Ruhrgebiet. Sind Masken sinnlos? Der Chef der Kassenärzte in Rheinland-Pfalz fordert ein Ende der Maskenpflicht für Geimpfte. Kollegen in NRW widersprechen.
Für Geimpfte ist das Tragen einer Maske sinnlos, findet der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz. Sein Kollege der KV Nordrhein widerspricht: „Wir sind“, sagt Dr. Frank Bergmann, „noch lange nicht am Ende der Pandemie.“
Auch im Nachbarbundesland stehen die Menschen noch Schlange für eine Impfung gegen Corona, in der Liste der Erstimpfungen steht Rheinland-Pfalz mit 36,3 Prozent der Bevölkerungen auf Platz 10. Dr. Peter Heinz macht sich trotzdem Sorgen: Für Ende Juni rechnet der Chef der Kassenärzte in Mainz mit einer gewissen Impfmüdigkeit. Das Mehr an Impfstoff, das für den nächsten Monat erwartet wird, werde „leider mit einem abnehmenden Interesse am Impfen zusammenfallen“, sagte Heinz der „Rhein-Zeitung“ in dieser Woche.
Zweifach Geimpfte sollen „Menschen mit allen Freiheiten“ sein
Deshalb will der Ärztechef neue Anreize schaffen. Geimpfte sollten von der Maskenpflicht befreit werden. „Es ergibt sachlich keinen Sinn mehr, als zweifach Geimpfter eine Maske zu tragen“, so Peter Heinz. Lediglich aus Gründen der Solidarität vergebe man andernfalls die Chance, über eine Impfquote von nicht einmal zwei Dritteln hinauszukommen. „Ein zweifach Geimpfter“, meint Heinz, „sollte wieder ein Mensch mit allen Freiheiten sein, die er 2019 hatte.“
Aussagen, die die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein mindestens „sehr mutig“ und wenig hilfreich findet. „Wir sind noch nicht am Ende der Pandemie“, mahnt deren Vorsitzender Dr. Frank Bergmann auf Nachfrage dieser Zeitung. Eine Herdenimmunität sei noch lange nicht erreicht, es gebe eine deutliche „Bedrohung durch neue Mutationen“. Bergmann plädiert dafür, die Maskenpflicht nicht aufzuheben: „Wir müssen erst die Kinder und Jugendlichen und alle Menschen schützen, die noch nicht geimpft sind.“
USA haben Maskenpflicht bereits reduziert
In den USA müssen vollständig gegen das Coronavirus Geimpfte nach einer Empfehlung der US-Gesundheitsbehörde in den allermeisten Situationen keine Maske mehr tragen. Vieles, wie Einkaufen und Kinobesuche sind dort wieder ohne Mund-Nasen-Schutz erlaubt. Nur in Menschenmengen und an Verkehrsknotenpunkten sowie dort, wo Behörden, Arbeitgeber oder Ladeninhaber es vorschreiben, bleibt die Maske Pflicht. Allerdings sind in den Vereinigten Staaten auch schon 37,5 Prozent der Menschen vollständig geimpft; in Deutschland hat derselbe Anteil erst die erste Impfung.