Velbert. Bestimmte Anziehsachen gehören ab sofort nicht mehr in die Restmülltonne. Was genau gilt und was Recyclingunternehmer und Kleiderkammer-Betreiber sagen.
Das alte Hemd ist verwaschen und die Hose passt schon lange nicht mehr. Für viele Velberter kommen all diese Kleidungsstücke kurzerhand in den Restmüll. Nur ist das ab dem 1. Januar 2025 verboten. Die EU hat eine neue Regelung beschlossen, die eine getrennte Sammlung von Alttextilien vorschreibt. Damit soll die Wiederverwertung und das Recycling von Textilien verbessert werden.
Aber was bedeutet die EU-Regelung für die Bürger in Velbert?
Müssen jetzt wirklich alle gebrauchten Kleidungsstücke in die Altkleidercontainer? „Die Getrenntsammlung wurde falsch kommuniziert“, sagt Marwin Gedenk, Geschäftsführung der Firma Lothar Gedenk Recycling mbH in Essen. „Die dreckige, kaputte Hose kann auch weiter in den Hausmüll. Der Weg ist sowieso der gleiche und geht in die Verbrennung.“
In die Altkleidercontainer kommen also weiterhin nur saubere und unbeschädigte Textilien. Stark verschmutzte oder kaputte Kleidung muss weiterhin in den Restmüll. Damit macht sich auch niemand strafbar. Gleiches gilt für Gebrauchstextilien wie Bettwäsche, Gardinen oder Handtücher.
In Velbert gibt es ein gut ausgebautes Netz an Altkleidersammlungen, laut Technische Betriebe Velbert (TBV). An 48 Standorten stehen Sammelcontainer für Textilien und Schuhe bereit. 62 der Container in Velbert gehören zur Firma Lothar Gedenk Recycling mbH. Dort werden NVA-Textilien (nicht verwertbare Altkleider) direkt entsorgt. „Unsere Aufgabe ist es, so gut wie möglich vorzusortieren, damit am Ende des Tages, das Nutzbare aussortiert wird“, sagt Marwin Gedenk.
Allerdings gibt es auch vermehrt sogenannte „wilde“ Altkleidercontainer, die ohne Genehmigung auf öffentlichen oder privaten Flächen aufgestellt werden. Diese konkurrieren mit den offiziellen gemeinnützigen Sammlungen. Sven Both, Vorsitzender der Stiftung Leuchtturm, findet die Anonymität der Container grundsätzlich nicht gut. „Da wird dann irgendeinen Mist reingeschmissen“, sagt er und stellt sich die Frage, ob die Spenden auch tatsächlich wiederverwertet werden.
Der TBV empfiehlt Velbertern als Alternative, aussortierte Kleidungsstücke an karitative Einrichtungen wie Deutsches Rotes Kreuz, „Jacke wie Hose“ der Stiftung Leuchtturm, „S.O.S.-Team e.V.“ oder der Bepro zu spenden.
Altkleidercontainer oder Kleiderkammer?
Macht es also mehr Sinn, Kleidung in Container zu werfen oder doch besser bei Kleiderkammern abzugeben? Für Both ist die Antwort klar: „Ich als Spender finde es immer schöner, wenn ich persönlich etwas weitergeben kann.“ Bei „Jacke wie Hose“, der Second-Hand Laden im Untergeschoss der StadtGalerie Velbert, wird der persönliche Kontakt sehr geschätzt. Die Erlöse gehen an Sozialprojekte und nicht in die eigene Tasche. „Das überzeugt auch immer mehr Leute“, sagt er. Sogar seine Kinder finden Gefallen daran und gehen selbst in das Geschäft, weil sie wissen, dass da gute Sachen dabei sind. „Nachhaltigkeit ist ein großes Thema,“ betont Both.
Das Recycling-Problem der Altkleider in Velbert
Die Firma Lothar Gedenk Recycling mbH sieht jedoch ein größer werdendes Recycling-Problem bei der Altkleidersammlung. Der Anteil an beschädigter Kleidung ist auf 11 Prozent gestiegen. „Normalerweise liegt sie bei 8 bis 10 Prozent“, sagt Marwin Gedenk.
Das Problem: oftmals wird auch gut erhaltene Kleidung im Container beschädigt. Gedenk erklärt das anhand eines Beispiels: „Seitdem es keine Plastiktüten gibt im Einkauf, werden viele Sachen lose in die Container eingeworfen und nicht mehr in einer Tüte. Wenn ein Haushalt circa 50 Kilogramm an Kleidung aussortiert, das wären drei Müllsäcke, und diese lose in den Container wirft, schmeißt der Nächste seine durch Malerarbeiten verdreckte Kleidung in den Container und alles wird beschmutzt, schon allein durch Giftstoffe.“
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Was Velberter tun können, um nachhaltiger mit Kleidung umzugehen
Schon beim Kauf sollte darauf geachtet werden, dass die Kleidung möglichst langlebig ist und aus umweltfreundlichen Materialien besteht. Viele Textilien bestehen aus Mischfasern, die ein Recycling erschweren. Hier wären klare Vorgaben für das Ökodesign von Textilien hilfreich. Zum anderen kann jeder durch bewussteren Konsum und weniger Kleiderkäufe einen Beitrag leisten.
Welchen Hintergrund hat die EU-Richtlinie?
Die Textilwirtschaft ist ein großes Umweltproblem. Im Durchschnitt verbraucht sie mehr Treibhausgase als alle internationalen Flüge und Schiffe zusammen. Hinzu kommt der hohe Verbrauch an natürlichen Ressourcen. Die Herstellung eines Baumwoll-T-Shirts verbraucht 2700 Liter Süßwasser. Das ist so viel, wie eine Person in 2,5 Jahren trinkt. Die EU will somit Textilabfälle reduzieren und den Lebenszyklus und das Recycling von Textilien verbessern und erhofft sich dadurch, eine Kreislaufwirtschaft bis 2050 zu erreichen.