Witten. Podcasts sind wie Radio. Nur, dass man sie hören kann, wann man möchte. Es gibt einige Produktionen, die „Made in Witten“ sind. Eine Übersicht.
Sie werden per Smartphone über Musik-Streaming-Dienste gehört – und zwar immer dann, wenn es dem Zuhörer passt. Viele Menschen können sich eine Autofahrt, einen Spaziergang oder die Hausarbeit nicht mehr vorstellen, ohne dabei einen Podcast auf dem Ohr zu haben. Laut einer Analyse von „Listen Notes“ stammen aus Deutschland mittlerweile über 68.000 Produktionen.
Ein Grund für die Vielfalt: Podcasts können theoretisch einfach am Küchentisch entstehen. Was man mindestens braucht, sind ein Mikrofon und ein Aufnahmegerät. Auch in Witten wurden so einige Küchen und Wohnzimmer schon als Podcaststudio genutzt.
#1 Podcast aus dem Wittener Wiesenviertel
So ein Wohnzimmer ist zum Beispiel das „Lokal“ in der Wiesenstraße 26, in dem seit Oktober vergangenen Jahres bereits zwölf Folgen vom „Wiesenviertel-Podcast“ entstanden. Marek Schirmer, der das Projekt betreut, stellt Initiativen und Veranstaltungen vor.
„In der beliebtesten Episode unterhalten sich Irja Hönekopp (erste Vorsitzende vom Wiesenviertel e.V.) und Philip Asshauer (Gründer des Stellwerk Witten e.V.) über die Entstehung des Viertels“, erläutert Schirmer. In weiteren Episoden kämen Menschen zu Wort, die sich im Wiesenviertel engagieren oder Künstler, die dort auftreten. In einer Folge spricht der Moderator zum Beispiel mit Sängerin Maika Küster, die kürzlich mit ihrer Band im Roxi aufgetreten ist. Es gehe dabei um Feminismus, Marxismus und geplante Musikprojekte.
#2 Podcast: Breddeviertel Witten
Warum heißt die Breite Straße eigentlich Breite Straße? Wer lebte einst in dem alten Haus auf der Beethovenstraße? Mit Fragen wie diesen beschäftigen sich der Historiker Ralph Klein und die Journalistin Kerstin Glathe im Podcast „Breddeviertel Witten“. „Unsere Idee war es, eine historische Stadtführung zu schaffen, die unterhaltsam und leicht verständlich ist“, erklärt Klein.
Die Podcastreihe besteht mittlerweile aus 16 Folgen und erscheint ein bis zwei Mal im Monat auf Plattformen wie Anchor oder Spotify. „Da wir für jede Folge eine gute Stunde rausgehen, machen wir gerade eine Winterpause“, sagt der 67-Jährige. „Wir werden die Produktion im März fortsetzen und die Grenzen des Breddeviertels überschreiten“, so Klein.
#3 Podcast: 1 aus 99.000 – Geschichten einer kleinen Großstadt
„In jedem Wittener steckt ein Stück Stadtgeschichte“, sagt Britta Lennardt, Theaterschaffende aus Witten und Hostess des Podcasts „1 aus 99.000 – Geschichten einer kleinen Großstadt“. Darin porträtiert die 51-Jährige verschiedene Wittener, erzählt etwas über ihr Leben, ihren Beruf und über all das, was sie mit der Stadt verbindet. Darunter sind Kulturschaffende, Aktivisten oder Geschäftsleute wie die Kaufhausbesitzerin Christine Gassmann-Berger.
„Am meisten bewegt hat mich das Gespräch mit Nina Meijer“, so Lennart. Nina Meijer sei eine transsexuelle Wahlwittenerin, die davon erzählt, wie sie sich von einem jungen Mann zu einer jungen Frau gewandelt hat. „Bislang gibt es neun Folgen, aber mir fallen noch sehr viele Personen ein, mit denen ich sprechen möchte, wenn ich mal wieder Zeit habe“, sagt Lennardt.
#4: Miau, der Katzen-Podcast aus Witten
Wenn die Frage lautet „Hund oder Katze“, ist die Antwort für Sabine Ruthenfranz ganz eindeutig. Die 46-Jährige betreibt seit 2017 erfolgreich einen Katzen-Podcast. In 183 Folgen verbreitete Ruthenfranz bereits ihre tierische Expertise. Woche für Woche kommen weitere Folgen hinzu.
Im Gespräch mit verschiedenen Gästen werden Fragen zum Thema Ernährung, Gesundheit oder zum perfekten Kratzbaum geklärt. „Man erfährt alles, was man wissen muss, um einer Katze ein langes und glückliches Leben zu bieten“, sagte die Wittenerin Anfang Mai zur WAZ.
#5 Podcast: „Führungswissen – Menschen und Unternehmen stärken“
Was macht eine gute Führungskraft aus? Darüber spricht Marion Masholder in ihren Podcast „Führungswissen – Menschen und Unternehmen stärken“. Die Wahlwittenerin arbeitet seit vielen Jahren als Coach für Topführungskräfte und ist sich sicher: „Die meisten Arbeitnehmer verlassen ein Unternehmen, weil es falsch geführt wird.“
Ihr Podcast soll Vorgesetzten dabei helfen, ihre Mitarbeiter und damit Unternehmen zu stärken. „Es sind viele spannende Gäste dabei“, so Masholder. Zum Beispiel habe sie mit einer Schauspielerin über Lampenfieber gesprochen. Mit einem Handwerksbetrieb, der von Vater und Sohn geleitet wird, sprach sie über die Zusammenarbeit von erfahrenen und jungen Kräften. Der Podcast kommt jeden Samstag auf Spotify, Apple und Youtube raus.
Podcast-Projekt im Wiesenviertel
Der Innenstadt-Quartierfonds unterstütze im September 2021 mit seinem „Projektgeld“ die technische Ausstattung für die Podcast-Produktion im Wiesenviertel e.V.. Es konnten bessere Mikrofone, einfachere Stative, ein Aufnahmegerät sowie Aufbewahrungs- und Transportkoffer angeschafft werden.Seither dürfen Menschen und Verein aus ganz Witten ihren eigenen Podcast mit der Ausstattung vom Wiesenviertel e.V. produzieren. Ein Beispiel ist der Breddeviertel-Witten-Podcast von Klein und Glathe. An der Uni Witten/Herdecke hat die Studentin Anna Farfsing mit den technischen Mitteln des Vereins eine Podcast-Episode im Rahmen ihrer Hausarbeit produziert.
#6: Podcasts von Antenne Witten
Das Urgestein der Wittener Podcasts – das einst wohl eher noch als Internetradio bezeichnet wurde – veröffentlichte die Bürgerfunkgruppe Antenne Witten bereits im Juli 2005. „Damals haben wir mit einer Sendung über neue Bücher, Filme und Kultur aus Witten gestartet“, sagt Radiomoderator Marek Schirmer.
In den ersten 13 Folgen habe man etwa über das Theaterstück „Alkohölle“ vom Theater-Spiel oder das jüdische Fest Chanukka gesprochen. „Christian Lukas moderierte die erste Episode, die wir bis heute nicht gelöscht haben“, so Schirmer. Hinzu kamen Interviews sowie ganze Radiosendungen auf der Plattform NRWision mit Episoden der Antenne Witten und der Marek Show.