Neviges. An der Gesamtschule in Tönisheide herrschten chaotische Zustände. Eine Anwohnerin hätte vorher nie geglaubt, was sie selbst erlebte.
„Ich hatte früher mal gedacht, die Presse übertreibt in ihren Berichten über Elterntaxis. Aber was am vorletzten Schultag hier los war, das war wirklich heftig und auch gefährlich.“ Susanne Kuse wohnt in Tönisheide im Reiger Weg, Ecke Maikammer. So hat sie diesen Nachmittag erlebt: „Auf der Straße Maikammer herrschte Stop and Go, und was mich wirklich erschreckt hat: Die Kinder sind wie wild geworden zu den parkenden Autos gerannt, ein Kind lief um Glück nur gegen mich.“ An jenem Tag kurz nach Schulschluss, gegen 16 Uhr, habe an der Gesamtschule Chaos geherrscht.
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Das Problem „Elterntaxi“ wird die Stadt Velbert auch weiterhin beschäftigen. Rückstau bis auf die Nevigeser Straße, zugeparkte Gehwege, im Halteverbot parkende Autos, all das hat Susanne Kuse entsetzt, als sie ahnungslos mit ihren beiden Hunden Mia und Ronja vor die Tür ging. „Normalerweise gehe ich ja direkt in den Wald. Aber es hatte an dem Nachmittag stark geregnet. Da bin ich, ohne zu wissen, was mir blüht, an der Schule vorbeigegangen.“
Uneinsichtige Eltern gefährden in Velbert auch Anwohner
Nicht nur auf der Straße habe Gedränge geherrscht, auch auf dem Gehweg habe sie sich nicht sicher gefühlt: „Vom Lehrerparkplatz schoss ein Auto plötzlich rückwärts raus, ein Wagen aus Essen, das war nicht ungefährlich. Bei einem zweiten Wagen, der auch rausfuhr, habe ich noch an die Scheibe geklopft, der ist dann stehen geblieben und hat mich passieren lassen.“ Der Lehrerparkplatz werde, sobald ein Plätzchen frei ist, leider auch von Unbefugten benutzt, hat Susanne Kuse beobachtet.
Noch immer gebe es uneinsichtige Autofahrer und Autofahrerinnen, die dreist bis vor die Schule vorfahren, um ihre Kinder abzuholen und sich über alle von der Stadt getroffenen Maßnahmen hinwegsetzen: So wurde zum einen die Haltebucht für den Schulbus an der Bogenstraße als Haltepunkt freigegeben. Zum anderen darf im Bereich der Zufahrt in die Wohnsiedlung, also an der Kreuzung Nevigeser Straße/Auf der Drenk, kurz geparkt werden: Die Eltern sollen die Kinder bereits hier verkehrssicher ein- und aussteigen lassen, gewendet werden soll dann an der Kreuzung Auf der Drenk / Auf der Höhe. Nicht schlecht gedacht, so Susanne Kuse, doch leider werde es durch den Gegenverkehr zu Stoßzeiten manchmal so eng, dass es dann gar nicht mehr vorangehe.
Kontrollen werden 2025 fortgesetzt
Zahlreiche Kontrollen an Schulen
Der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) hat 2024 insgesamt 361 Schulwegsicherungen durchgeführt, also Zufahrtswege überprüft. Dabei wurden 272 Ordnungswidrigkeiten festgestellt und dazu auch Verfahren eingeleitet.
Neben den Schulleitern und Schulleiterinnen appelliert auch die Stadt Velbert immer wieder an Eltern, ihre Kinder zur Schule laufen zu lassen. So könnten gefährliche Situationen vermieden werden.
Was jetzt geplant ist: Auf jeden Fall werde der Kommunale Ordnungsdienst seine Kontrollen auch 2025 in dem Maße fortsetzen wie 2024, so kündigte die Stadt Velbert auf Nachfrage an. Nach massiven Protesten der Anwohner, die sich unter anderem über zugeparkte Eingänge beschwerten, ging das Kommunale Ordnungsamt der Stadt Velbert (KOD) 2024 in Tönisheide und auch an anderen Schulen verstärkt Streife. Das Ergebnis sind 36 Ordnungswidrigkeiten an der Gesamtschule in Tönisheide, vornehmlich wegen Parkverstößen. Damit belegt die Gesamtschule Platz vier im Ranking der Schulen mit den uneinsichtigsten Eltern. Der unrühmliche Platz eins mit 42 Ordnungswidrigkeiten geht an das das Nikolaus-Ehlen-Gymnasium in der Blumenstraße in Velbert-Mitte, Platz zwei belegt das Gymnasium Langenberg an der Panner Straße mit 39 Ordnungswidrigkeiten und der dritte Platz geht an die Grundschule Kastanienallee mit 37 „Knöllchen“.
Lehrerparkplatz ist zu klein
Das Problem „Elterntaxis“ gab es in dieser Form in Tönisheide früher nicht, weil die bis 2020 hier ansässige Heinrich-Kölver-Realschule weniger Schüler hatte. So wurden für die Gesamtschüler im Sommer 2023 zusätzlich 119 Container aufgestellt, natürlich ist auch das Kollegium größer, was die Parksituation in der Siedlung auch nicht einfacher mache, so Susanne Kuse: „Der Lehrerparkplatz ist zu klein, es parken immer einige im Reiger Weg, wenn der Parkplatz voll ist.“ Das sehe man genau an den Autoschildern, einige Wagen tauchten in den Ferien nicht auf. Nicht nur Susanne Kuse, die seit 18 Jahren hier wohnt, hofft, dass der Neubau für die Gesamtschule am Waldschlösschen termingerecht im Sommer 2025 fertig wird.