Witten. Endlich fertig: Wittener strömen zur Eröffnung des neu gestalteten Karl-Marx-Platzes. Den Passanten gefällt er. Ob er so schön bleibt?

So viele Menschen waren auf dem Karl-Marx-Platz in Witten schon lange nicht mehr zu sehen. Eigentlich sind die Arbeiten am Platz rund um die Germaniasäule an der Breite Straße schon seit Mai abgeschlossen. Trotzdem sind zahlreiche Wittener zur offiziellen Eröffnung am Freitag, 14. Juni, gekommen. Sie wollen aus der Nähe sehen, was aus dem Platz geworden ist. Vielen Bürgern gefällt die Neugestaltung, manche äußern aber auch Bedenken.

Schüler-Podcast über die Germania-Statue

Nike (14), Maximilian (15) und Noa (16) vertreiben sich die Zeit an einem Balance-Spiel, das neuerdings auf dem Marx-Platz steht. Von weitem sieht es aus wie ein kleiner Tisch, mit Griffen an der Platte. Die Tischplatte selbst ist hohl. Innen drin kugeln schwarze und weiße Bälle durcheinander. Die Jugendlichen versuchen, durch das Kippen der Tischplatte, die Kugeln in vorgefertigte Kuhlen zu lenken. Doch eigentlich sind die Schüler des Ruhrgymnasiums nicht zum Spielen hergekommen. Sie sollen heute bei der feierlichen Eröffnung ihre Arbeit vorstellen.

Maximilian (15) und Noa (16) wagen den Balance-Akt: Die neue Spielmöglichkeit auf dem Karl-Marx-Platz kommt bei ihnen gut an.
Maximilian (15) und Noa (16) wagen den Balance-Akt: Die neue Spielmöglichkeit auf dem Karl-Marx-Platz kommt bei ihnen gut an. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Zwei Schülergruppen haben das Germaniadenkmal untersucht. Während sich eine Gruppe mit der mineralischen Zusammensetzung befasste, hat die andere das Stadtarchiv durchkämmt. Sie hat den historischen Hintergrund erforscht.

Das Ergebnis, ein Podcast über die Geschichte der Statue, haben sie am Vortag im Kulturforum aufgenommen. Noch befindet sich der Podcast im Rohrschnitt, „meine Mutter hat ihn schon gehört, die findet ihn sehr gut“, versichert Nike und lacht. Den Link zur fertigen Folge können Interessierte bald direkt vor Ort per QR-Code an einer Infotafel abrufen oder über die Homepage des Ruhr-Gymnasiums.

Isabella (14) aus der Podcast-Gruppe des Ruhr-Gymnasiums stellte das Schülerprojekt über die Germansie-Statue vor.
Isabella (14) aus der Podcast-Gruppe des Ruhr-Gymnasiums stellte das Schülerprojekt über die Germansie-Statue vor. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Den Anwohnern gefällt der neue Platz gut, und das neue Spielgerät scheint die Generationen zu vereinen. „Ich hab schon alles ausprobiert, auch das Spiel mit den Kugeln“, sagt Peter Matros (81). „Früher ist hier ja nichts gewesen. Nur ein Parkplatz und eine Durchgangsstraße.“

Warum das Auto den Platz geprägt hat

Warum es sich hier früher alles rund ums Auto drehte, erklärt Stadtbaurat Stefan Rommelfanger in seiner Eröffnungsrede. Ursprünglich hieß die Fläche Königplatz und war quadratisch, mit der Germania im Zentrum. „Nach dem Zweiten Weltkrieg ist ein Drittel des Platzes der Verkehrsplanung zum Opfer gefallen“, sagt Rommelfanger.

Stadtgespräch: der neugestaltete Karl-Marx-Platz-. Etliche Bürgerinnen und Bürger kamen zur Einweihung.
Stadtgespräch: der neugestaltete Karl-Marx-Platz-. Etliche Bürgerinnen und Bürger kamen zur Einweihung. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Noch heute läuft die Breite Straße quer über die ehemalige Platzfläche, mittlerweile sei sie allerdings verschlankt worden. So gelinge ein besser Anschluss an die Kita auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Auch die Parkplätze und die Durchgangsstraße gehören jetzt der Vergangenheit an.

Alle Infos zur Sanierung

Die Sanierungsarbeiten am Karl-Marx-Platz liefen von Januar 2023 bis Mai 2024. In den rund 16 Monaten Bauzeit wurden unter anderem circa 700 Quadratmeter Gehweg erneuert, und 2350 Quadratmeter gepflastert. Auf einer Fläche von etwa 850 Quadratmetern wurden zudem neue Gräser und Stauden gepflanzt und es wurde eine 600 Quadratmeter große betretbare Rasenfläche angelegt.

Auch die Aufenthaltsqualität wurde verbessert. Moderne Laternen beleuchten den Platz bei Nacht und wenn die Sonne scheint, laden fest installierte Drehliegen zum Ausruhen ein. Außerdem können sich Anwohner und Interessierte am neuen Hochbeet als Gärtner versuchen.

Für die Sanierung des Platzes hat die Stadt Witten mit Kosten in Höhe von rund drei Millionen Euro geplant. Die genaue Summe steht allerdings erst mit der Schlussrechnung fest. Die liegt noch nicht vor.

Werner Morken gefallen die unterirdischen Müllbehälter, die „als Ersatz für die Containerwirtschaft“ aufgestellt wurden. Er hat mit seiner Familie rund zehn Jahre lang am Marx-Platz gelebt und kennt die Ecke gut. „Es wurde zu viel gepflastert“, sagt der 67-Jährige. Die frisch bepflanzten Beete gefallen ihm allerdings gut. Nur müsse man seit der Sanierung „über ein Beet springen“, wenn man auf den Treppenstufen am Sockel der Statue sitzen möchte. Ein leichterer Zugang sei wünschenswert.

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Zusammenarbeit von Stadt und Bürgern trägt Früchte

Der heimliche Initiator der Sanierung, Haimo Hurlin, ist froh, dass er die Eröffnung als Gast erleben darf. Der Vorsitzende des Verschönerungsvereins Hohenzollenviertel hat jahrelang dafür gearbeitet, dass das Viertel schöner wird. Heute ist es so weit. „Wenn Bürgerinnen und Bürger sich so einbringen, dann entsteht Qualität“, lobt Stadtbaurat Rommelfanger die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Anwohnern.

Eine Passantin merkt an: „Ob sich die Sanierung gelohnt hat, wird ganz maßgeblich davon abhängen, wie die Menschen damit umgehen.“

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