Witten. Die Bäder in Witten sind von den explodierenden Energiekosten ebenfalls betroffen. So reagieren die Stadtwerke und das Freizeitzentrum Kemnade.
Die explodierenden Energiekosten und ein immer noch mögliches Gas-Embargo aus Russland – beides dürfte sich auch auf den Betrieb der heimischen Bäder auswirken. Vielleicht noch nicht sofort, aber doch in nicht allzu ferner Zukunft.
Wie jeder Haushalt wollen die beiden Hallenbäder, das Freibad und das Freizeitbad Heveney geheizt werden. Die Gäste wünschen sich eine möglichst hohe Lufttemperatur und angenehmes Badewasser. Nur mit dem Unterschied: Anders als bei der Rechnung zuhause sprechen wir hier schnell über Millionen.
Rund 1,3 Millionen Euro Energiekosten schluckt die Ruhr-Therme am Kemnader See im Jahr. Aktuell wirken sich die hohen Energiepreise zwar noch nicht aus, da es feste Verträge mit den Stadtwerken in Witten und Bochum gibt. Doch schon jetzt kündigt Geschäftsführer Jürgen Hecht von der Freizeitmetropole Ruhr (FMR) an, den ganzen Energieeinkauf für die FMR neu auszuschreiben. Gleichzeitig sieht er großen Bedarf, in erneuerbare Energien zu investieren, um sich vom Gas möglichst unabhängig zu machen.
„Wir wollen das so schnell wie möglich anpacken. Abwarten und Tee trinken geht gar nicht“, sagt Hecht. Allein für das Bad in Heveney handele es sich um eine „riesige Summe, die wir investieren müssen“. Handlungsbedarf sieht er innerhalb von zwölf Monaten, gerade bei Photovoltaik. Führungstreffen haben derzeit vor allem dieses Thema: der Krieg, die Energiekosten und die noch unabsehbaren Folgen.
Auf die Eintrittspreise oder Wassertemperaturen soll sich das aktuelle Geschehen noch nicht auswirken. Nachdem zum 1. Januar der Eintritt für die Sauna um einen Euro erhöht wurde, zieht das Bad zum 1. Juni mit 50 Cent pro Ticket nach. Die Preisanstiege haben aber noch nichts mit dem Krieg zu tun.
In der vergangenen Woche wurde in Heveney das Außenbecken geöffnet. Dort ist das Wasser laut Betreiber 26 bis 28 Grad warm, im Inneren zirka 29. „Wir planen Lösungen, aber schränken nicht das Angebot ein“, versichert Geschäftsführer Jürgen Hecht und verweist auf die laufenden Verträge mit den Energieversorgern. Gleichzeitig prophezeit er mit Blick auf die künftigen Kosten: „Ab nächstem Jahr lässt sich das alles nicht mehr darstellen.“
Ein Beispiel, dass den Kostendruck am Kemnader See anschaulich macht: Ein Quadratmeter beheiztes Wasser im Außenbereich kostet nach Angaben des Freizeitmanagers „so viel Energie wie ein Einfamilienhaus im ganzen Jahr“. Und in dem Wellness-Bad sprechen wir, wenngleich nicht ganzjährig, über 270 Quadratmeter allein draußen zum Planschen.
Hoch sind die Kosten auch dann, wenn man energiemäßig selbst wie die Stadtwerke sozusagen an der Quelle sitzt. Sie lassen sich die beiden Hallenbäder in Vormholz und Annen sowie das Freibad jedes Jahr rund 2,5 Millionen Euro kosten. Damit ist der gesamte Unterhalt gemeint. Hier schlagen natürlich auch die Personal- und weitere Betriebskosten zu Buche.
Stadtwerke Witten können Mehraufwand noch nicht beziffern
Freibad soll Mitte Mai öffnen
Die neue Freibadsaison beginnt voraussichtlich Mitte Mai. Die Stadtwerke machen dies nicht zuletzt vom Wetter abhängig. Im Vorjahr ging es erst im Juli los. Damals gab es neben Corona noch technische Probleme beim Einbau neuer Filter und Pumpen. Der Eintrittspreis für Erwachsene liegt derzeit bei 3,70 Euro, für Kinder und Jugendliche bei 2,30 Euro.Noch nicht ganz sicher ist, ob die „Schwalbe“ Karfreitag wie geplant in die neue Saison starten kann. Derzeit legt das Hochwasser den Schiffsverkehr auf der Ruhr lahm. Auch die Hardenstein-Fähre liegt noch an der Leine.
Was mögliche Mehrausgaben wegen des Krieges und der explodierenden Preise angeht, könne man derzeit „aufgrund der dynamischen Entwicklung am Energiemarkt“ noch keine genaue Aussage treffen, heißt es. Man verfolge das aktuelle Geschehen und erwäge mögliche Maßnahmen. Sprecherin Julia Pfannkuch: „Aber wir können nicht in die Glaskugel sehen, wie sich die Weltlage entwickelt.“
Gleichzeitig erinnern die Stadtwerke daran, schon Anfang des Jahres die Eintrittspreise für die Hallenbäder leicht erhöht zu haben, von 3,20 auf 3,70 Euro. Die Wassertemperatur wurde dort von 29 auf 28 Grad gesenkt. Damit wolle man fünf Prozent an Energiekosten einsparen. Im Freibad wurde bisher eine Temperatur von 26 Grad garantiert. Noch hört man nichts von anderslautenden Plänen.
Im Freibad hängt der Energieverbrauch nach Angaben der Stadtwerke von weiteren, nicht steuerbaren Faktoren ab. Je nachdem, wie viele Gäste im Wasser sind oder wie das Wetter ist, verliere das Wasser auch an Wärme. Mit dem Einbau der neuen Filter habe man im vergangenen Jahr aber einen wichtigen Schritt in Richtung Energieeffizienz gemacht.