Witten. Die Stadtwerke reagieren auf die hohen Einkaufspreise: Gas wird ab April auch für Bestandskunden teurer. Die Lage in der Ukraine bereitet Sorgen.
Die Stadtwerke Witten stehen vor einem turbulenten Jahr. „Wir beobachten mit großer Sorge die Entwicklungen in der Ukraine“, sagt Geschäftsführer Andreas Schumski. Just am Tag des Einmarsches russischer Truppen, stellte der kommunale Versorger seinen Ausblick auf das restliche Jahr 2022 vor. Mit guten und schlechten Nachrichten für die Wittenerinnen und Wittener.
Erst im Februar waren die Strompreise beim städtischen Versorger um rund fünf Prozent gestiegen, bereits im September 2021 die Gaspreise um 0,7 Cent. Nun kommt die nächste Preissteigerung auf die Kunden zu: Ab April kostet die Kilowattstunde 0,7 Cent mehr. Im Basistarif mit einem Jahresverbrauch zwischen rund 9000 bis 11.500 Kilowattstunden statt 7,60 nun 8,30 Cent je Kilowattstunde.
Stadtwerke Witten: „Können Preise nicht ewig halten“
Wer auf 80 Quadratmetern lebt und einen Jahresverbrauch von 8.500 kWh hat, der zahlt künftig 854 Euro statt bisher knapp 795 Euro. Eine Steigerung um 7,5 Prozent. „In Anbetracht der aktuellen Börsenpreise halten wir das für die Kunden für verschmerzbar“, sagt Markus Borgiel, zuständig für Vertrieb und Beschaffung. So kaufe er aktuell die Kilowattstunde für 8 bis 9 Cent ein.
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Bei gleichbleibend hohen Preisen auf dem Weltmarkt werde man diesen Preis aber nicht ewig halten können. Dass die jetzige Erhöhung verhältnismäßig gering ausfällt, hängt laut Borgiel mit einem vorausschauenden Einkauf zusammen: Die Stadtwerke haben für das laufende Jahr und einen Teil des kommenden bereits das für seine Kunden nötige Erdgas beschafft. „Aber wenn die Krisen anhalten, wird sich das auswirken, auch auf die Preise in Witten“, blickt der Prokurist in eine ungewisse Zukunft. Die Wittener Kunden befänden sich derzeit noch „in einer absoluten Komfortsituation gegenüber dem, was auf dem Energiemarkt passiert.“
Neukunden zahlen bereits 16 bis 17 Cent pro Kilowattstunde
Dass die Preise eigentlich schon deutlich höher liegen könnten, wissen diejenigen Kunden der Stadtwerke, die nach Konkurs oder Kündigung durch einen Billigstrom-Anbieter zu den Stadtwerken als Grundversorger gewechselt sind – und nicht von den Konditionen der Bestandskunden profitieren. Diese Neukunden zahlen bereits zwischen 16 und 17 Cent pro Kilowattstunde, also doppelt so viel.
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Ob und wie sich die aktuelle Eskalation zwischen Russland und dem Westen auf den Gaspreis niederschlagen wird, sei momentan noch wie ein Blick in die Glaskugel. „Ich hoffe, dass wir die Preise in diesem Jahr nicht noch einmal drastisch anpassen müssen“, sagt Borgiel. Wie ganz Deutschland ist auch Witten vom russischen Gas abhängig. Die Bundesrepublik bezieht rund 55 Prozent ihres Erdgases aus Russland. „Es wird eine herausfordernde Zeit“, sagt dazu Geschäftsführer Schumski.
Stadtwerke wollen 2022 rund zehn Millionen Euro investieren
Trotz der angespannten Situation will der städtische Versorger im laufenden Jahr aber auch kräftig investieren, um sich fit für die Energiewende zu machen. Durch gesteigerte E-Mobilität und den vermehrten Einsatz von Wärmepumpen rechnet die Stadttochter mit einer Erhöhung des Strombedarfs um 50 Prozent innerhalb der nächsten 20 Jahre. Das müssen die hiesigen Leitungen auch leisten können.
Allein 4,4 Millionen Euro investieren die Stadtwerke daher in diesem Jahr in die Stromversorgung. Dafür werden etwa Kabel und Umspannstationen erneuert oder verstärkt. Drei Millionen Euro fließen in eine Verbesserung der Wasserversorgung, 2,4 Mio in die Erdgasversorgung.