Kreis Mettmann/Velbert. Den oft entscheidenden Schlag schneller am Einsatzort sind die Mobilen Helfer im Kreis Mettmann. Der Velberter Chris Neuhaus ist zigfach dabei.
Eine FFP 2-Maske und ein Paar Handschuhe hängen immer gleich griffbereit neben der Wohnungstür. Die schnappt sich Chris Neuhaus fix, wenn er über seine spezielle App alarmiert wird und dann losstürmt, um wieder einem Menschen in einer Notlage beizustehen und ihm zu helfen. 21 Mal war das in diesem Jahr schon der Fall. Der 26-jährige Velberter ist nämlich Mobiler Retter. Einer von im Kreis Mettmann bislang bereits 570 Geschulten und somit Alarmbereiten bzw. von kreisweit sogar 953 so genannten Registrierten, die ausdrücklich Interesse an einem solchen Engagement bekundet haben, aber eben zum Teil jetzt erst noch geschult werden müssen.
Kreis Mettmann nimmt Schulungen wieder auf

Diese Schulungen habe man Corona-bedingt nicht so wie ursprünglich geplant durchziehen können, resümiert Heike Rohde, sie würden jetzt aber wieder aufgenommen. Sie ist Koordinatorin für Mobile Helfer im Amt für Brand- und Katastrophenschutz, Rettungsdienst (Kreis Mettmann). Hier im Neanderland macht die Schulungen, die vier Unterrichtsstunden umfassen, die kreiseigene Bildungsakademie für Gesundheits- und Sozialberufe in Mettmann.
Jede Sekunde ist wertvoll
Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt nachweislich wirklich jede Sekunde. Das Projekt Mobile Retter ist dazu gedacht, die Rettungskette entscheidend zu ergänzen. Ehrenamtliche qualifizierte Mobile Retter werden über eine App alarmiert und leisten, wenn sie bei einem Notfall in der Nähe sind, Erste Hilfe, bis der Rettungsdienst da ist.
Können und Wissen zur Verfügung stellen

Chris Neuhaus ist bei der Feuerwehr Velbert und war im Zuge seiner 30-Stunden-Rettungsdienst-Fortbildung angesprochen worden. Klarer Fall für ihn, dass er mitmacht: „Ich möchte mein Können und Wissen auch in meiner Freizeit zur Verfügung stellen“, erklärt er seine Motivation. Die Häufigkeit seiner Einsätze – das laufende Jahr ist nämlich kein Ausreißer –, von denen ein Drittel Reanimationen waren, führt er maßgeblich darauf zurück, dass er recht zentral am Rand der Velberter Innenstadt wohnt. Mit entsprechend vielen Menschen.
Vielfältige Hilfe
Ein Beispiel? Im Frühjahr half der Velberter einem Mann, vermutlich über die 50, in einer Innenstadt-Apotheke. Deren Personal kümmerte sich bereits um ihn, im Gebäude befand sich ein Defibrillator. Als Neuhaus vor Ort war, wurde der Mann defibrilliert, mittels Herz-Druck-Massage weiter reanimiert und beatmet. „Beim Eintreffen des Rettungsdienstes hat er schon wieder geredet und nach seiner Frau gefragt.“ Letztere habe dann umgehend ein noch dazugekommener zweiter Retter betreut.
Ab fünf Minuten wird’s gefährlich
„Sensationell“ nennt Dr. Arne Köster diese gesamte Konstellation. Nach Auskunft des Ärztlichen Leiters für den Rettungsdienst – er ist Facharzt für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin – beträgt die durchschnittliche Eintreffzeit der Rettungsdienste acht Minuten. „Ab fünf Minuten wird’s aber schwierig, wenn das Gehirn nicht mit Sauerstoff versorgt wird.“ Dann drohten Langzeitschäden. Zentral im Fokus sei die Herz-Lungen-Wiederbelebung. Chris Neuhaus ist in dem beschriebenen Fall sofort losgejoggt, war „in zweieinhalb oder drei Minuten da. Ich nehme alles in einem Radius von 500 oder 600 Metern an“, erzählt er.
System hat sich schon hundertfach bewährt
Und so sieht der Ablauf aus: Der Startschuss für das smartphonebasierte Alarmierungssystem fiel hier im Kreis vor fast genau zwei Jahren. Damals hatte man 1000 Retter binnen zwei Jahren als Zielvorgabe genannt. Parallel zu Rettungswagen und Notarzteinsatz-Kfz löst dabei die Kreis-Leitstelle eine Alarmierung über die Mobile-Retter-App aus. Das System ortet registrierte Ersthelfer im unmittelbaren Umkreis des Einsatzortes und schickt ihnen eine Anfrage aufs Smartphone. Bis zu zwei der aktuell 570 ehrenamtlichen Mobilen Retter, deren Standort per GPS-Abfrage ermittelt wird, können den Einsatz übernehmen und oft eben die entscheidende Zeit schneller als der Rettungsdienst vor Ort sein und handeln. Das ist laut Bilanz seit dem November 2020 in rund 1600 Fällen geschehen. Und: Die Retter waren im Schnitt bereits in weniger als dreieinhalb Minuten da.
>>>Für beruflich oder ehrenamtlich Vorgebildete
Wer sich den Mobilen Rettern anschließen möchte und beruflich oder ehrenamtlich folgende und ähnliche Qualifikation vorweisen kann, kann mitmachen: Angehörige von Hilfsorganisationen, Ärzte, Rettungsdienstmitarbeiter, Feuerwehrleute, Gesundheits- und Krankenpfleger, DLRG, THW, Sanitätsdienst, Einsatzersthelfer Alpha/Bravo (Sanitätsausbildungsstufen der Bundeswehr). „Einfach die Mobile-Retter-App herunterladen, registrieren und für ein Training anmelden“, rät Heike Heike Rohde.
Weitere Infos gibt es online auf portal.mobile-retter.org/me. Die nächsten Schulungstermine sind am 14. Dezember sowie am 25. Januar 2023. Weitere sind geplant (Anmeldung über die Internetseite). Bei Fragen steht die Kreisverwaltung per E-Mail an MobileRetter@kreis-me.de zur Verfügung.