Witten. Die frühere Bäckerei Weidler an der Hauptstraße hat wieder neue Betreiber. Sie kommen aus Berlin und haben einiges zu bieten. Probieren Sie mal.

Draußen hängt noch das orangefarbene Schild der Bäckerei Weidler. Drinnen sieht man die Veränderungen. Das Ladenlokal an der Hauptstraße, nicht weit vom Rathaus entfernt, hat sich zum „Café Grübchen“ verwandelt. Crossover-Gastronomie oder: Deutsche Tradition trifft türkische Klassiker, mit Mokka und Filterkaffee, Manti und Mortadella-Brötchen.

Mutter und Tochter haben einen Laden gesucht und wurden über Ebay-Kleinanzeigen in Witten fündig. Das ist deshalb erwähnenswert, weil die beiden Frauen aus Berlin kommen. „Stadtmitte, Gesundbrunnen“, sagt Inhaberin Gamze Sayin, die 29-Jährige. „Gamze“ heißt übersetzt übrigens „Grübchen“ - um gleich mal den Namen des Cafés zu erklären.

In Witten wollen sie Neues ausprobieren

„Neue Stadt, Neues ausprobieren, in Berlin haben wir so etwas doch an jeder Ecke“, sagt die junge Frau mit Berliner Akzent, die im Hauptberuf Justizvollzugsbeamtin ist. Mutter Ilkay (51), Gastarbeiter-Tochter aus Dortmund, ist diejenige, die für all die leckeren Sachen in der Auslage sorgt.

Der Reporter probiert die Linsensuppe für 3,90 Euro und ist begeistert. „Meine Stullen sind auch sehr beliebt“, sagt Ilkay Sayin, die 35 Jahre an der Spree gelebt und dort lange als Verkäuferin gearbeitet hat. Der Liebe wegen kam sie in die Weltstadt. Nun kocht und backt sie in Witten, schmiert Brote und Croissants, fertigt Mantis, das sind gefüllte Teigtaschen mit Hackfleisch oder Kartoffeln, rührt Milchreis und kreiert einen „Lotus-Cheese-Cake“, einen ganz besonderen Käsekuchen.

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Beim Umbau haben alle geholfen, die Familie ist groß, ein weiterer Bruder beziehungsweise Sohn ist mit dem Vater in Berlin geblieben, eine weitere Tochter oder Schwester lebt im Sauerland. Nach den ersten Wochen an der Ruhr sind Mutter und Tochter zuversichtlich, mit ihrem Mix aus Bäckerei, Café und Bistro die Wittener zu überzeugen - wenngleich die Lage nicht ganz einfach ist. Nicht direkt in der Fußgängerzone, vor den großen Scheiben nur ein kleiner Bürgersteig, relativ wenige Parkplätze - Hauptstraße ist Hauptstraße, Boulevard ist anders. Aber wir sind ja auch nicht „Unter den Linden“.

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Brie und Schafskäse, Mozzarella und Gouda, Pute, Hähnchen und Kochschinken, aber auch Salat, Rucola oder Tomaten - die beiden setzen unter anderem auf den belegten Snack für die kleine Pause zwischendurch. Vegan-vegetarisch, aber natürlich nicht nur. Es gibt auch leckeren Marmorkuchen und typische Backwaren wie nur Brot und Brötchen.

Ganz gemütlich: 20 Sitzplätze hat das neue Café Grübchen zu bieten.
Ganz gemütlich: 20 Sitzplätze hat das neue Café Grübchen zu bieten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

„Mit der Zeit lernen wir die Wittener und sie uns kennen“, sagt Tochter Gamze optimistisch. Knapp 20 Sitzplätze haben sie nun an fünf Tischen zu bieten, morgens brennen Kerzen, die Gäste sollen sich wohlfühlen. Und natürlich wollen sie länger bleiben als ihr Vorgänger, einem türkischstämmigen Landsmann, der ungefähr auf ein Jahr kam. „Wo Baklava auf Berliner trifft“, titelte damals die WAZ.

Fänden sich genug Gäste, würde Ilkay Sayin gerne neben ihrem jetzt schon vielfältigen Frühstücksangebot auch wieder einen Mittagstisch anbieten. „Lasagne ist meine große Stärke“, sagt sie. Nehmen wir! Linsensuppe war gestern.

Café Grübchen ist werktags von 7 bis 16.30 Uhr geöffnet, samstags von 8 bis 14 Uhr.

Das alte Schild der Bäckerei Weidler hängt noch.
Das alte Schild der Bäckerei Weidler hängt noch. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald