Witten. Deutschland diskutiert noch eine Aufhebung der Maskenpflicht, in Witten ist es schon soweit – zumindest in der City. Wie Passanten reagieren.

Viele Wittener sind offenbar froh, seit Montag (14.6.) keine Maske mehr in der Innenstadt tragen zu müssen. Die Stadt hat die Maskenpflicht angesichts der weiter sinkenden Inzidenzwerte (22,4) nach zuletzt gut drei Monaten aufgehoben – wohlgemerkt nur im Freien.

Wie das oft so ist, wenn sich bei den Corona-Regeln aktuell etwas ändert: Viele wissen zum Wochenanfang noch gar nicht, dass sie auf den Mund-Nasen-Schutz beim Bummeln nun verzichten dürfen. Andere sind verunsichert, was denn jetzt gilt. Das führt zu so kuriosen Situationen, dass Thomas (53) keine Maske trägt, im Gegensatz zu seiner Begleiterin Sanja (38). „Es gibt ja keine Schilder“, sagt Thomas, und meint: Die aktuell Auskunft darüber geben, was denn nun richtig ist.

Stadt Witten hat die meisten Hinweise zur Maskenpflicht in der City bereits entfernt

Dort hängt noch ein Maskenpflicht-Flyer: Der Hinweis auf der unteren Bahnhofstraße ist mittlerweile überholt.
Dort hängt noch ein Maskenpflicht-Flyer: Der Hinweis auf der unteren Bahnhofstraße ist mittlerweile überholt. © Unbekannt | aug

Nun, die Stadt hat die an Masten befestigten Hinweise zur Maskenpflicht zwischen Kornmarkt und Hauptbahnhof offenbar tatsächlich pünktlich entfernt, von Ausnahmen abgesehen. Auf der unteren Bahnhofstraße hängt solch ein Flyer in DIN-A4-Größe noch vorm Lokal „City-Treff“. Kann ja nicht schaden.

Die Mehrzahl der von der Redaktion befragten Passanten ist aber froh, dass die Regel gerade jetzt bei dem schönen warmen Sommerwetter gefallen ist. „Endlich kann man wieder atmen“, sagt Edeltraud (64). „Super, gerade bei den Temperaturen“, meint Martin. Mit weiteren Lockerungen der Maskenpflicht, die bundesweit schon diskutiert werden, solle man aber noch etwas warten. „Noch sinken die Zahlen zwar, aber an der Hellwegschule gab es gerade ja fünf neue Fälle.“

Mutter: Maskenpflicht auf Schulhöfen in Witten übertrieben

In den Klassenräumen solle man noch an der Maskenpflicht festhalten, auf den Schulhöfen finde sie das aber für übertrieben, sagt Ingrid (58), die mit ihrer Tochter Nadja (23) gerade durch die Fußgängerzone läuft, ohne Maske. „Im Freien ist das okay, wenn es nicht zu voll ist“, sagt die Mutter. Nadja findet es „ganz angenehm, bei dem warmen Wetter frische Luft zu schnappen“. Als Verkäuferin fühlt sie sich aber sicherer, wenn Kunden und Beschäftigte in den Geschäften weiterhin Maske tragen müssen.

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Rolf (53) würde mit weiteren Maskenpflicht-Lockerungen noch „bis nach den Sommerferien“ warten, wenn noch mehr Menschen durchgeimpft sind, gerade die mit Vorerkrankungen. Dass nun auf die Maske im Freien verzichtet werden darf, hält er aber für vertretbar. „Das macht Sinn, weil die Abstände auf der Straße deutlich größer als im Restaurant sind.“ „Dicht an dicht“ auf dem Westenhellweg in Dortmund sehe die Sache allerdings schon wieder anders aus.

Bürgermeister hatte Maskenmuffel in Witten Ende April noch stark kritisiert

Bürgermeister Lars König hatte Ende April Maskenmuffel in der City in Witten gerügt, zu einem Zeitpunkt, als die Infektionszahlen noch in die Höhe schossen.
Bürgermeister Lars König hatte Ende April Maskenmuffel in der City in Witten gerügt, zu einem Zeitpunkt, als die Infektionszahlen noch in die Höhe schossen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Der Bürgermeister hatte auf dem Höhepunkt der dritten Welle Ende April darüber geklagt, wie viele Wittener sich draußen in der City nicht an die Maskenpflicht hielten. Jetzt wäre er vermutlich überrascht, dass man noch so viele Passanten mit Maske sieht, obwohl sie sie gar nicht mehr aufsetzen müssten.

Maskenpflicht schon einmal ausgesetzt

Die Maskenpflicht in der Innenstadt wurde erstmals am 20. Oktober 2020 eingeführt und eine Woche später auf mehrere Stadtteile erweitert. Am 18. November entfiel sie wieder in den Ortsteilen und kurz vor Weihnachten (22.12.) auch in der City. Am 9. März wurde sie dort wieder eingeführt, bevor nun (14.6.) die erneute Aufhebung erfolgte. In diesem Jahr wurden bisher rund 400 Verstöße gegen die Corona-Regeln geahndet. Bei Maskenverstößen werden rund 50 Euro Strafe fällig.Nach wie vor gilt die Maskenpflicht in Geschäften (auch auf dem Wochenmarkt!) und in Lokalen, wenn man zum Tisch oder zur Toilette geht. In Bus und Bahn genügt seit Samstag wieder eine einfache medizinische Maske. Auch in öffentlichen Gebäuden wie dem Rathaus muss weiter eine Maske getragen werden, ebenso in der Schule, im offenen Ganztag, Zoo oder Museum. Auch in Banken, Arztpraxen etc. gilt weiter die Maskenpflicht.

Dazu gehören auch Stephanie und Niklas, die wir in der Nähe der Stadtgalerie treffen. „Wir kommen aus einem Geschäft und wollten ins andere“, erklärt die 31-Jährige. Doch der „Royaldonut“, an dessen Scheibe sie gerade kleben, ist geschlossen. Was Süßes zu Stephanies Geburtstag an diesem Montag muss also warten. Nun, die Stadt hat vielen Wittenern schon ein kleines Geschenk gemacht.