Witten. Drei Tage Himmelfahrtskirmes in Witten sind vorbei und das Wetter hat gehalten – bis Sonntag. Dann kam Regen und es wurde kühler. Ein Fazit.
Der Duft von Bratwurst und Zuckerwatte liegt in der Luft. Lautsprecherdurchsagen kündigen „Noch eine Runde rückwärts“ an. Familien und Teenager in Kleingruppen ziehen über den Platz. Kurz: Die Himmelfahrtskirmes ist zurück.
Wittener Himmelfahrtskirmes ist nach zwei langen Pandemiejahren zurück
Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause herrscht wieder reges Treiben entlang Ruhr- und Bergerstraße. In Richtung Saalbau kommt die Karussellmeile richtig in Schwung. Insgesamt locken bis zu 50 Buden und „Fahrgeschäfte“. Bis einschließlich Samstag hat auch das Wetter mitgespielt. Ausgerechnet am frühen Sonntagmittag fängt es an, zu regnen, anderthalb Stunden vor dem Start des verkaufsoffenen Sonntags um 13 Uhr. Aber gegen zwölf Uhr wird es schon wieder heller. Und tatsächlich scheint um halb eins wieder die Sonne. Doch es bleibt am Sonntag unbeständig und kühlt auch deutlich ab.
Neben Klassikern wie Kettenkarussell, Autoscooter und Breakdance sind Neuheiten wie „Das Biest“ zu bestaunen. Dort wird mit fünf Euro pro Fahrt zwar der höchste Karussellpreis überhaupt verlangt. Dafür ist die Sache auch überschwänglich – im wahrsten Sinne des Wortes.
Ein riesiges Pendel schwingt die Fahrgäste hin und her, während sich diese im Kreis um die eigene Achse drehen. Die Sitze sind mit großen gepolsterten Bügeln versehen. Denn das Pendel überschlägt sich sogar. Wenn das passiert, hängen die Fahrgäste für einen kurzen Moment kopfüber in 24 Metern Höhe. Ein Höllenritt. Schreie hallen bei jedem Überschlag über den Platz.
Dabei kann auch schon mal was verloren gehen, wie Jason Rasch (18) weiß, der Sohn des Besitzers, der Tickets verkauft und die Ansagen macht. „Wir haben eine Kiste, in der Wertsachen, wie Schlüssel, Handys oder Brieftaschen vor der Fahrt abgegeben werden können. Aber nicht jeder gibt seine Sachen ab“, so Rausch. Von Donnerstag bis Samstagmittag haben sich in seiner Kabine schon sechs Smartphones angesammelt, die den Sturz aus über zwanzig Metern nur mäßig überstanden haben.
Insgesamt ist es vielleicht nicht ganz so voll wie erhofft, zumindest am Samstagabend nicht. Ist ja auch Champions-League-Finale und im benachbarten Herdecke feiern sie die Maitage. Aber überall sind Menschen unterwegs. Der Breakdance räumt wie immer alles ab. Die Teenies kreischen vor Vergnügen. Vergessen die Pandemie, für einen Moment auch mal der Krieg, nur die Inflation ist auch hier zu spüren. Die Preise scheinen hier und da einen Satz nach oben gemacht zu haben.
Die Spitzenkarussells kosten vier Euro, andere wie Kinderkarussell oder Autoscooter 2,50 Euro oder drei. Für Getränke und Essen – Bier, Crepe, Pommes, 100 Gramm frische Mandeln zum Beispiel – scheinen drei beziehungsweise 3,50 Euro der neue Einheitstarif zu sein. Die Spiralkartoffel kostet vier, und drei Bälle beim Dosenwerfen genauso viel. Egal, man lebt nur einmal!
Schausteller in Witten: „Die Leute wollen raus“
Den Leuten sei anzumerken, „dass sie rauswollen“, hat denn auch Schausteller Heinz Hammes (54) feststellt. Er selbst musste zwei Jahre Däumchen drehen, zumal es rund um seinen Heimatort Korschenbroich nicht einmal Sonderaktionen wie 2020 in Witten den Ferienfreizeitpark „Zwiebelino“ gab.
Sandra Turnau, deren Tochter Sophia (7) sich gerade einen kleinen Plüschlöwen geangelt hat, ist eine von denen, die sich über die Rückkehr der Kirmes freuen. „Ich finde diese Abwechslung vom Alltag und das bunte Treiben einfach toll.“ Sophia will jetzt gleich weiter, „das Karussell mit den Raumschiffen“ wartet.
Die Fahrt mit dem Hansa-Jet haben Elke Wernau und Ella (3) schon hinter sich. Ihre Tochter ist völlig begeistert von dem Trubel, schließlich ist es ihre erste Kirmes. Schnurstracks steuert die Kleine auf das gegenüberliegende Karussell zu. Sie klettert auf das Fahrrad, das sich zwischen Feuerwehrfahrzeugen und Rennwagen im Kreis dreht. Kind glücklich – Mama glücklich. Die Himmelfahrtskirmes ist zurück.