Weinhold sind extra für dieses Schnäppchen früh aufgestanden. Die Schwestern sind im Auftrag des Ruderclubs Witten unterwegs. „Wir brauchen so ein Rad für unsere Kinderabteilung, um bei Regatten am Ufer neben den Kindern herfahren zu können.“ Die beiden jungen Frauen haben Glück. „Kurz nach uns waren die Räder weg.“ Es ist gerade mal viertel nach sieben.
Und wie finden sie die neue, zweite Wittener Kaufland-Filiale? „Die ist groß und weitläufig, macht ordentlich was her“, sagen die beiden jungen Frauen und eilen fröhlich von dannen - jede mit einer Rose in der Hand.
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Die verschenkt ein Mitarbeiter aus dem Blumen-Paradies, das seinen Platz gleich rechts neben dem Eingang hat. 2000 Stück hat Nabil Elmakhoukhi für diesen besonderen Tag geordert. „Morgen werden weitere verteilt“, sagt der 25-Jährige, der das Geschäft in der kleinen Ladenzeile betreibt. Er kommt aus Düsseldorf, steht sonst viel auf Wochenmärkten. „Aber es war schon lange mein Traum, mit Kaufland zu kooperieren.“ Er verkauft Topfpflanzen, Blumensträuße, bepflanzte Schalen, Kakteen, Orchideen.
Jetzt aber erstmal rein in den neuen Kaufland. Einige schieben ihren Wagen zu weit. Denn, Achtung, der Eingang zur Verkaufsfläche befindet sich - anders als vorher im Real - nicht hinten links, sondern gleich vorne neben dem Infoschalter.
Schon von weitem locken rote Schilder mit Sonderangeboten. Gurken für 39 Cent das Stück, 500 Gramm Paprika für 1,99 Euro. Fahrradhandschuhe für 3,99 Euro. Ein Gerät zum Ohrenreinigen kostet statt fast 90 Euro nur gut die Hälfte.
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Die Einkaufswagen füllen sich. Der Parkplatz draußen ist eine halbe Stunde nach der Eröffnung ziemlich voll - und Hausleiterin Donika Kastrati (27) erleichtert. Langsam legt sich ihre Nervosität. Ordentlich was los ist ganz hinten an der Theke, wo die „frisch gebackene Vielfalt“ lockt. Daneben zieht sich meterlang die Frischetheke mit Käse, Wurst und Fleisch.
„Damit habe ich gar nicht gerechnet“, freut sich Birgit Sonnenfeldt über das große Angebot. „Die Auswahl ist gut“, findet die 61-Jährige vom Ardey. Auch sie ist froh, dass sie in Annen nun nicht mehr nur in Discountern einkaufen kann.
Einziger Wermutstropfen: Die Vitasco-Apotheke eröffnet erst in Kürze, wie ein roter Zettel an der Tür verkündet. Aber Kopfschmerztabletten braucht an diesem Tag hoffentlich niemand. Wer mag, kann nach dem Einkauf Kaffee trinken, frühstücken oder ein Grillhähnchen verspeisen - alles vor Ort.
Sanierung hat Millionen verschlungen
Mit der Eröffnung des neuen Vollsortimenters in Annen gibt es in Witten nun zwei Kaufland-Filialen. Die erste befindet sich an der Breite Straße in der City und wurde 2005 eröffnet.
Das neue Geschäft auf dem Gelände zwischen Westfalen- und Annenstraße verfügt über eine reine Verkaufsfläche von rund 4.500 m² plus der kleinen Ladenzeile im Eingangsbereich. Es ist Montag bis Samstag von 7 bis 22 Uhr geöffnet. Zum Team gehören 85 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die Kosten für die Sanierung des ehemaligen Real-Gebäudes, das nun über zwei Jahre lang leer stand, liegen im „hohen einstelligen Millionenbereich“, so Achim Schierenbeck von der hauseigenen Immobilienentwicklung.
Architekt Jörn Hecker aus Velbert hat die nötigen Maßnahmen geplant. „Im Bestand ist das immer schwierig“, sagt er. Die komplette Haustechnik wurde erneuert. Das zuvor undichte Dach zieren jetzt Pflanzen. Irgendwann will Kaufland Photovoltaik installieren.
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