Witten. In einem Offenen Brief appellieren Anwohner des Muttentals in Witten an die Stadt, das Gebiet besser zu schützen. Das sind ihre Forderungen.

Anwohner schlagen Alarm. „Das Muttental ist aufgrund der Fülle an Menschen am Kollaps“, schreiben sie in einem Offenen Brief. Rund 100 Wittenerinnen und Wittener haben unterschrieben. Es ist ein Appell an die Stadt, den Bürgermeister und das Ordnungsamt, das gut besuchte Naherholungsgebiet zu schützen und besser zu kontrollieren.

Eva Klein-Vehne ist eine der Unterzeichnerinnen. „Seit Jahren wird es immer schlimmer“, sagt sie. Das Gebiet sei immer beliebter geworden bei sogenannten „Geocachern“, Mountainbikern und Wanderern – auch weil die Stadt Witten über die Stadtgrenzen hinaus das Muttental bewerbe, so die 51-Jährige. Zwar hätten das Coronavirus und die Lockdowns die Situation verschärft. Aber auch „schon vor der Pandemie war klar, dass der Wald zu klein ist für so viele Personen“, sagt Eva Klein-Vehne.

Unrat im Wald, auf Parkplätzen und am Wegesrand im Muttental in Witten

Der Wald im Muttental ist teilweise in privater und teilweise in städtischer Hand. Allerdings bewerbe die Stadt das komplette Muttental – „ohne Ausnahme“, so die Anwohnerin. Dann solle sie sich aber auch um das gesamte Gebiet kümmern. „Wenn die Stadt den Wald bewirbt, muss sie zum Beispiel auch für Mülleimer sorgen“, fordert Klein-Vehne. Die gebe es aber nur da, wo öffentliche Wege sind.

Das führe dazu, dass Besucher ihren Unrat einfach im Wald, auf Parkplätzen und am Wegesrand entsorgten. „Die Leute wollen das Muttental einfach nur nutzen“, sagt die Wittenerin. Wie sie es hinterlassen, sei ihnen offenbar egal. „Wenn die Leute ihren Müll mitbringen können, sollen sie ihn doch bitte auch mit zurücknehmen“, findet Stadtsprecher Jörg Schäfer. Außerdem gebe es „eine Handvoll“ Abfalleimer auf der Muttentalstraße. „Die werden einmal die Woche durchs Betriebsamt geleert.“

Ordnungsamt in Witten ist mit Corona-Kontrollen ausgelastet

Weitere Behälter könne die Stadt allerdings nicht aufstellen. Denn „die Leerung ist personell nicht zu leisten“, so der Stadtsprecher. Eva Klein-Vehne sind diese Schwierigkeiten bewusst. Auch das Ordnungsamt sei schließlich „gnadenlos unterbesetzt“. Und das wenige Personal, das da ist, muss Tag und Nacht die Einhaltung der Corona-Schutzverordnung und der Notbremse-Regelungen kontrollieren. „Wenn wir die Kollegen ins Muttental schicken, wird gefragt: Warum kontrollieren die nicht in der Stadt?“, befürchtet Schäfer.

Auf festen Wegen ist Rad- und Mountainbike-Fahren erlaubt.
Auf festen Wegen ist Rad- und Mountainbike-Fahren erlaubt. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Hinzu komme, dass das Ordnungsamt nur den ruhenden Verkehr kontrollieren dürfe – also zum Beispiel Fußgänger, nicht aber fahrende Mountainbiker. Diese schlagen, so schildern es die Anwohner, eigene Trails in den Wald, die sie „in einem hohen Tempo befahren“, wie es in dem Offenen Brief heißt. Mehrfach seien Unfälle zwischen Mountainbikern und Fußgängern erst im letzten Moment verhindert worden.

Stadt Witten appelliert: Mit Freiheiten verantwortungsvoll umgehen

Der Stadt ist das Problem bekannt. Dazu gebe es auch „Überlegungen“. Darüber hinaus fänden Gespräche zwischen Stadtspitze und Stadtmarketing darüber statt, wie das Muttental so beworben werden könne, dass Besucher gleichzeitig sensibilisiert werden. „Wir haben Verständnis dafür, dass es die Leute jetzt ins Muttental zieht“, sagt Stadtsprecher Jörg Schäfer. Bewusst habe man sich in diesem Bereich auch gegen eine Maskenpflicht entschieden. „Wir wollen dort Freiheiten geben. Die Leute sollen aber auch zeigen, dass sie mir diesen Freiheiten umgehen können.“

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Auch Eva Klein-Vehne appelliert „an die Menschen, die sich dort aufhalten, sich vernünftig zu verhalten“. Sie und andere Anlieger vermissen „gegenseitige Rücksichtnahme, Rücksichtnahme auf unsere Natur, hier explizit auf das Muttental“, schreiben sie in ihrem Offenen Brief. „Es gibt überall Hinweisschilder, wie sich Spaziergänger verhalten sollen. Und direkt daneben machen die Leute das Gegenteil“, ärgert sich die Wittenerin. „Nette Worte, Mahnungen und Erklärungen fruchten nicht.“

Darum wünschen sich die Anwohner nun Unterstützung von der Stadt und eine kritischere Bewerbung des Gebiets. „Privat können wir nicht mehr machen“, ist der Eindruck von Eva Klein-Vehne. „Man kann nur hoffen, dass die Pandemie bald vorbei ist und die Leute woanders hinfahren.“