Witten. Marion Masholder aus Witten kann besonders gut reden: Beim internationalen Wettbewerb Speaker Slam quasselte sie sich in 240 Sekunden zum Sieg.

Viel und gern reden, das können einige. Aber punktgenau und unterhaltsam eine Botschaft zu platzieren, gilt als echtes Können. Besonders talentiert dabei ist eine Wittenerin: Marion Masholder hat den „Internationalen Speaker Slam“ gewonnen. Bei diesem Wettbewerb muss man in 240 Sekunden eine Rede halten, für die andere eine Dreiviertelstunde gebraucht hätten. Wie das geht, verrät die 58-jährige selbstständige Unternehmensberaterin im Interview.

Kurz gefragt, warum können Sie so gut reden?

Masholder: Dieses Talent oder diese Stärke von mir war immer da. Ich habe schon als Kind viel gesabbelt, ich war Klassensprecherin, ich habe beruflich viel vor großem Auditorium gesprochen. In so etwas wächst man rein.

Trotzdem gibt es viele Leute, auch Führungspersonen, für die ist eine Rede vor Publikum das Allerschlimmste.

Viele trauen sich einfach wenig zu, obwohl sie so viel können. Ich kenne so tolle Menschen und sie haben so wenig Selbstwertgefühl, was das angeht – gerade Frauen. Sie sind oft viel zu perfektionistisch, haben einen viel zu hohen Anspruch an sich.

Auch interessant

Zu Ihrem Wettbewerb: 140 Teilnehmende aus 19 Ländern sind in der Nähe von Frankfurt auf einer Bühne gegeneinander angetreten, ein Dezibel-Messgerät, das die Lautstärke des Applauses misst, und eine Jury waren mit von der Partie. Über fünf Stunden lang gibt’s nahtlos Vier-Minuten-Vorträge. Wie kommt man dazu, an so etwas teilzunehmen?

Ich arbeite unter anderem als Speakerin, gebe auch Workshops und berate Unternehmen. Aber ich bilde mich natürlich auch selbst fort. Den Wettbewerb hat einer meiner Mentoren und einer der Top-Speaker Deutschlands veranstaltet, Hermann Scherer.

Wenn alle Teilnehmer sowieso gut reden können, was ist dann die Schwierigkeit?

Das Reden vor Publikum fällt mir leicht, da ich auf der Bühne immer über meine Herzensthemen für eine bessere Arbeitswelt sprechen darf: positive Führung und wie man Krisen meistert. Allerdings werde ich normalerweise von Unternehmen für längere Vorträge gebucht. So eine Punktlandung in vier Minuten mit der entsprechenden Mini-Dramaturgie ist dagegen weitaus schwieriger!

Auch interessant

Und was war an Ihrer Rede besonders gut?

Mein Thema Resilienz passt wahrscheinlich gut in die heutige Landschaft. Eine optimistische innere Grundhaltung passt nicht nur in die Businesswelt, auch ins Private - etwa bei Krankheit oder einer Beziehungskrise. Ich habe in den 240 Sekunden eine eigene Geschichte angerissen, drei Tipps gegeben und die Pointe untergebracht: Ob du glaubst, du schaffst es oder du schaffst es nicht – du wirst auf jeden Fall recht behalten.

Wenn man Sie googelt, stößt man auf allerhand Interessantes, unter anderem werden Sie gerne als Expertin für neue Arbeitswelten zu Podcast-Interviews eingeladen.

Es sind immer mehr Leute auf mich aufmerksam geworden und laden mich ein. Letztens hat mich eine Dame aus Berlin interviewt, die als Diätcoach arbeitet. Ihr Podcast richtet sich an Frauen in den Wechseljahren. Tipps von einer Business-Powerfrau passen auch da ins Konzept. Aber am 1. Juli ist meine eigene Podcast-Reihe an den Start gegangen. Meine Gastauftritte hatten so gute Resonanzen, da kann ich das meinen Kunden auch anbieten.

Zur Person

Marion Masholder ist in Bochum geboren und lebt heute in Bommern. Sie ist ehemalige Schwimm-Leistungssportlerin, gelernte Betriebswirtin und war über 26 Jahre in mehreren leitenden Funktionen bei der Sparkasse Bochum beschäftigt.

Seit 2008 ist sie selbstständig. Sie berät, coacht und trainiert Top-Führungskräfte und hält Vortragsreden.

Worum geht’s da?

Es ist ein „Erfolgspodcast für Top Leader“, zur Auswahl der richtigen Führungskraft. Nicht der, der die beste Durchsetzungskraft hat, kann auch gut führen. Es gibt einen Wertewandel. Was zählt ist etwa: Wie sinnstiftend ist jemand für die Mitarbeitenden? Schon jetzt buchen mich Unternehmen für die Kandidatenauswahl. Dabei geht es nicht um fachliche Kompetenzen, sondern das Bewerten von Belastbarkeit, Sensitivität oder Flexibilität. Dazu nutze ich wissenschaftliche Tests.

Sie mögen wahrscheinlich Herausforderungen.

Herausforderungen sind in der Regel Veränderungen und diese sind es eben, die den Wandel vorantreiben. Mir ist es wichtig, dass die Leute nicht nur Risiken suchen, sondern auch die Chancen erkennen.