Übernachtungszahlen entwickeln sich seit zwei Jahren positiv. Gäste steigen nicht nur in Hotels und Pensionen ab.
Wenn Kerstin Glathe auf ihren Kalender schaut, sind da nicht mehr viele Tage frei. Im Sommer fing die Wittenerin an, über das Onlineportal „Airbnb“ ein Zimmer in der Innenstadt zu vermieten. „Drei Tage nach der Anzeigenaufgabe flatterte schon die erste Buchung rein“, erinnert sie sich. Seither kann sich Glathe vor Anfragen kaum retten. Die Übernachtungszahlen des Stadtmarketings bestätigen einen Aufwärtstrend. Immer mehr Besucher beziehen in der Ruhrstadt Unterkunft. 2017 waren es mit hochgerechnet über 60 000 so viele wie noch nie.
Damit bestätigt sich in Witten eine Entwicklung, welche Axel Biermann, Geschäftsführer der Ruhr Tourismus GmbH, für das ganze Ruhrgebiet ausgemacht hat: das Revier ist bei Besuchern beliebt wie nie zuvor. „Wenn der Dezember normal verlaufen ist, werden wir zum ersten Mal über acht Millionen Übernachtungen gehabt haben“, sagt der Tourismusmanager in Bezug auf die ganze Region. Und das, obwohl das Ruhrgebiet nicht „als klassisches Reiseziel“ angesehen werden könne, so Biermann.
Regionale Events locken Besucher
Das gilt insbesondere für Witten. Mit dem Kölner Dom oder der Landeshauptstadt Düsseldorf mit Kö und Altstadt kann die Ruhrstadt in Sachen Strahl- und Anziehungskraft nicht mithalten. Und doch ist es den Städten und Kommunen in Ruhrstadt und Umgebung gelungen, Anlässe zu schaffen, um Menschen anzulocken. Wenn es Besucher zum „Juicy Beats“-Musikfestival nach Dortmund zieht oder in der Bierstadt ein großer, mittelalterlichen Weihnachtsmarkt zu bestaunen ist, dann steigt auch in Witten die Nachfrage nach einem Kopfkissen und einer warmen Decke für die Nachtstunden.
„Bei mir waren schon Leute aus Nürnberg, die zum Fußball ins Westfalenstadion gingen“, sagt Kerstin Glathe, die ihr Privatzimmer mit Schlafsofa im Internet anbietet – in der Wittener Innenstadt, mit kurzem Weg zum Hauptbahnhof. Küche und Bad können Gäste in Glathes Privatwohnung mitbenutzen. Pro Monat habe sie zwölf bis 20 Anfragen für eine oder mehrere Nächte und sei damit quasi ausgebucht. „Über die Feiertage kamen Gäste aus Saudi-Arabien und Frankreich“, verrät die Journalistin.
Die Hotelbetreiber wissen Ähnliches zu berichten. Predrag Filko, der mit seiner Frau Suzana das Hotel Specht an der Westfalenstraße betreibt sagt: „In den letzten drei Jahren kommen stetig mehr Gäste.“ Die Eigentümer des Parkhotels planen indes einen sechs bis sieben Stockwerke hohen Neubau auf Vier-Sterne-Niveau mit 80 Zimmern. Auch am Kemnader See steht eine neue Bettenburg im Raum.
Übernachtungszahlen steigen
Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass sich die Investitionen der letzten Jahre in Naherholungs- und Kulturangebote langsam bezahlt machen. Ruhrtalradweg, Zeltfestival und Co. machen die Hoteliers glücklich. 2012 übernachteten gut 55 000 Hotelgäste in der Ruhrstadt. Danach gingen die Buchungen bis 2015 wieder zurück auf knapp 43 000. Seither aber wird eine Nacht in Witten immer beliebter: 2016 entschieden sich 50 000 Geschäfts- und Privatreisende hier zu nächtigen und bis einschließlich September 2017 blieben 46 500 Leute bis zum Frühstück. Hochgerechnet auf das letzte Quartal des Jahres macht das exakt 62 248 Übernachtungen im abgelaufenen Kalenderjahr. So voll war es hier noch nie – Tendenz steigend.