So feiern Wirte und Gäste in Witten das erste Bier am Tresen
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Witten. Die Durststrecke ist vorbei, ein Bier am Tresen wieder möglich. Das genießen die Wittener sichtlich. Ein Kneipenbummel durch die volle City.
Ein kühles Bier am Tresen zu zischen – die Erinnerung daran war fast verblasst. Doch jetzt ist die Durststrecke erst mal vorbei und die Freude in Witten groß. Die niedrigen Inzidenzwerte erlauben es den Wirten, ihre Gäste auch wieder im Innenbereich mit Speis und Trank zu versorgen. Wegen des guten Wetters – und weil dort kein Test nötig ist – zieht es die meisten Besucher zwar nach draußen, doch die Stimmung ist überall ausgelassen. So voll wie an Tag eins der neuen Lockerungen war es in der City eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr.
In Schultes Brennerei steht Wirtin Iris Schreiber an diesem Freitag um Punkt 17 Uhr hinter der Theke und zapft ein Bier für Stammgast Gerd Brockfeld. Der 66-Jährige ist der Erste an diesem sonnigen Spätnachmittag. Seit 30 Jahren kommt er regelmäßig in die Kneipe an der Johannisstraße. „Es war mir ein Bedürfnis, hier heute mein erstes gezapftes Bier zu trinken“, sagt er und nimmt einen großen Schluck.
Wittener Wirtin: Froh, dass wieder ein Stück Normalität zurückkehrt
Die Vorfreude auf diesen Abend, an dem ein Stück Normalität zurückkehrt, ist Wirtin Iris Schreiber anzusehen. Seit 13 Jahren arbeitet die Gastronomin schon in Schultes Brennerei, hier sei ihr „zweites Zuhause“. Seit zwei Jahren leitet sie das Lokal. Über ein Jahr also unter Pandemie-Bedingungen. Seit November war ihr Laden sieben Monate lang dicht.
Eine unglaublich harte Zeit sei das gewesen, so die Wirtin. Die Corona-Hilfe kam zwar, deckte jedoch nicht mal die Unkosten. Durch die finanzielle Unterstützung von Freunden schaffte es die Wirtin trotzdem, den harten Winter zu überstehen. Doch sie sagt ganz klar: „Bis wir wieder schwarze Zahlen schreiben und der Verlust ausgeglichen ist, werden ein bis zwei Jahre vergehen“.
Wittener genießen in der ganzen Stadt die neu gewonnene Freiheit
Wir ziehen weiter die Johannisstraße runter Richtung Marktschänke. Laute Schlager-Musik ist schon von Weitem aus dem urigen Traditions-Lokal zu hören. Wirtin Heike Bargenda hat am frühen Abend gemeinsam mit Tochter Isa alle Hände voll zu tun. Am Tresen sitzen viele Gäste und trinken ihr kühles Blondes. Die Zeit für einen Disco-Fox mit einer Stammkundin nimmt die Wirtin sich trotzdem. „Das hier ist unser zweites Wohnzimmer – wir alle sind froh, wieder zurück zu sein“, sagt Heike Bargenda.
Diese Regeln gelten jetzt im Lokal
Wer im Restaurant oder der Kneipe drinnen sitzen möchte, der muss eines der „drei G“ erfüllen. Das bedeutet, man muss getestet, geimpft oder genesen sein. Für draußen gilt keine Testpflicht mehr. Zehn Personen aus maximal drei Haushalten dürfen gemeinsam ein Lokal besuchen. Gäste müssen die Maske beim Hinein- und Hinausgehen aufsetzen und sobald sie den Tisch verlassen.
Egal wo, in jedem Lokal herrscht an diesem fast schon sommerlich anmutenden Abend beste Laune. Rappelvoll ist es auf dem Berliner Platz vor dem Extrablatt. Eine Schlange hat sich gebildet, mit Wartenden, die das Bier, den Cocktail oder den Aperol gerne in der Sonne trinken wollen. Wer draußen keinen Platz findet, der setzt sich auch nach drinnen – schließlich ist das nun wieder möglich.
Am unteren Ende der Bahnhofstraße sind vor dem City-Treff alle Tische belegt, aber auch innen ist was los. Ähnliches gilt für die Alte Post. In der Wiesenstraße ist das Leben ebenfalls zurück – vor dem Knut’s und der Kult-Kneipe Klimbim genießen Wittener die neu gewonnene Freiheit.
Eva Tigges und Helmut Twellmann sitzen im Klimbim am Tresen. Vor ihrem Besuch haben die beiden Stammgäste noch den benötigten Schnelltest gemacht. Getrunken wird ein Bier, bestellt wird „wie immer“ die Pizza Funghi. „Heute sieht man in allen Gesichtern ein Grinsen“, sagt Eva Tigges. Die Freude der beiden Bommeraner ist groß. Einige Bekannte hätten sie heute schon im Klimbim getroffen, so die 49-Jährige. „Das hat einfach so gefehlt. Endlich können wir wieder in unserer Lieblingskneipe sitzen.“
Wirt Franco Sapia findet zwischen all den positiven Gefühlen aber auch sorgenvolle Worte. Die Angst, dass doch wieder was schiefläuft, die sei da. „Wir müssen gut aufpassen, dass sich alle an die Regeln halten“, sagt Sapia. Trotzdem ist er überglücklich, dass es wieder losgeht: „Letztes Jahr hatte ich viel Zeit für meine Familie, doch mit den Gedanken war ich immer bei meinem Lokal“.
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