Velbert. Einen ganz besonderen Kurs hat die SPD ausgerichtet. Alle Teilnehmer waren über 60 Jahre alt. Weshalb es auch im Alter wichtig ist, erste Hilfe leisten zu können.

In der Geschäftsstelle der SPD Velbert herrscht reges Treiben. Rund 20 Senioren im Alter ab 60 Jahren haben sich hier versammelt, um an einem besonderen Erste-Hilfe-Kurs teilzunehmen. Geleitet wird er von Ausbilder Knut, der den Teilnehmern innerhalb zwei Stunden anhand von Praxisbeispielen mit einer Erste-Hilfe-Puppe zeigt, wie man im Notfall richtig reagiert.

„Da wir alle älter werden und teilweise allein leben, will ich wissen, wie ich selbst feststellen kann, wenn ein Schlaganfall an die Tür klopft“, erklärt einer der Senioren auf die Frage, was er sich von dem Kurs erhofft. Auch eine andere Teilnehmerin macht sich Gedanken darüber, wie sie bei einem Notfall vorgehen muss: „Wenn ich bei anderen den Puls erfühlen muss, weiß ich gar nicht wo der genau ist. Ob die Person nun tot ist oder beatmet werden muss.“

Erste-Hilfe-Kurs für Senioren
Die SPD Velbert veranstaltete am Mittwoch den 8. Januar 2025 einen Erste-Hilfe-Kurs für Senioren. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

SPD Velbert organisiert Erste-Hilfe für Ü60

Bei einem Ehepaar sorgt bei beiden Partnern eine Herz-Rhythmus-Störung für Sorge und Beeinträchtigung. Als die Ehefrau in der Vergangenheit das Bewusstsein auf dem Stuhl verloren hat, wusste ihr Mann gar nicht, wie er sie von dem Stuhl hochbekommt. Und nicht nur das, „Wie geht man vor, wenn selbst man körperlich eingeschränkt ist? Ab wann sollte man überhaupt den Notruf wählen?“, fragt einer der Teilnehmer besorgt. Fragen, die junge Menschen bei ihrem Erste-Hilfe-Kurs oftmals wohl gar nicht stellen.

Erste-Hilfe-Kurs für Senioren
Über 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer machen beim Erste-Hilfe-Kurs der SPD Velbert mit. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Neben der Wiederbelebung üben die Senioren daher auch, wie man Wunden versorgt oder einen Schock behandelt. „Das sind alles Dinge, die man im Alter schnell mal brauchen kann“, nickt die 74-jährige Eva Maria Klinkert zustimmend. Auch Sigrid Eugert (72) ist der Kurs aus persönlichen Gründen besonders wichtig und hat diesen Wunsch selbst jüngst in einem SPD-Treffen geäußert.

Denn in eine Notfallsituation gerät man schnell. Und dann will man helfen, nicht nur beim Partner, auch bei fremden Menschen, denen man auf offener Straße begegnet. Die Senioren berichten von solchen Erlebnissen aus ihrem Alltag. Ein Beispiel ist ein unterzuckerter Mann, der mitten auf der Straße nachts im Dunkeln zusammenbrach. Ein anderer Fall ist ein gestürzter Fahrradfahrer, der per Handy-Ortung dann vom Notdienst gefunden wurde.

Wie Senioren in Velbert richtig Erste-Hilfe leistet

Über zwei Stunden hinweg erklärt Ausbilder Knut unter anderem, wie man eine Person in die richtige Lage bringt, einen Defibrillator benutzt und auch das unangenehme Gespräch über den Tod mit dem Partner führt. Zwischendurch dürfen die Teilnehmer auch mal selbst an der Puppe üben, wie man passend zum berühmten Lied der Bee Gees „Stayin‘ Alive“ jemanden wiederbelebt oder den Puls an verschiedenen Stellen ertastet.

Die Senioren nehmen nicht nur viele neue Tipps und Handgriffe mit, sondern auch das Gefühl, mehr auf den eigenen Körper zu achten und im Notfall richtig zu reagieren.

Besonders beeindruckt zeigt sich Renate Duderstadt, langjähriges Mitglied der SPD: „Das gibt einem ein gutes Gefühl von Sicherheit.“ Sie hat ihren Erste-Hilfe-Kurs zuletzt mit 17 Jahren für den Führerschein gemacht. „Das war genau vor 63 Jahren.“ Ihr ist auch bewusst, dass viele Senioren es für selbstverständlich halten, nicht mehr mit einer Erste-Hilfe-Situation konfrontiert zu werden. „Aber das ist fatal! Man müsste dieses Wissen von Zeit zu Zeit auffrischen, um immer auf dem aktuellen Stand zu sein.“

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„So einen Kurs sollte es öfter geben“, findet auch Ivo Simic, der seit 30 Jahren Mitglied der SPD ist. „Auf städtischer Ebene sollte man den Menschen die Gelegenheit geben, Erste Hilfe zu lernen und anderen zu helfen.“

Dabei wurde auch häufig besprochen, dass man schon viel früher mit dem Erste-Hilfe-Kurs beginnen sollte, am besten bereits im Kindergarten. So könnte Erste Hilfe ein fester Bestandteil über das ganze Leben hinweg werden, wie der Kursleiter und einige Senioren betonen.

Bei der SPD Velbert erfahren Senioren wie man in einer Notsituation richtig reagiert.
Bei der SPD Velbert erfahren Senioren wie man in einer Notsituation richtig reagiert. © WAZ | Samantha Dixon

„Das wäre wirklich sinnvoll“, nickt Eva Maria Klinkert. „Schon im Kindergarten könnte den Kindern die Angst vor Ersthilfe und ärztlichen Einsätzen genommen werden.“ Ihre Sitznachbarin, Christa Pommering (73), ergänzt: „In Amerika und Spanien lernen das die Kinder schon in der Schule, auch die Notrufnummer. Ich finde das toll!“

Der Erste-Hilfe-Kurs der SPD Velbert hat gezeigt, dass solche Angebote auch für Senioren enorm wertvoll sein können. Die Teilnehmer haben nicht nur neue lebenswichtige Fähigkeiten erworben, sondern sich auch sicherer im Umgang mit Notfällen gefühlt. Ein einmaliges Erlebnis wird der Erste-Hilfe-Kurs bei der SPD sicherlich nicht werden.