Witten. Weniger Asphalt, mehr Grün und Flair: Ein Jahr lang wird der Karl-Marx-Platz in Witten umgebaut – und wird dann richtig nett. Das ist geplant.
Vom alten, zubetonierten Karl-Marx-Platz wird man sich gerne verabschieden. Schon jetzt ist er kaum noch wiederzuerkennen. Wo einst ein Parkplatz war, liegen Sandhaufen, stehen Bagger und ein erstes Loch ist gebuddelt. In einem Jahr soll der Innenstadt-Platz komplett anders aussehen. Was passiert dort genau?
Haimo Hurlin, Francesco Lanza und Rainer Wiederhold vom Verschönerungsverein Hohenzollernviertel sind glücklich: Etwa zehn Jahre schon beschäftigen sie sich mit der Neugestaltung des Platzes, nun haben die Bauarbeiten begonnen. „Wir hoffen, dass das ein ansehnlicher Platz wird. Definitiv wird er viel besser als der bisherige“, sagt Hurlin. Viel Lob haben sie für das Planungsamt, das etliche Bürgerideen aufgegriffen hätte. „Uns ging es anfangs ja gar nicht um Stadtentwicklung. Wir wollten einfach einen Platz, an dem wir nett quatschen können“, sagt Lanza. Nun bekommen sie viel mehr: mehr Grün, mehr Flair, weniger Beton. „Da will man an warmen Sommerabenden unterm Baum ein Glas Rotwein trinken“, schwärmt Hurlin – wohlgemerkt beim nasskalten offiziellen Spatenstich am Montagnachmittag (16.1.).
Viertel verjüngt sich deutlich
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„Unser Ziel war es, die Verkehrsflächen zu reduzieren und dafür mehr erlebbaren Raum zu gewinnen“, erklärt Stadtbaurat Stefan Rommelfanger. Ein Straßenstück fällt zum Beispiel weg für Spielflächen, Bänke, eine Boule-Bahn, Hochbeete fürs „Urban Gardening“ und eine Mehrzweckfläche (mit Strom- und Wasseranschluss) für Nachbarschaftsfeste. Die gibt’s hier gar nicht selten: Der Verschönerungsverein verschickt regelmäßig einen Newsletter an einen Verteiler aus 100 Mailadressen. Irgendwer taucht dann immer auf beim Adventssingen, dem Sommerfest oder einer Baumpflanzung. „Das Viertel verjüngt sich deutlich“, weiß Rainer Wiederhall. In einem Haus, in dem zuvor zwei Senioren lebten, sind nun WGs mit zwölf Studierenden entstanden.
Genauso viele Studierenden-Apartments entstehen in dem Gebäudekomplex, der zurzeit am Rande des Karl-Marx-Platzes emporwächst. Neben 16 seniorengerechten Wohnungen wird dort auch eine Kita mit 75 Plätzen untergebracht, die im August 2023 eröffnen soll.
Erstmals gibt’s unterirdische Abfallcontainer
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Der neue Karl-Marx-Platz wird weiterhin getrennt durch die Breite Straße. Beide Platzhälften werden aber durch zwei Fußgänger-Übergänge verbunden, einschließlich einer langgezogenen Mittelinsel mit Grünstreifen. Die Bushaltestelle wird umgestaltet und in beiden Fahrtrichtungen angelegt. Auf dem Platz wird der Baumbestand erweitert und es wird Fahrradstellplätze geben.
Ein besonderer Clou sind die unterirdischen Abfallcontainer für Glas und Papier. Zum ersten Mal wollen Stadt und AHE diese „Unterflur-Container“ ausprobieren. „Erstens sind Container ziemlich hässlich und zweitens wird schnell Müll daneben gestellt. Das kann dann nicht mehr passieren“, erklärt Stadtplaner Claudio Rabe.
Parkplätze fallen weg
Vollsperrung der Breite Straße im Sommer
Für die Neugestaltung des Karl-Marx-Platzes werden auch die angrenzenden Straßen teilweise ausgebaut: Breite Straße, Gartenstraße, Mozartstraße und Nordstraße werden aber nur im Bereich des Platzes erneuert.
Die Arbeiten an der Breite Straße werden an zwei Stellen nicht ohne Vollsperrung auskommen, voraussichtlich im Sommer und im Herbst. Der genaue Zeitraum wird den Anliegern mit ausreichender Vorlaufzeit mitgeteilt, so das Tiefbauamt.
Dass fürs Grün etliche Parkplätze wegfallen, wurde kritisiert – allerdings nicht von den Anwohnern. „Vor allem parkten hier Leute, die in der Innenstadt arbeiten“, sagt Haimo Hurlin. Die könnten doch in die teils leerstehenden Parkhäuser umziehen. Nur entlang der Gartenstraße wird es Pkw-Stellplätze (auch mit Ladesäule) geben, wobei die Stellplatzfläche auf 120 Quadratmeter begrenzt ist.
Das große Loch, das aktuell zu sehen ist, ist übrigens ein „Schachtbauwerk“. Bislang hatte der Platz praktisch kein Entwässerungssystem. Nun kommt ein großvolumiger Stauraumkanal, der viel Regenwasser aufnimmt und gedrosselt ins Kanalnetz weitergibt.
Fertig sein soll der Platz im Januar 2024. Verbaut werden rund drei Millionen Euro, von denen zwei Millionen Euro vom Land gefördert werden. Der Verschönerungsverein will noch einmal 7000 Euro einsammeln und davon eine dauerhafte Adventsbeleuchtung in einem der alten hohen Bäume aufhängen lassen.