Witten. Ortstermin am neuen Johannisplatz in Witten: Zwar wurde an der Treppe nachträglich ein Geländer angebracht. Doch es gibt weiterhin Beschwerden.
Seit Ende letzten Jahres hat das Johannisviertel ein anderes Gesicht. Es gibt jetzt einen Kreisverkehr, breitere Gehwege und einen neuen Platz, der zum Verweilen einladen soll. Doch dieser bereitet Probleme – genauer gesagt die breite Treppenanlage, die auf den Johannisplatz führt. Denn sie ist für Rollstuhlfahrende und Menschen mit Kinderwagen nicht passierbar. Deshalb gab es jetzt einen Ortstermin mit Stadt, Behindertenverein und Seniorenvertretung.
Wittener Seniorenvertreter sehen Problem für Rollatoren, Rollstühle und Kinderwagen
Die Betroffenen müssen einen Umweg von 20 Metern um einen Baum herum nehmen, der von einem Beet und Sitzbänken eingerahmt wird. Willi Bodden, Sprecher der Seniorenvertretung Witten, haben deswegen schon mehrere Beschwerden erreicht. „Geht man um den Baum herum, wird der Bürgersteig auf der Ecke sehr schmal“, sagt er.
Rollatoren oder Rollstühle kämen auf den Leitlinien für Blinde ins Stocken. Mit einem Kinderwagen und womöglich noch zwei Kindern an beiden Seiten komme man der Johannisstraße gefährlich nah. Tiefbauamtsleiter Jan Ratz hingegen sagt: „Wir haben den Umweg immer für zumutbar gehalten.“
Eine acht Meter lange Rampe wäre nötig
Das findet auch Ursula Niggemeier. Die enge Stelle sei mit ihrem E-Rollstuhl gut befahrbar. „Ich bin einfach um den Baum herum, das war kein Problem“, sagt die Wittenerin. Für mehr Barrierefreiheit wird an Treppen oft eine Rampe angebracht. Das ist am Johannisplatz aber nicht möglich, denn das Gefälle ist zu stark.
Eine acht Meter lange Rampe wäre nötig – doch dafür ist nicht genügend Platz. Zumindest zwei Geländer mit Handlauf konnten nachträglich angebracht werden. Eine Laterne macht die Stufen in der Dunkelheit gut sichtbar. Sie wurde sofort installiert, nachdem im August ein Radfahrer vor die Treppen prallte und sich schwer verletzte. Jan Raatz vom Tiefbauamt betont: „Zu diesem Zeitpunkt war hier noch eine Baustelle und das Passieren nicht erlaubt.“
Noppen im Boden kündigen Treppe an
Blindenverein Beate Telgheder, Leiterin des Blinden- und Sehbehindertenvereins, macht eine Testbegehung mit ihrem Blindenstock. Noppen im Boden kündigen die Treppe an. Die Stufen zum Johannisplatz bereiten der Wittenerin keine Schwierigkeiten. „Ich kann mit meinem Stock alles ertasten und mich am Geländer festhalten“, sagt die 57-Jährige.
Sobald es die Witterung zulässt, sollen für Sehbehinderte noch Kontraste in Form von Streifen an den Vorderkanten der Stufen angebracht werden. Fürs Erste akzeptieren Willi Bodden und Lothar Winkler von der Seniorenvertretung die Situation am neuen Johannisplatz. „Erst wenn wirklich was an der Engstelle passiert, wird sich was ändern“, befürchtet Winkler.
Zukünftig will Tiefbauamtsleiter Jan Raatz bei den Planungen noch mehr auf die Inklusion von Menschen mit Behinderung achten und Rücksprache mit Betroffenen halten. Damit am Ende möglichst alle zufrieden sind.