Witten. Spaziergänger sehnen den Winter herbei. Dann sind Fahrradfahrer auf dem Ruhrtalradweg in Witten eher die Ausnahme. Sonst ist es unerträglich.
- Plädoyer für zwei getrennte Spuren von Fahrradfahrern und Fußgängern
- Familie hat schon zwei Beinaheunfälle erlebt
- Mountainbiker: Schwächster Verkehrsteilnehmer hat Vorrang
Es ist Samstag, das Wetter an diesem Nachmittag eher durchwachsen und wir radeln auf der beschaulichen Elbschebahntrasse zwischen Witten-Bommern und Wetter-Albringhausen. Doch auch dort müssen Spaziergänger auf der Hut sein. Achtung, rücksichtslose Fahrradfahrer!
Eine halbe Stunde reicht, um Stimmen zu sammeln. Einhellig befürworten Fußgänger und Radfahrer eine Trennung voneinander - also zwei Spuren wie am Kemnader See. Es gibt kaum Spaziergänger, die nicht von unschönen Begegnungen mit Fahrradfahrern berichten können. „Hier geht‘s ja noch. Aber unten an der Ruhr ist es ganz schlimm“, sagt Johannes (37), der zu Fuß mit Partnerin Nadine (36) unterwegs ist und das sechs Monate alte Töchterchen vorne im Tragegurt auf der Brust trägt.
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„Die wenigsten können klingeln und fahren wie die Bekloppten“, sagt der Familienvater. Drei Beinaheunfälle hätten sie schon erlebt. „Trotzdem fahren die einfach weiter.“ Auch wenn die zehn Jahre alte Schwester auf Inlinern dabei ist, müssen die Eltern und sie höllisch aufpassen. Gerade Rennradfahrer haben oftmals ein hohes Tempo drauf. „Das ist hier wie Nahkampf“, sagt ein anderer Wittener, der ebenfalls oft zu Fuß unterwegs ist und den Radfahrern ausweichen muss.
Mountainbiker hat kein Verständnis für rücksichtslose Raser
Wolfgang, der mit einem Mountainbike unterwegs ist, gibt ebenfalls gern Gas, wie er selbst sagt. Doch er hat kein Verständnis dafür, wenn Radfahrer keine Rücksicht auf Fußgänger nehmen. „Wenn ich schelle, tu ich das weit genug vorher, damit sich die Leute nicht zu Tode erschrecken“, sagt der 66-Jährige. Meist versuche er, langsam an den Läufern vorbeizufahrern, ohne zu klingeln.
„Es gilt die Regel: Der schwächste Verkehrsteilnehmende hat Vorrang“, sagt der sportliche Vielfahrer. Das Krasseste, was er erlebt habe, seien zwei Mountainbiker gewesen, „die mit voll Karacho überholt und fast dabei Kinder über den Haufen gefahren haben“ . Oftmals entschuldigten sich diese Rüpel nicht nicht einmal.
„Es ist fatal, wie sich Radfahrer gegenüber Fußgängern benehmen. Sie betrachten das hier als ihre Übungsstrecke und geben Gas. Das ist lebensgefährlich, gerade für Familien mit kleinen Kindern.“ Allein wegen dieser Gefährdung befürwortet Wolfgang eine Trennung. „Ich würde als Fußgänger ein Horn kriegen, wenn jede Minute geklingelt wird, selbst wenn die freundlich sind.“
Natürlich gebe es auch viele nette Fahrradfahrer, sagt Sabine Flockenhaus, die wir mit Sohn und Pudel Panther am Anfang der Trasse in Bommern treffen. „Die verzögern und sagen danke, wenn man an die Seite geht.“ Doch auch sie hat schon ganz anderes erlebt. „Am Vidakukt fuhren sechs Räder nebeneinander. Wir waren zu Fuß unterwegs und wurden laut beschimpft, weil wir wir nicht sofort in den Graben gesprungen sind“, erinnert sich die 64-Jährige. Sie spricht sich ebenfalls für zwei getrennte Spuren aus. „Aber wo ist denn Platz dafür?“
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Diese Frage stellen sich viele. Denn die Radwege im Ruhrtal sind oft relativ schmal, ob Elbsche Trasse oder Ruhrtalradweg. „Manche fahren ganz dicht vorbei und klingeln dann nicht einmal“, sagt Viktor Schuhmacher (63), der an diesem Nachmittag mit Katharina Schneider (60) zu Fuß unterwegs ist. „Ich hab nichts gegen Radfahrer. Aber es ist furchtbar. Viele sind zwar rücksichtsvoll.. Aber wenn man nicht aufpasst, ist es eine Katastrophe. Es ist wirklich ganz schmal“, sagt die Frau. Dabei müsse zwischen Auto und Fahrrad doch auch anderthalb Meter Abstand sein, meint ihr Begleiter.
Geradezu mutig sind Helena (47), Olga (40) und Daniel (10), die zu dritt nebeneinander gehen. Was sie noch mehr stört, als die Radfahrer sind frei laufende Hunde auf der Trasse. Aber das ist wieder ein anderes Kapitel.
Diesen Text haben wir erstmals am 18. Mai veröffentlicht. Wir finden ihn so lesenswert, dass wir ihn noch einmal publizieren.