Witten. Sie kannte Witten wie ihre Westentasche und hatte viel über ihre Heimat zu erzählen. Nun ist Hildegard Priebel verstorben. Ein Nachruf.

Ob Zeche Nachtigall, Bergerdenkmal oder Helenenturm: Sie kannte jeden Stein in Witten, war nicht nur die wohl bekannteste Stadtführerin vor Ort, sondern auch Museumspädagogin und Vorsitzende des Geschichtsvereins Annen. Nun ist Hildegard „Hilla“ Priebel verstorben.

„Sie war eine erstaunliche Persönlichkeit“, sagt der Alt-Bürgermeister und stellvertretende Vereinsvorsitzende Klaus Lohmann (88) über die Rüdinghauserin. Sie sei an Liebenswürdigkeit nicht zu übertreffen und unermüdlich unterwegs gewesen. Hildegard Priebel habe viel für den 1987 gegründeten Geschichtsverein Annen getan, dessen Vorsitzende sie zuletzt war. Lohmann: „Es war einmalig, wie sie sich eingebracht hat, nicht nur dort.“ Er sei traurig über ihren Tod und werde sie „immer in positiver Erinnerung behalten“.

Mal nicht auf dem Rathausturm: Hildegard Priebel beim Tag der offenen Tür im Garten der Naturschutzgruppe Witten. Das Bild entstand vor vier Jahren.
Mal nicht auf dem Rathausturm: Hildegard Priebel beim Tag der offenen Tür im Garten der Naturschutzgruppe Witten. Das Bild entstand vor vier Jahren. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Hildegard Priebel ist in Witten geboren und hat Besuchern stets gern ihre Heimat gezeigt. Bei Rundgängen und Rundfahrten, gern auch mal im Kostüm. Denn: „Witten ist mein Lebensinhalt“, hat sie selbst über ihre Heimat gesagt. Priebel war nach ihrer Arbeit im Einzelhandel seit 1997 als Stadtführerin unterwegs und außerdem auf Zeche Nachtigall als Museumspädagogin im Einsatz.

Das Stadtmarketing zeigt sich zutiefst bestürzt über den Tod seiner langjährigen und geschätzten Mitarbeiterin. „Sie war eine sehr engagierte Gästeführerin, die mit ihrem umfangreichen Wissen und ihrer unvergleichlichen Art uns, unseren Besucherinen und Besuchern die schönsten Ecken der Stadt nähergebracht hat“, heißt es.

„Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen“

Hildegard Priebel zitierte den sozialistischen deutschen Politiker und Publizisten August Bebel

In den Urlaub fahren? Das musste nicht sein. „Wenn ich zurückkam, musste ich erst mal über den Marktplatz und zum Rathausturm gucken, um mich zu Hause zu fühlen“, so Hildegard Priebels eigene Worte. Sie geriet ins Schwärmen, wenn sie von ihrem Witten erzählte. Doch nicht nur die Stadt allein war ihr ein Herzensanliegen.

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„Es ist mir wichtig, die Leute über die Vergangenheit aufzuklären”, sagte sie einst bei einem Rundgang, der natürlich auch auf den Turm des Rathauses führte. „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen.” Deshalb saugte sie historische Bücher wie Kriminalgeschichten auf. Zum Ausgleich ging sie noch in höherem Alter joggen. Morgens um sieben konnte man sie auf dem Rheinischen Esel antreffen.

Hildegard Priebel ist am 6. Juli im Alter von 86 Jahren gestorben. Ein sogenannter „Trostgottesdienst“ findet am Dienstag, 6. August, um 18.30 Uhr in der Neuapostolischen Kirche an der Husemannstraße 48 statt.

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