Oberhausen. Viele Bäckereien heben derzeit die Preise für ihr Backwaren an. Oftmals zeigen sich Kunden verärgert. Wie die Betriebe ihren Schritt begründen.

Da reiben sich doch manche Kunden etwas verwundert die Augen, wenn sie im Bäckerladen auf die Preise schauen. Das einfache Brötchen kostet in manchen Filialen bereits 45 Cent, bei speziellen Körnersorten ist mitunter der doppelte Betrag fällig. Auch Brote sind deutlich teurer geworden, zehn oder 20 Cent mehr sind für das Kilo fällig.

Erstaunte Blicke auf die Preistafeln nach der Rückkehr aus dem Urlaub

Bei einer Umfrage in der Innenstadt erzählt eine ältere Dame, dass sie mit ihrem Mann gerade aus dem Urlaub zurückgekommen ist und natürlich zum Bäcker ging. „Wir hatten ja nichts mehr zu Hause.“ Seit dem letzten Einkauf war das Brot, das ihr Mann und sie so gerne essen, um 15 Cent im Preis gestiegen, statt 3,45 jetzt 3,60, das Brötchen um zwei Cent. Verständnis bringt sie schon für die Anhebung auf, meint aber auch: „Es ist so vieles, was teurer wird und das merkt man doch schon im Portmonee.“

Ein 34-jähriger Mann versucht auch erst gelassen zu bleiben, meint aber dann doch, dass er sich gerade auch in der Bäckerei schon über die erhöhten Preise geärgert habe. Dem einzelnen Bäcker könne er auch gar keinen Vorwurf machen, der müsse nun mal über die Runden kommen. Mancher Kunde werde sich dann vielleicht das eine oder andere Teilchen sparen, das mache er in jüngster Zeit auch vermehrt. Ein 83-jähriger Passant schiebt derweil seinen Rollator, spricht von seiner knappen Rente, doch Brot beim Bäcker anstatt bei einem Discounter, das wolle er sich leisten. Noch könnten ihn die Preise davon nicht abhalten.

Vor allem die Personalkosten schlagen in Oberhausener Filialen zu Buche

Dass der Preisanstieg den Kunden nicht schmecken dürfte, ist den Bäckern bekannt, doch sie stehen offensichtlich mit dem Rücken zur Wand. Nach Worten von Sprecher Oliver Hein sah sich Malzers Backstube (acht Filialen in Oberhausen) gezwungen, Anfang Juni den Preis für ein „einfaches Brötchen“ auf 45 Cent anzuheben, bei zehn zahlen die Kunden allerdings dann nicht 4,50, sondern 4,10.

Die „moderate Anpassung“ hat ihren Grund darin, dass vor allem die Löhne und Gehälter gestiegen sind, betont Hein und geht von einer weiteren Preisrunde in naher Zukunft aus. Denn es steht für das Bäckerhandwerk noch ein neuer Tarifabschluss aus. Mögliche Einsparpotentiale sieht er inzwischen ausgeschöpft und überhaupt komme für ihn nicht infrage, an der Qualität zu sparen.

Handwerkliche Arbeit will auch bezahlt werden

Laut den Zahlen des Marketing-Chefs von Malzers, Michael Seine, machen allein die Löhne die Hälfte der Ausgaben und damit den größten Posten aus. Im Falle von Backwaren handele es sich nun mal um handwerkliche Arbeit der Beschäftigten, zudem brauche man Personal für Logistik, das die Ware in die Filiale bringt, ferner sind Verkäuferinnen und Verkäufer hinter der Theke im Einsatz und schließlich sind Mitarbeiter in der Verwaltung tätig.

Seine rechnet weiter vor: Ein Fünftel der Kosten entfällt auf Sachkosten, von Mieten für die Ladenlokale über Verpackungsmaterial bis hin zu Aufwendungen in der alltäglichen Büroarbeit. Ein weiterer Faktor, der mit einem Siebtel im Kostenapparat zu Buche schlägt, ist der Wareneinsatz, also Mehl, Schrot, Getreide und weitere Zutaten. Der noch verbleibende Teil fließt vor allem in Investitionen, seien es der Kauf neuer Maschinen oder Pflege und Unterhaltung vorhandener Technik.

Kostendruck hat sich in Oberhausener Bäckerei stark erhöht

Der Kostendruck habe sich in der vergangenen Zeit deutlich verschärft, betont auch Thomas Miska, Geschäftsführer der Oberhausener Traditionsbäckerei Agethen. Die Preise hat die Bäckerei in den beiden vergangenen Jahren stabil gehalten, die letzte Anhebung stammt noch aus der Zeit des beginnenden Ukrainekriegs, als gerade auch die Mehlpreise in die Höhe schnellten. Das Brötchen ist momentan noch für 40 Cent zu haben, das Steinofenbrot (ein Kilo) für 3,70 und Schwarzwälder (ein Kilo) für 3,65 Euro.

Doch Miska kann und will nicht ausschließen, dass er eine Preisrunde vornehmen muss. Wie auch Malzers Backstube listet er wesentliche Kostenfaktoren auf. Die Energiekosten bewegen sich nach wie vor auf einem hohen Niveau, nach schlechter Ernte im vergangenen Jahr haben die Mühlen an der Preisschraube fürs Mehl gedreht.

Die Bäckerei Frohne sah sich dann doch vor einigen Monaten veranlasst, zwei Cent pro Brötchen mehr zu nehmen, das jetzt 44 Cent kostet. Wie bei Malzers gibt‘s Mengenrabatt, zehn Stück kosten jeweils 42 Cent. Die Brote sind in etwa um fünf Cent teurer geworden. Nun hofft man im Betrieb, dass die Anhebung ausreicht und die Kalkulationen nicht durch Preistreiber in Gefahr geraten.

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